FASD – Raus aus der Tabuzone

FASD - Fetal Alcohol Spectrum Disorder

Die Fetale Alkohol­spektrumstörung

Eine Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD, Fetal Alcohol Spectrum Disorder) wird durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ausgelöst. Experten schätzen, dass rund 10 000 Babys jedes Jahr mit solchen alkoholbedingten Schäden zur Welt kommen. Ungefähr 2000 davon weisen den höchsten Grad der ­Schädigung auf: das Fetale Alkoholsyndrom (FAS).

Es handelt sich hierbei um die häufigste Ursache für geistige Behinderungen in der westlichen Welt.

Das Syndrom ist gekennzeichnet durch geistige und körperliche Schäden, Mangelentwicklung und Fehlbildungen. Auch mit der richtigen Unterstützung und Frühförderung ist das Fetale Alkoholsyndrom nicht heilbar, doch kann durch eine richtige Diagnosestellung und Unterstützung den Betroffenen das Leben erleichtert werden.

Gesicht und Kopf des Kindes weisen häufig Anomalien auf. Hierzu gehört beispielsweise ein ungewöhnlich kleiner Schädel, das Herabhängen der Augenlider, ein breiter Augenabstand oder eine zusätzliche Falte über dem inneren Lidwinkel. Auch Minderwuchs oder Fehlbildungen an Gelenken oder am Skelett oder eine Missbildung der inneren Organe können auftreten.

Laut Daten des Robert Koch-­Instituts trinken 20 % aller Frauen während der Schwangerschaft Alkohol.

Was viele nicht wissen: Schon kleine Mengen Alkohol während der Schwangerschaft können dem Ungeborenen schaden, denn der Alkohol aus dem mütterlichen Blut kann fast ungefiltert in das Blut des Ungeborenen übergehen. Selbst zehn Gramm Alkohol (was etwa einem kleinen Bier entspricht) können bereits ein Fetales Alkoholsyndrom verursachen.

Es gibt somit keine sichere Menge Alkohol, die während der Schwanger­schaft bedenkenlos getrunken werden könnte.

Schwangere mit Weinglas in der Hand

Frau Dr. Landgraf, Sie gelten als Expertin, was Fetale Alkoholspektrumstörungen betrifft.

Erleben Sie schwangere Frauen und Gynä­kologen als hinreichend aufklärt, was den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und seine Folgen betrifft?

Ich bin Kinder- und Jugendärztin, daher kann ich nur aus zweiter Hand berichten, dass sowohl viele Eltern der von mir betreuten Kinder als auch werdende Eltern aus meinem Bekanntenkreis berichten, dass sie durch ihre FrauenärztInnen oder Hebammen nicht ausreichend aufgeklärt wurden oder ihnen sogar gesagt wurde, dass ein Glas Prosecco in Ordnung sei, wenn der Kreislauf während der Schwangerschaft „verrücktspiele“, oder sich ein Glas Wein gut zum Entspannen in der Schwangerschaft eigne.

Wird Alkoholkonsum in der Schwangerschaft von den werdenden Müttern häufig kommuniziert oder eher verschwiegen?

Zu uns in die TESS-Ambulanz (für Risikokinder mit Toxin-Exposition in der Schwangerschaft) des iSPZ Hauner (integriertes Sozialpädiatrisches Zentrum im Dr. von Haunerschen Kinderspital) und in das Deutsche FASD Kompetenzzentrum Bayern kommen meistens Eltern, deren Kinder bereits Auffälligkeiten in der Entwicklung, in der Kognition und/oder im Verhalten zeigen. Einige dieser Eltern berichten sehr offen über ihren Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und ihre Sorgen um ihr Kind, z. B. wenn sie nicht wussten, dass die Frau schwanger war. Andere Eltern benötigen eine längere Zeit, um ein Vertrauensverhältnis mit uns aufzubauen, bevor sie ihre Hemmung überwinden können, um von möglichen Schwierigkeiten in der Schwangerschaft zu reden.

Erleben Sie Wut gegenüber Müttern, die während der Schwangerschaft Alkohol konsumieren?

Nein, in keinster Weise. In Deutschland haben wir eine alkoholpermissive Gesellschaft. Alkohol ist die billigste, am besten verfügbare und am meisten gebrauchte Droge – und gehört kulturell zu allen Festivitäten dazu. Daraus resultiert, dass das Thema Alkohol in der Schwangerschaft nicht das Problem einzelner Frauen ist, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe.

Warum gestaltet sich die Diagnostik von FASD-Störungen als so schwierig?

FASD ist ein Oberbegriff für mehrere Spektrumstörungen: das Fetale Alkoholsyndrom mit einer Wachstumsstörung der Kinder und Auffälligkeiten des Gesichtes sowie das partielle Fetale Alkoholsyndrom und die alkoholbedingte entwicklungsneurologische Störung, bei denen die Kinder weniger oder gar keine äußerlichen Auffälligkeiten aufweisen. Kinder mit FASD können also auch eine „unsichtbare“ Behinderung aufweisen und werden daher oft spät, nicht oder falsch diagnostiziert.
Alle Spektrumstörungen beinhalten funktionelle oder strukturelle Auffälligkeiten des zentralen Nervensystems. Dabei haben Kinder und Jugendliche mit FASD jedoch kein einheitliches neuropsychologisches Profil. Das bedeutet, dass sie zwar alle an einer alkoholtoxischen Gehirnschädigung leiden, aber Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Gehirnfunktionen haben. Daraus folgt, dass für die Diagnose einer FASD eine ausführliche und FASD-erfahrene ärztlich-neurologische und psychologische Diagnostik erfolgen muss.
Trotz der Aufwendigkeit der Diagnosestellung FASD ist diese sehr wichtig, da dadurch ein Krankheitskonzept entsteht. Dieses führt zu einer Erwartungsänderung der Umwelt und dadurch zu einer Verbesserung der Förderung und zur Vermeidung von Frustrationserfahrungen des Kindes und der Bezugspersonen.

Dr. med. Miriam Landgraf
Frau Dr. med. Landgraf ist ­Psychologin, Fachärztin für ­Kinder- und Jugendmedizin, Kinderneurologin, Oberärztin und leitet die Ambulanz für ­Risikokinder mit Toxin-­Exposition in der Schwangerschaft im LMU Zentrum für ­Entwicklung und komplex ­chronisch kranke Kinder in München.

Quellen: wikipedia.de, fasd-deutschland.de, kinderaerzte-im-netz.de, aerzteblatt.de, netdoktor.de
Fotos: simez 78, LightField Studios, daniiD_shutterstock.com

Pubertät – Mobbing. Es kann jeden treffen

Mädchen hält sich die Augen zu - hinter ihrem Rücken wird gelästert

Eigentlich will Greta diesen Montag nicht zur Schule. Ihre Mutter nahm ihr die vorgetäuschten Bauchschmerzen aber nicht ab und so steigt sie mit gesenktem Blick in den halbvollen Bus. In der hinteren Reihe sitzt wieder die Mädchengruppe. „Du hättest auch liegenbleiben können. Sowas wie dich braucht die Welt doch gar nicht“, wird Greta begrüßt. Tränen der Scham steigen ihr in die Augen.

Junge mit Kopf auf den Knien

Von dieser morgend­lichen ­Schikane erzählt sie niemandem, nicht ihrer Freundin, ihrem Lehrer und auch nicht ihren ­Eltern. Zu peinlich ist es ihr, dass jemand sie so behandelt wie diese Gruppe gleichaltriger ­Mädchen. Vielleicht ist sie am Ende ja sogar selbst Schuld und die Mädchen haben recht?
So wie Greta geht es unzähligen Kindern und Jugendlichen. Es handelt sich hierbei um Mobbing (auch Bullying genannt – ein Begriff aus dem Englischen). Mobbing bedeutet, dass ein Mensch wiederholt und über längere Zeit von anderen ­Personen schikaniert wird.

Es gibt verschiedene Arten von Mobbing:

• verbales Mobbing (z. B. Beschimpfungen oder Auslachen)
• stummes Mobbing (z. B. Ausgrenzen oder Nichtbeachtung)
• Cybermobbing (Mobbing über das Internet oder Handy)
• körperliches Mobbing (z. B. körper­liche Nötigungen oder Gewaltandrohungen)

In den meisten Fällen wird nicht nur auf eine Art gemobbt, sondern die Opfer sind unterschiedlichen Angriffen und Erniedrigungen ausgesetzt.

Mobbing kann überall geschehen: auf dem Pausenhof, dem Schulweg, auf Facebook oder im Bus. Häufig erwischt es Jugendliche, die aus irgendeinem Grund anders sind, sei es, dass sie die falsche Kleidung tragen, eine andere Hautfarbe haben oder Merkmale besitzen, die sie von anderen abheben. Man kann aber auch rein zufällig Oper von Mobbing werden, ohne dass sich ein Grund hierfür identifizieren lässt. Wichtig zu verstehen ist, dass das Opfer keine Schuld an der Situation trägt.

In Zeiten von Facebook, Instagram und TikTok wird Cybermobbing immer häufiger.

Dies ist besonders perfide, da die Täter für das Opfer häufig nicht mal identifizierbar sind. Falsche Anschuldigungen oder private Fotos des Opfers können so überall im Internet verbreitet werden. Häufig hat das Opfer auch keine Möglichkeit, alle Mobbingspuren aus dem Internet zu entfernen, so dass es nicht weiß, wer alles hiervon erfährt. Scham ist bei Opfern von Cybermobbing oftmals besonders ausgeprägt.

Jeder kann in die Situation kommen, gemobbt zu werden. Wenn ihr mitbekommt, dass jemand gemobbt wird, seid ihr Mobbingzeuge und könnt dazu beitragen, dass dem Opfer geholfen wird. Aus Scham zögern viele Opfer sehr lange, bis sie selbst aktiv nach Hilfe suchen, und sind häufig für Unterstützung dankbar.

Mädchen guckt bedrückt auf ihr Handy

Was kannst du tun, wenn du gemobbt wirst?

Wenn du selbst Opfer von Mobbing bist, dann lass dir gesagt sein, dass du an dieser Situation keine Schuld trägst. Die Bezeichnung „Opfer“ führt vielleicht dazu, dass du dich schwach und klein fühlst. Lass dich von diesem Begriff nicht irreleiten, denn du hast dir diese Rolle ja nicht ausgesucht.

Wichtig ist nun, dass du überlegst, wem du dich anvertrauen könntest. Gibt es einen Lehrer an deiner Schule, zu dem du Vertrauen fassen könntest? Sind Freunde oder deine Eltern mögliche Ansprechpartner, mit denen du gemeinsam nach Lösungen suchen kannst?

Überlege mal, an welchen Stellen du aktiv werden könntest: Macht es vielleicht Sinn, einen anderen Schulweg zu wählen oder mit jemandem zusammen zu gehen? Gibt es in deiner Gegend einen Selbstverteidigungskurs? Hierbei geht es nicht darum, Gewalt mit Gewalt zu vergelten, sondern um die Stärkung deines eigenen Selbstwertgefühls.

Wenn du in der Öffentlichkeit gemobbt wirst, könntest du andere Personen um Hilfe bitten. Hierbei empfiehlt es sich häufig, die Personen konkret anzusprechen („Sie mit der blauen Jacke, könnten Sie bitte …?“).
Es gibt in deiner Stadt vielleicht auch örtliche Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst. Auch ein Psychotherapeut könnte ein möglicher Ansprechpartner sein, um einen für dich guten Umgang mit der Situation zu erlernen.

Von Mobbing Betroffene können beispielsweise hier Hilfe finden:

www.nummergegenkummer.de
www.juuuport.de
www.cybermobbing-hilfe.de

Für Eltern

Hinweise auf Mobbing können beispielsweise schlechtere Schulnoten oder Bauchschmerzen vor der Schule sein. Manche Kinder wirken auch ruhiger und in sich gekehrter, während andere sich aggressiv verhalten.

Einige Kinder haben häufiger fehlende oder kaputte Sachen und verlangen mehr Taschengeld. Dies kann ein Hinweis auf Erpressung sein.
Folgen von Mobbing können emotionale und psychosomatische Störungen sein, deren Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter hineinreichen. Auch ein schulischer Leistungsabfall ist häufig eine Begleiterscheinung des Mobbings.

Junge wird körperlich bedroht - ein anderer Junge filmt

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind gemobbt wird?

• Verdeutlichen Sie Ihrem Kind, dass es keine Schuld an der Situation trägt.
• Fördern Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes.
• Seien Sie Vorbild in der konstruktiven Regelung von Konflikten.
• Ermuntern Sie Ihr Kind im häuslichen Rahmen zum Setzen von Grenzen.
• Suchen Sie den Kontakt zur Schule/Einrichtung und besprechen Sie das weitere Vorgehen.
• Pflegen Sie in der Familie einen vertrauensvollen Gesprächsaustausch.
• Sozialisieren Sie Ihr Kind (etwa durch Eintritt in einen Verein o. Ä.).
• Beratungsstellen können auch Eltern unterstützende Hilfe anbieten.
• Als letzter Ausweg kann ein Schulwechsel helfen.

Quellen: familienhandbuch.de, schuelerhilfe.de, praxistipps.focus.de
Fotos: Lopolo, Rawpixel.com,Speedkingz, Rido_shutterstock.com

Ab in den Wald!

Mama und Sohn auf einer Waldlichtung

Die Natur beim Erwachen beobachten

Beim Blick aus dem Fenster hört ihr früh­morgens schon die ersten Vögel und die Sonnenstrahlen ­machen beim Aufstehen gleich gute Laune? Wie wäre es, wenn ihr Butterbrot, Obst und eure Eltern einpackt und einen Ausflug in den Wald macht?

Blätter sprießen, erste Krabbelkäfer und Schmetterlinge strecken ihre Fühler ­heraus und bald bekommen die Waldtiere ihre Jungen. Die Natur erwacht zu neuem Leben und das ist spannender, als man auf den ersten Blick denken könnte: Wahrnehmung, Achtsamkeit und Fantasie werden im Wald beinahe automatisch trainiert. Auch motorische ­Fähigkeiten können beim Balancieren über Baumstämme oder Steine ver­feinert werden.

Probiert doch mal Folgendes aus:

Mädchen pflückt Blüten

Blütenbrot

Euer Butterbrot von daheim könnt ihr mit essbaren Blüten belegen. Probiert einmal Gänseblümchen und Löwenzahnblüten. Auch Ringelblumenblüten und Wiesenschaumkraut bringen vollkommen neue Geschmackserlebnisse. Junger Bärlauch lässt sich ebenso als Brotbelag verwenden und ist zudem sehr gesund. Fragt aber auf jeden Fall eure Eltern, bevor ihr etwas in den Mund nehmt. Zudem empfiehlt es sich, Pflanzen nicht direkt am Wegesrand oder auf gedüngten Weiden zu pflücken.

blühender Baum

Den Wald hören

Sucht euch einen gemütlichen Platz und schließt einmal die Augen. Was könnt ihr alles hören? Den Wind? Summende Insekten oder singende Vögel? Vielleicht einen fließenden Bach in der Nähe oder gar das Knurren eures eigenen Magens? Zuerst meint ihr vielleicht, gar nicht so viel hören zu können. Lauscht ruhig ­einige Minuten und ihr werdet erstaunt sein, was im Wald alles los ist.

Meise auf blühendem Ast

Musikinstrumente des Waldes

Wusstet ihr, dass man mit einem Grashalm Musik machen kann? Es klingt einfacher, als es ist, aber mit ein wenig Übung bekommt ihr den Dreh sicher raus: Der Grashalm wird straff zwischen Daumen und Handballen geklemmt. Durch den kleinen Spalt im Daumenbereich pustet ihr nun Luft durch. Wer hier zu ungeduldig ist, findet bestimmt heraus, wie man mit Stöckern trommeln oder mit Laub rascheln kann.

2 junge Füchse

Suchspiel

Wer findet denn zuerst eine Feder? Oder einen Tannenzapfen? Wer entdeckt als Erstes einen Schmetterling oder gar eine Raupe? Kann jemand eine Pflanze oder ein Tier entdecken, das mit A anfängt? Oder findet vielleicht sogar jemand etwas Gelbes hier im Wald? Wer findet einen Stein, der wie ein Dreieck aussieht?

3 Geschwister

Den Wald aufräumen

Auch im Wald sind Menschen unterwegs, die unserer Umwelt unachtsam begegnen. Hier und da findet ihr vielleicht leere Joghurtbecher oder verlorene Taschentücher. Mit Handschuhen und Müllbeutel ausgestattet, könnt ihr der Natur beim Waldspaziergang etwas Gutes tun. Sammelt den Müll auf und entsorgt ihn zuhause in der Mülltonne. Mit bloßen Händen solltet ihr den Müll jedoch nicht anfassen.

Besteck schnitzen

„Wer schnitzt, der sitzt“ lautet die wichtigste Regel beim Schnitzen. Die Messerführung geht vom Körper weg und von oben nach unten. Wer diese Vorgaben verinnerlicht hat, kann im Beisein seiner Eltern das Schnitzen ausprobieren: Sucht euch geeignete Äste und schnitzt zum Beispiel Gabeln, Pfeile oder kleine Spielfiguren.

Hütten bauen

Sucht euch größere, frei herumliegende Äste und lehnt sie an einen Baum oder einen Ast in Stehhöhe. Bei Bedarf können die Stöcker mit Schnüren fixiert werden. Achtet jedoch darauf, die Natur hinterher wieder sauber zu hinterlassen. Mit Laub, Moos und Zweigen kann die Waldhütte nun bedeckt werden. Wie riecht es in eurer Hütte? Ist es wärmer als draußen? Welche Waldmitbewohner sind dort mit eingezogen? Auch zum Picknicken ist dies bestimmt ein spannender Ort.

Schmetterling auf Blüte

Becherlupe

Kennt ihr Becherlupen? Hiermit lassen sich kleine Insekten ganz groß betrachten. Eine Ameise sieht so ganz anders aus als mit bloßem Auge und die Haare einer Raupe lassen sich viel detaillierter betrachten. Achtet darauf, dass ihr den Insekten keinen Schaden zufügt und sie hinterher wieder freilasst.

Nicht zu viel planen

Es müssen nicht immer feste Spielvorgaben sein. Eltern sind häufig erstaunt, wie gut Kinder selbst ins Spiel finden: Die zwei Äste dort sehen fast aus wie eine Höhle und auf diesen Baum kann man wunderbar hinaufklettern. Der gebogene Zweig dort sieht sogar aus wie ein Briefkasten für die Post. Oh ja, und diese kleinen Steinchen kann man prima zur Verzierung der Türklingel im Baumhaus verwenden. Der Wald regt die Fantasie der Kinder beinahe automatisch an.

Regeln im Wald:

  • Keinen Müll im Wald hinterlassen.
  • Kinder bleiben in Hör- und Sichtweite der Eltern.
  • Mit Stöckern in der Hand wird nicht gerannt.
  • Keine toten Tiere anfassen.
  • Achtsam sein und die Waldtiere nicht stören.
  • Nicht auf aufgeschichtete Holzstapel klettern ­(Verletzungsgefahr!).
  • Das Klettern auf Hochsitze ist ­verboten.
  • Nur Pflanzen oder Pilze zum Verzehr pflücken, die eindeutig bestimmt werden können.
  • Keine Pflanzen oder Tierbauten mutwillig zerstören.
  • Im Wald gefundene Beeren, Kräuter oder Pilze werden vor dem Verzehr abgewaschen.
Kind pflückt Himbeeren

Informiert euch!

Bestimmungsbücher helfen euch herauszufinden, welcher Baum, welche Pflanze oder welches Insekt sich vor euch befindet. Die App zur Vogel­bestimmung vom NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) kann euch dabei unterstützen, seltene Arten zu bestimmen. Das Bundes­ministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat die kostenlose Kinder-App „Die kleine Waldfibel“ entwickelt, die auf der Homepage www.bmel.de heruntergeladen werden kann. Dort findet sich unter dem Stichwort ­„Publikationen“ auch eine Broschüre „Entdecke den Wald“, die kostenfrei nach Hause bestellt werden kann.

Marone mit Moos

Achtung, Zecken!

Auch wenn es draußen warm ist, sind lange Hosen (am besten in die Socken gesteckt) und Oberteile mit langen ­Ärmeln zu empfehlen. Verschiedene Sprays können einen zusätzlichen Schutz gegen Zecken oder andere Insekten bieten. Nach einem Waldbesuch sollten Kinder gründlich nach Zecken abgesucht werden. Zeckenbisse lassen sich aber nicht immer verhindern. Die Bissstelle sollte die nächsten Wochen im Blick behalten und im Falle einer Rötung ein Arzt auf­gesucht werden.

2 Kinder stapfen im Sonnenstrahl durch den Wald

Digitaler Schulunterricht – Wer lehrt hier eigentlich wen?

Digitaler Schulunterricht – Wer lehrt hier eigentlich wen?

Mara befindet sich derzeit im Homeschooling: Sie muss sich ihren Unterrichtsstoff zuhause selbst erarbeiten. Ihre Mutter ist überfordert: Wie schicke ich die handgeschriebenen Hausaufgaben in digitaler Form an die Lehrerin? Habe ich das Lehrkonzept überhaupt richtig verstanden? Wo kann ich Hilfe bekommen, um die benötigte Software zu installieren und zu bedienen? Und wie kann ich mein Kind trotz eigener Verpflichtungen pädagogisch unterstützen und motivieren? Der digitale Ausbau der Schulen in Deutschland hinkt den Nachbarländern noch deutlich hinterher, was gerade in Zeiten von Corona deutlich wurde.

Besonders schwierig wird es, wenn ein Elternteil aufgrund der Kinderbetreuung selbst im Homeoffice am Computer arbeiten muss und dem Haushalt keine weiteren technischen Geräte zur Verfügung stehen. Nicht jeder Grundschüler besitzt bereits einen eigenen und hinreichend ausgestatteten Computer samt Arbeitsplatz, an dem man sich in Ruhe dem Unterrichtsstoff widmen kann. Oft befinden sich im Haushalt zusätzlich noch Geschwisterkinder, die ebenfalls dem digitalen Schulunterricht nachgehen müssen, weswegen plötzlich zwei, drei oder mehr Computer benötigt werden.

Finanzielle Unterstützung für sozial schwache Familien ist bisher kaum vorgesehen. Das Landessozialgericht Essen (Az. L 7 AS 719/20 B ER, L 7 AS 720/20) hat allerdings mittlerweile entschieden, dass die Anschaffung eines internetfähigen Endgerätes im Rahmen von Sozialleistungen gefördert werden kann. Häufig wird jedoch nicht nur ein Computer benötigt, sondern auch spezielle Software, ein Drucker samt Tintenpatronen und Papier – und vor allem ausreichend Zeit und Motivation auch seitens der Eltern.

In einer repräsentativen Befragung gaben 75 % der Eltern Probleme beim Homeschooling an. 37 % der Befragten äußerten, sich von der Schule im Stich gelassen gefühlt zu haben. Technische Probleme hatten 31 % der befragten Eltern.

Besondere Problemkonstellationen ergeben sich bei sozial schwachen Familien, Mehrkindfamilien, Familien mit Migrationshintergrund, Alleinerziehenden und bildungsfernen Familien. Häufig kommen mehrere dieser Faktoren zusammen und erschweren die Situation für die betreffenden Familien zusätzlich. Auch beengte Wohnraumsituationen oder die coronabedingte Schließung von Spielplätzen und Einschränkung weiterer Freizeitaktivitäten führen zu Besonderheiten, die sich auf das konzentrierte Arbeiten beim Homeschooling auswirken können. Nicht jede Familie verfügt über einen eigenen Garten, in dem die Kinder während der Pausen frische Luft tanken und sich frei bewegen können. Eine wesentliche Gefahr beim digitalen Schulunterricht ist somit die soziale Spaltung: Kinder aus Familien mit erschwerten Bedingungen werden schnell benachteiligt, weil sie den vorgegebenen Stoff nicht eigenständig erarbeiten können. Die Bildungsgerechtigkeit kann daher bisher nicht angemessen gewährleistet werden.

Insbesondere ältere Schüler müssen beim digitalen Unterricht ihren Alltag oft selbst organisieren. Kein vorgeschriebener Stundenplan sagt ihnen, wann sie zu rechnen oder zu lesen haben, sondern die Zeit kann frei eingeteilt werden. Dies kann schnell zur Überforderung führen. Persönliche Unterstützung durch Lehrer wird häufig den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht. Rund 37 % der Lehrer gaben an, dass sie während der coronabedingten Schulschließung im Frühjahr 2020 mit weniger als der Hälfte der Schüler regelmäßigen Kontakt hatten. Dies mag viele Ursachen haben: Wenn der Lehrer per Doodle einen Zoom-Call oder eine Skype-Konferenz mit dem Schüler vereinbaren möchte, fühlen sich viele Eltern angesichts der technischen Herausforderungen überfordert. Häufig wird hier auch ein Mikrofon oder eine Kamera am technischen Endgerät vorausgesetzt.

Der digitale Schulunterricht bietet viele Chancen, jedoch mangelt es sowohl Eltern als auch Lehrern noch an Erfahrung in diesem Bereich. Auch die Politik muss noch Möglichkeiten schaffen, um soziale Nachteile auszugleichen und Lehrkräfte und Eltern zu schulen.

Die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung im digitalen Unterricht und dem Nachgehen eigener beruflicher Tätigkeiten muss durch Rahmenbedingungen im Arbeitsrecht ebenfalls optimiert werden. Eltern kann die Doppelbelastung aus Berufstätigkeit und Lehrtätigkeit im digitalen Schulunterricht daheim nicht als dauerhafte Lösung zugemutet werden, ohne ihnen entsprechende Nachteilsausgleiche anzubieten. Leihgeräte könnten beispielsweise zu einer verbesserten Chancengleichheit beitragen ebenso wie spezielle finanzielle Förderungen für sozial schwächer gestellte Familien.

Die Schule ist zudem nicht nur ein Ort, an dem Unterrichtsstoff gelehrt und gelernt wird. Auch soziales Miteinander und der Umgang mit Regeln werden dort geübt. Freundschaften werden geknüpft und Konflikte ausgetragen. In den Pausen wird gemeinsam getobt und wer einmal das Pausenbrot vergessen hat, bekommt häufig eine Apfelspalte von seinem Sitznachbarn rechts und ein halbes Käsebrot vom Sitznachbarn auf der anderen Seite angeboten – all dies kann der digitale Unterricht gar nicht ersetzen.

Quellen: ndr.de, statista.com, daserste.ndr.de, rp-online.de Fotos: Fam Veld_shutterstock.com, Fabio Principe_shutterstock.com

Wenn Essen zum Problem wird

Wenn Essen zum Problem wird

Es gibt Spaghetti mit einer leckeren Soße zum Abendessen, die Maja schon immer gerne gegessen hat. Seit einiger Zeit lässt sie jedoch die Soße weg und auch der Nudelteller wird kritisch beäugt, ehe sie das Gericht auf den Teller hin und her schiebt. „Ist das noch normal?“, fragen sich die Eltern der Zwölfjährigen.

Die Grenze zwischen einem normalen und einem gestörten Essverhalten ist nicht immer eindeutig zu erkennen. Eine Essstörung entsteht häufig so schleichend, dass sie unbemerkt Einzug in das Leben der Betroffenen und ihrer Familien findet. Kinder und Jugendliche können ein schwankendes Essverhalten an den Tag legen, was erstmal keinen Grund zur Besorgnis darstellt. Wann jedoch sollte man genauer hinschauen? Um eine Essstörung verstehen zu können, ist es das Wichtigste, darüber Bescheid zu wissen, welche Essstörungen es gibt und wie diese aussehen.

Definition:

Eine Essstörung ist eine Störung des Essverhaltens, bei der die permanente gedankliche und emotionale Beschäftigung mit Themen rund ums Essen eine zentrale Rolle spielt. Essstörungen können die Nahrungsaufnahme und/oder deren Verweigerung betreffen. Zu den Essstörungen zählen vorwiegend Magersucht und Bulimie.

Magersucht:

Magersucht ist eine schwere psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen rapide an Gewicht verlieren. Typisch ist ein verzerrtes Körperbild: Der Jugendliche nimmt sich als zu dick war, obwohl er bereits untergewichtig ist. Die Ursachen für das Auftreten einer solchen Störung sind sehr individuell: beispielsweise Störungen in der Stressverarbeitung, genetische Faktoren, hoher Leistungsdruck oder das westliche Schönheitsideal. Die Folge dieser Erkrankung können schwere, teils chronische organische oder hormonelle Schäden sein.

Bulimie:

Bei Bulimie (Ess-Brech-Sucht) handelt es sich um eine psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen wiederkehrende Heißhungerattacken haben, in denen sie die Kontrolle über ihr Essverhalten verlieren und meist große Mengen an Nahrung zu sich nehmen. Infolge dieser Essanfälle entwickeln sie panische Angst vor dem Zunehmen und erbrechen schließlich. Mögliche Folgen einer Bulimieerkrankung können u. a. Mangelernährung oder Herzrhythmusstörungen sein, zudem auch Gastritis, Zahn- oder Nierenschäden oder Entzündungen im Bereich der Speiseröhre.

Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland im Alter von 11 bis 17 Jahren zeigt Symptome einer Essstörung. Mädchen sind hierbei häufiger betroffen als Jungen. Jedoch nicht jedes Kind mit auffälligem Essverhalten entwickelt eine Störung.

Mögliche Hinweise können auf eine Erkrankung hindeuten:

• plötzlicher Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme
• Lebensmittel werden in „gut“ oder „schlecht“ unterteilt
• häufiger Toilettengang nach der Nahrungsaufnahme
• Erkrankte sprechen permanent vom Essen
• ständige Gewichtskontrolle
• Probleme mit dem Sättigungs-/Hungergefühl
• Übermaß an Sport
• häufige Kritik am eigenen Aussehen und Gewicht
• Verschlechterung der schulischen Leistungen

 

Quellen: bzga-essstoerungen.de, de.statista.com, selfapy.de, netdoktor.de, uni-wuerzburg.de
Fotos: pixabay.com, Ekaterina Vidyasova_shutterstock.com

Schöne neue Welt? Gesundheits-Apps im Für und Wider

Schöne neue Welt? Gesundheits-Apps im Für und Wider

Über 100 000 Apps befassen sich laut einer Studie der Universität Freiburg mit Gesundheits- oder Medizinthemen. Bei einem Großteil dieser Angebote lassen sich jedoch Qualität und Datenschutz bemängeln. Einheitliche Qualitätskriterien fehlen bisher, sind jedoch im sensiblen Bereich der Medizin unbedingt vonnöten.

Die Angebotspalette ist breit und reicht von Gesundheits-Apps über Medizin-Apps bis hin zu Notfall-Apps. Gesundheits-Apps unterstützen den Verbraucher dabei, seine Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern, beispielsweise im Bereich der Ernährung. Der Nutzer erhält eine detaillierte Übersicht seiner Ernährungsgewohnheiten und seines Nährstoffbedarfs. Medizinische Apps dienen der Diagnose und/oder Therapie einer Erkrankung, wie z. B. der Auswertung von Blutzuckerwerten. Notfall-Apps verfügen über integrierte Panik-Buttons oder einen integrierten Sturzalarm.

Auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Behinderungen werden verstärkt digitale Angebote ausgebaut. Für blinde oder seheingeschränkte Menschen besteht ein großes Angebot nützlicher Apps: Vergrößerungslinsen oder die interaktive App „By My Eyes“. Diese App verbindet Menschen mit Sehbehinderungen mit Freiwilligen, die bereit sind, ihnen in verschiedenen Situationen ihr Augenlicht „zu leihen“.
Die „Wheelmap“ ist eine App für Menschen mit motorischer Behinderung, die auch Eltern mit Kinderwagen unterstützen kann. Es werden hier barrierefreie Orte in der Umgebung angezeigt, was Reisen oder spontane Restaurantbesuche erleichtert.

Ob zur Unterstützung der Pflege Angehöriger oder für die Suche nach einem Facharzt – immer mehr Krankenkassen entwickeln auch eigene Apps, die sie ihren Mitgliedern meist kostenfrei anbieten. Ebenso das Einreichen von Rechnungen oder Dokumenten ist bei vielen Krankenkassen bereits per App möglich. Sie wissen nicht, was der Code auf Ihrer Krankschreibung bedeutet? Fragen Sie doch die App „ICD-Diagnoseauskunft“.

App-Nutzer bekommen durch diese Anwendungen schnell das Gefühl, aktiv an ihrem Gesundheitszustand mitwirken zu können. Dies kann insbesondere im Bereich der Prävention positive Einflüsse haben. Wer 10 000 Schritte auf seinem Schrittzähler am Tag geschafft hat, erhält beispielsweise einen digitalen Pokal als Belohnung und Motivationshilfe.

Fraglich ist, ob solche digitalen Anwendungen den Nutzer unter Umständen davon abhalten, reguläre fachliche Angebote in Anspruch zu nehmen. Gesundheits-Apps können eine Ergänzung zu adäquater fachlicher Betreuung darstellen, diese aber in den meisten Fällen nicht ersetzen.

Unterstützung hinsichtlich der Benutzersicherheit soll das Gesetz für digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen bieten. Dieses sogenannte E-Health-Gesetz enthält konkrete Pläne für den Aufbau der Infrastruktur und der medizinischen Anwendungen. Ziel ist es, die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können und gleichzeitig einen sicheren Rahmen für den Endverbraucher zu schaffen.

 

Quellen: verbraucherzentrale.de, aerzteblatt.de, krankenkassen.de, bundesgesundheitsministerium.de
Fotos: pixabay.com, Alexey Boldin_shutterstock.com

Umzug in ein neues Zuhause

Umzug in ein neues Zuhause

„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“ Der Umzug in ein neues Heim geht häufig mit Gefühlen von Traurigkeit einher: die liebgewonnene Umgebung verlassen, ein Schulwechsel und Freunde, die man nun vielleicht seltener sehen kann. Zugleich birgt ein Wohnortwechsel zahlreiche Chancen, angefangen beim verbesserten Wohnraum bis hin zu größeren Freiräumen durch günstigere Infrastruktur.

Erwachsenen gelingt es häufig, Positives und Negatives nebeneinander sehen zu können. Für Kinder hingegen können kleine Welten zusammenbrechen, wenn ein Umzug beispielsweise eingeschränkteren Kontakt zu engen Freunden bedeutet. Ein Wohnungs- oder Wohnortwechsel stellt für Kinder auf jeden Fall eine Herausforderung dar, auch wenn es äußerlich nicht immer erkennbar ist: „Mama, nehmen wir die Türen auch mit? Und die Toilette? Die Badewanne? Aber mich nehmt ihr doch mit, oder?“

Bei uns fing es mit der Besichtigung der neuen Wohnung an. Den potenziellen neuen Vermieter gerade einmal im Vorbeigehen gegrüßt, begannen schon die Diskussionen darüber, wer das größere Zimmer beziehen darf. „Das älteste Kind kriegt das größte Zimmer“, äußere ich intuitiv und pragmatisch. Mein Mann blickt mich kritisch von der Seite an. Die zwei Jungs heben ihre Stimmen zum Protest. „Also, wenn wir hier einziehen sollten, meine ich natürlich“, schiebe ich, verlegen zum Vermieter blickend, hinterher, denn noch haben wir nichts besichtigt außer drei unterschiedlich großen Kinderzimmern. Zwei davon sind Durchgangszimmer. Dies lässt dann meine Gesichtszüge entgleiten. Mein Mann äußert hingegen ruhig, dass er selbst als Kind ein Durchgangszimmer hatte und dies kein Problem gewesen sei. Wir gehen weiter in das Badezimmer. Oh, mit Fenster. Ich vermerke gedanklich einen Pluspunkt. Geheizt wird über Strom? Doppelter Minuspunkt. Letztlich finden wir uns ein paar Tage später bei Kaffee und Keksen mit dem Vermieter an einem Tisch wieder und unterzeichnen den Mietvertrag für unsere neue Wohnung.

„Und nun?“, fragt mein Mann später. „Also erstmal Wohnung kündigen, Kindergarten und Schule abmelden und neue Einrichtungen anmelden, Nachsendeauftrag stellen und dann die neue Wohnung gründlich abmessen. Können wir unseren Internetanbieter mitnehmen? Wie transportieren wir die neuen Möbel? Bekommen die Kinder mit Durchgangszimmer einen Raumteiler? Was müssen wir in unserer alten Wohnung alles renovieren?“, sprudelt es aus mir heraus. Mein Mann zieht seine Frage zurück. „Wir müssen erstmal in Ruhe einen Plan machen“, beschwichtige ich ihn, „dann wirkt es auch nicht mehr so unübersichtlich.“

Unsere siebenjährige Tochter Marie plant derweil auch. „Wenn wir mal in eine größere Wohnung umziehen, bekommst du Meerschweinchen.“ An diesen Satz von mir erinnert sie sich und sucht nun bereits Namen für unsere zwei neuen Mitbewohner aus, die sich noch gar nicht in der akuten Phase der Anschaffung befinden.

„Endlich können wir in der Wohnung auch toben und laut sein“, freut sich hingegen der dreijährige Jacob. Ein ausschlaggebender Grund für den Wohnungswechsel waren tatsächlich die fehlenden Nachbarn unter uns. Kein nächtliches Auf-Zehenspitzen-Laufen mehr und kein permanentes Maßregeln der Kinder, wenn ihre Schrittgeschwindigkeit sich erhöhte und in moderates Getrampel (bzw. „unerträglichen Krach“ – Zitat der Nachbarn) mündete. „Dank Nachtstrom können wir nun auch nachts die Waschmaschine und den Geschirrspüler laufen lassen“, möchte mein Mann noch erwähnt wissen. Um die Stromkosten weiter zu senken, planen wir zudem die Anschaffung eines Ofens. Heizen mit Holz klingt nach romantischer Wärme, knisternden Geräuschen und heimeligen Gerüchen. Dass es auch mit Holzhacken, Dreck und erhöhtem Aufwand zu tun haben wird, blenden wir bisher erfolgreich aus.

„Was brauchen die Kinder alles neu?“, fragt mein Mann. „Neu brauchen sie sowieso gar nichts“, antworte ich und verweise auf Kleinanzeigenportale. Die Seifenblase meines Mannes, in der wir gemeinsam durch Möbelhäuser stöbern, zerspringt schließlich endgültig, als ich ihm ausrechne, welche Kosten alles auf uns zukommen werden: „Kaution, Baumarktkosten, Renovierungskosten, unser Kleiderschrank überlebt den Umzug sicher nicht und du wolltest unbedingt ein neues Bett.“ Kleinanzeigenportale sind großartig, schlussfolgert mein Mann.

Vor einigen Monaten zog Maries beste Freundin um. Die Trauer war groß. Zufälligerweise zog sie in genau den Ort, in welchen wir nun ziehen werden. „Ich will jetzt sofort umziehen und auch die Schule wechseln“, ist daher der Tenor von Marie. Unser sechsjähriger Sohn Max hingegen hat feste Freundschaften im Kindergarten und seine jahrelang erprobte Routine dort. Er möchte nicht umziehen. „Guck mal, gegenüber von unserer Wohnung ist sogar ein Bauernhof“, versuche ich ihn aufzumuntern. „Und der Kindergarten ist zu Fuß gar nicht weit weg.“ Er dreht sich weg von mir. „Du findest ganz sicher schnell neue Freunde und deine alten können wir immer besuchen.“ Ein leises Schnauben von seiner Seite. Vielleicht muss man auch mal traurig sein dürfen, sage ich mir leise und blicke aus dem Fenster unserer sieben Quadratmeter kleinen Küche der alten Wohnung. Gegenüber sehe ich rechts eine Großbaustelle, aber links eine Ansammlung von zahlreichen Bäumen und Büschen, deren Blätter sich im Rhythmus des Windes bewegen. Das werde ich vermissen. Ebenso wie den fußläufig erreichbaren Supermarkt und den Bus, der mich direkt in die nächste Großstadt bringen kann. Gemeinsam mit Max kuschele ich mich auf dem Bett ein und wir reden über das Gute, was kommen mag, und das Alte, was wir vermissen werden. Ein Umzug ist eben nicht nur für Kinder eine Herausforderung.

Ein Beitrag von Mandy Falke

 

Fotos: Andrey Aboltin, Gorodenkoff_shutterstock.com

Pubertät: Wie läuft das mit dem Sex und der Verhütung?

Wie läuft das mit dem Sex und der Verhütung?

Wahrscheinlich ist euch das Thema Sex schon häufig in den Medien begegnet und auch im Freundeskreis tauscht ihr euch vielleicht darüber aus. Bestimmt habt ihr auch viele Fragen im Kopf: Welches ist das richtige Alter für Sex? An wen kann ich mich bei Fragen wenden? Wie funktioniert das eigentlich mit der Verhütung? Eure Lehrer im Sexualkundeunterricht können hier gute Ansprechpartner sein, ebenso eure Eltern. Manche Fragen sind euch aber vielleicht unangenehm, so dass ihr sie lieber mit euren Freunden diskutieren oder euch erstmal selbst informieren wollt.

Unter Sex versteht man meistens, dass der Mann mit seinem Penis in die Scheide einer Frau eindringt. Wichtig hierbei ist, dass beide das auch wollen und niemand dazu gedrängt wird. Umgangssprachlich wird Sex auch als „Liebe machen“, „Geschlechtsverkehr“ oder „miteinander schlafen“ bezeichnet. Auch „vögeln“ ist eine Bezeichnung, die häufig verwendet wird, die aber nicht jedem gefällt.

 

Wenn der Penis sich in der Scheide der Frau befindet, bewegen der Mann oder die Frau sich meist rhythmisch. Hierdurch entstehen schöne sexuelle Gefühle. Oft endet Sex mit dem Höhepunkt, dem sogenannten Orgasmus. Dies muss jedoch nicht immer so sein. Ein Orgasmus erzeugt wohlige Gefühle im ganzen Körper und setzt Glücks- und Bindungshormone frei.

Aber nicht nur der reine Geschlechtsakt lässt sich als Sex bezeichnen. So kann man beispielsweise auch Streicheln, das sogenannte Petting, oder Selbstbefriedigung in diese Kategorie einordnen.

 

 

 


Begriffserklärungen:

Petting: Hierunter versteht man das gegenseitige Streicheln und Liebkosen mit den Händen oder dem Mund am ganzen Körper.

Selbstbefriedigung: Mit Selbstbefriedigung oder Masturbation ist gemeint, sich selbst schöne sexuelle Gefühle zu schenken. Bei Jungs geschieht dies meist durch Berühren und Reiben des Penis, bei Mädchen durch das Streicheln oder Reiben der Scheide.

Orgasmus: Höhepunkt der sexuellen Lust. Bei Männern kommt es hierbei zum Samenerguss.

Homosexualität: Manchmal verlieben Frauen sich in Frauen und Männer in Männer. Diese gleichgeschlechtliche Liebe wird als Homosexualität bezeichnet.

Vergewaltigung: Mit Gewalt erzwungener Geschlechtsverkehr. Wenn jemand eine andere Person zum Sex zwingt, handelt es sich hierbei um eine Straftat.


Zum ersten Geschlechtsverkehr kommt es häufig im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Manche Jugendliche lassen sich damit länger Zeit und hören hierbei auf ihr Bauchgefühl. Es ist wichtig, dass ihr euch nicht drängen lasst. Ihr allein entscheidet über euren Körper.

Es ist wichtig, dass ihr euch über Empfängnisverhütung unterhaltet, bevor ihr mit eurem Partner Sex habt. Durch den Samenerguss des Jungen dringen beim Geschlechtsverkehr Spermien in die Scheide des Mädchens ein. Hierdurch kann es zu einer Schwangerschaft kommen. Auch können verschiedene – mitunter gefährliche – Krankheiten durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten zur Verhütung:

Das Kondom (auch Präservativ oder „Gummi“ genannt) wird über den erigierten Penis gestreift. Dies erfordert einiges an Übung. Es braucht euch daher nicht unangenehm zu sein, wenn ihr euren Partner hierbei um Hilfe bitten möchtet. Ein Kondom verhindert, dass Sperma in die Scheide gelangt. Es schützt zudem vor Geschlechtskrankheiten. Manche Mädchen entscheiden sich für die Pille zur Empfängnisverhütung. Die sogenannte Antibabypille verhindert den Eisprung. Um die Pille zu bekommen, musst du sie dir von einem Frauenarzt verschreiben lassen. Im Alter unter 16 Jahren benötigst du hierfür das Einverständnis deiner Eltern. Die Pille muss regelmäßig eingenommen werden. Wenn du eine Magen-Darm-Erkrankung hast oder Antibiotika nehmen musst, kann es sein, dass die Pille nicht richtig wirken kann. Dann muss zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden.

Unter Coitus interruptus wird eine unwirksame Verhütungsmethode verstanden, bei der vor dem Samenerguss der Penis aus der Scheide gezogen wird. Da aus dem Penis auch vor dem Orgasmus sogenannte Lusttröpfchen austreten können, kann es aber trotzdem zu einer Schwangerschaft kommen.

Tipps für Eltern:

Eine verantwortungsbewusste Sexualaufklärung kann dazu führen, dass Ihr Kind achtsames Handeln mit dem eigenen Körper erlernt. Aufklärung ist daher viel mehr, als sachlich über Verhütung oder Sexualität zu sprechen.

  • Nehmen Sie Ihr Kind mit Fragen rund um die Sexualität ernst. Mit einem „Dafür bist du noch zu klein“ würde ihr Kind sich alleingelassen fühlen.
  • Verwenden Sie Erklärungen und Ausdrücke, die dem altersgerechten Wortschatz Ihres Kindes entsprechen.
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind nicht das Gefühl, es würde sich nicht gehören, bestimmte Fragen zu stellen. Äußern Sie keinen Ärger über die Fragen und lachen Sie Ihr Kind auch nicht aus. Diese Fragen fallen ihm sicher schwer genug.
  • Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie mit den Fragen Ihres Kindes überfordert sind. Sprechen Sie beispielsweise mit Ihrem Partner oder wenden Sie sich an Erziehungsberatungsstellen.
  • Auch Bücher oder Filme können unterstützende Aufklärungsarbeit leisten. Sie können Ihrem Kind auch Informationsmaterial wie zum Beispiel Broschüren zur Verfügung stellen.
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind ein Bewusstsein für den eigenen Körper. Nur Ihr Kind darf über diesen bestimmen.

 

Beim Geschlechtsverkehr kann es zu Verhütungspannen kommen. Das Kondom kann beispielsweise reißen oder verrutschen, so dass Sperma in die Scheide gelangen kann. Sollte euch dieses Missgeschick passieren, gibt es die Möglichkeit, dass das Mädchen die sogenannte Pille danach nimmt.

Die Pille danach ist keine reguläre Verhütungsmethode, da sie sehr in das Hormonsystem eingreift und teilweise starke Nebenwirkungen hat. Es empfiehlt sich, die Einnahme mit einem Frauenarzt zu besprechen. Ihr könnt die Pille danach aber auch rezeptfrei in der Apotheke kaufen. Seid ihr jünger als 14 Jahre, benötigt ihr hierfür die Erlaubnis eurer Eltern. Scheut euch in dem Fall nicht, eure Eltern oder eine andere Vertrauensperson mit einzubeziehen. Einen hundertprozentigen Schutz vor einer Schwangerschaft bietet die Pille danach allerdings trotzdem nicht.

Ob ihr schwanger seid, kann ein Frauenarzt mittels Ultraschalluntersuchung feststellen. Auch ein Schwangerschaftstest aus der Apotheke oder Drogerie kann hierüber Auskunft geben.

Sollte eine ungewollte Schwangerschaft eingetreten sein, könnt ihr euch an einen Frauenarzt wenden. Ihr müsst keine Angst vor diesem Gespräch haben. Ein Frauenarzt hat mit diesem Thema Erfahrung und kennt sich aus. Er wird euch keine Vorwürfe machen und mit euch gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden.

Es gibt auch Beratungsstellen (beispielsweise pro familia), die euch mit einem offenen Ohr und vielen Informationen zur Seite stehen. Wenn du Angst vor einem Gespräch mit deinen Eltern hast, kannst du sie auch im Beisein eines Beraters über deine Schwangerschaft informieren.

Innerhalb der ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft besteht die Möglichkeit, eine Abtreibung – also einen Abbruch der Schwangerschaft – durch einen Arzt vorzunehmen. Bei Mädchen unter 16 Jahren wird der Arzt möglicherweise die Zustimmung der Eltern einholen wollen.

Gegen deinen Willen dürfen deine Eltern dich übrigens nicht dazu zwingen, eine Schwangerschaft abzubrechen – auch wenn du noch nicht volljährig sein solltest.

 

Quellen: Das Buch „Wachsen und erwachsen werden“( Sabine Thor-Wiedemann), profamilia.de, bravo.de, elternimnetz.de, netdoktor.de
Fotos: Look Studio_shutterstock.com, Studio KIWI_shutterstock.com, pixabay.com, pxhere.com

Das Weltall – ferne Sterne und Galaxien

Das Universum

ist rund 13,7 Milliarden Jahre alt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es durch den Urknall entstand und seitdem erst Raum, Zeit und Materie existieren. Unser Sonnensystem gehört – wie auch 200 Milliarden andere Sonnensysteme – zur Galaxie Milchstraße. Bei sternenklarem Himmel kann man sie nachts als helles Band am Himmel erkennen. Neben der Milchstraße lassen sich mit der heutigen Technik mehr als 50 Milliarden weitere Galaxien im Universum beobachten.

Unsere Erde

ist ein mittelgroßer Planet unseres Sonnensystems. Sie hat einen Durchmesser von 12 756 Kilometern und ihre Entfernung zur Sonne beträgt gigantische 149,6 Millionen Kilometer. Zu zwei Dritteln ist die Oberfläche der Erde mit Wasser bedeckt. Sie wird deshalb auch „blauer Planet“ genannt.

Die Schwerkraft

ist eine der Grundkräfte im Universum. Die Erde hat eine viel größere Masse als ein menschlicher Körper. Deswegen zieht sie den Menschen und alle weiteren Lebewesen und Gegenstände an. Wenn Raumfahrer hingegen ins All fliegen, müssen mithilfe aufwendig gebauter Raketen enorme Kräfte aufgebracht werden, um die Erdanziehungskraft – also die Kraft, die uns hier auf der Erde hält – zu überwinden.

In der Sonne

beträgt die Temperatur unvorstellbare 15 Millionen Grad Celsius und an der Oberfläche immerhin noch ungefähr 6000 Grad Celsius. Sonnenstrahlen, die uns erreichen, sind übrigens bereits acht Minuten alt. In etwa 6 Milliarden Jahren wird die Sonne sich so weit aufblähen, dass sie die Erde verschlucken wird und als sogenannter roter Riese weiterexistieren wird.

Zu unserem Sonnensystem

gehören neben der Erde noch weitere sieben Planeten. Manche hiervon sind kochend heiß, andere wiederum eiskalt und einige haben keinen festen Körper, sondern bestehen aus Gas. Sie kreisen alle um die Sonne: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Mit diesem Merksatz lassen sich die Planeten und ihre Reihenfolge gut merken: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.“ Die Anfangsbuchstaben des Satzes stehen jeweils für die Anfangsbuchstaben der Planeten.

Jeder Planet in unserem Sonnensystem hat unterschiedliche Rekorde aufgestellt.

Merkur

Auf unserem kleinsten Planeten, dem Merkur, herrschen mit 500 Grad Celsius die größten Temperaturunterschiede.

Uranus

Der Uranus hat beispielsweise ganze 27 Monde, die ihn umkreisen. Zudem gibt es dort die ausgefallensten Jahreszeiten: Im dortigen Sommer bleibt es ganze 40 Jahre lang hell.

 

Unser Mond

ist übrigens kein Planet. Monde kreisen im Gegensatz zu Planeten nicht um Sonnen, sondern um Planeten und sind meist deutlich kleiner als diese. Der Mond spielt eine wichtige Rolle für unser Leben. Er steuert mit seiner eigenen Schwerkraft beispielsweise Ebbe und Flut und lässt den Meeresspiegel somit steigen und sinken.

 

 

 

 

 

 

Sternschnuppen

sind kleine Gesteinsbrocken aus dem Weltall, die in die Umlaufbahn der Erde geraten sind. Sie fliegen sehr schnell und sind manchmal nicht größer als Sandkörner. Durch ihre rasante Geschwindigkeit reiben sie jedoch sehr stark an der Luft und verändern diese in ihrem Umfeld. Deswegen glüht nicht nur der Gesteinsbrocken, sondern auch die Luft drum herum. Man nennt diese in die Erdatmosphäre eindringenden Gesteinsbrocken auch Meteoriden. Was wir am Himmel sehen können, ist somit die Leuchtspur, die diese Meteoriden erzeugen, wenn sie in der Erdatmosphäre verglühen. Im August gibt es die besten Chancen, um Sternschnuppen am Himmel entdecken zu können.

Außerirdisches Leben

konnte von der Wissenschaft bisher weder bejaht noch verneint werden. Es müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein, damit auf einem Planeten Leben möglich ist. So muss er sich zum Beispiel in der sogenannten habitablen Zone befinden. Als habitable Zone wird die Entfernung des Planeten von der Sonne bezeichnet, in der Leben möglich ist. Es darf dort beispielsweise weder zu heiß noch zu kalt sein oder eine hohe Strahlenbelastung herrschen. Auch zu viele schädliche Gase, beispielsweise Ammoniak oder Kohlenstoffmonoxid, sprechen gegen Leben auf einem Planeten. Einige Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass es – allein in unserer Galaxie – bis zu 36 weitere Zivilisationen geben könnte.

Ein Beitrag von Mandy Falke

Quellen: wasistwas.de, zeit.de, dlr.de, geo.de, noz.de, klexikon.de, wikipedia.de
Fotos: pixabay.com, pxhere.com

Pubertät – eine spannende Reise beginnt

Pubertät – eine spannende Reise beginnt

Niemand schläft eines Abends als Kind ein und wacht am nächsten Morgen als Erwachsener auf. Dazwischen liegt eine interessante und herausfordernde Phase, die sich Pubertät nennt. In dieser Lebensphase werden Kinder zu Jugendlichen und schließlich zu jungen Erwachsenen. Für Mädchen beginnt diese Phase ungefähr mit 9 bis 12 Jahren und endet mit etwa 18 Jahren. Bei Jungen beginnt die Phase ungefähr zwei Jahre später.

Du kannst nicht selbst steuern, wann die Pubertät bei dir beginnt, denn dies hängt zu einem Großteil von deinen Genen ab. Dein Körper wird sich während der Pubertät vom Mädchen- auf das Frausein umstellen beziehungsweise vom Jungen- auf das Mannsein.

Die körperlichen Veränderungen werden durch die Ausschüttung verschiedener Hormone gesteuert.

Bei Mädchen spielt das Hormon Östrogen als sogenanntes weibliches Sexualhormon eine wichtige Rolle. Es regelt zum Beispiel die Vorgänge des weiblichen Zyklus und sorgt für Wachstum der inneren und äußeren Geschlechtsorgane, ebenso ist es für das Brustwachstum verantwortlich.

Bei Jungen nennt sich das wesentliche Hormon Testosteron. Dieses männliche Sexualhormon wird in den Hoden gebildet. Es reguliert u. a. die Entwicklung der Geschlechtsorgane oder ist zuständig für eine Veränderung der Stimme, für den Bartwuchs oder den Muskelaufbau. Diese Hormone haben in der Pubertät starken Einfluss auf deinen Gefühlszustand und deine körperlichen Veränderungen.

Du kannst dir dein Gehirn während der Pubertät wie eine große Baustelle vorstellen:

Einige Nervenverbindungen verschwinden, andere werden weiter ausgebaut und neu verknüpft. Dein Gehirn wird dadurch schneller und leistungsfähiger. Auch deine Gefühle verändern sich, du kannst dich plötzlich richtig trotzig verhalten oder das Bedürfnis verspüren, dich zurückzuziehen. Vielleicht bist du in einem Moment noch glücklich und könntest die ganze Welt umarmen und im nächsten Moment versinkst du in tiefem Weltschmerz. Es ist normal, dass die Gefühle während der Pubertät oft Achterbahn fahren. Auch die Beziehung zu deinen Eltern oder Freunden kann sich verändern, weil dir plötzlich einige Dinge wichtiger oder unwichtiger sind.

Die Veränderungen während der Pubertät können dich richtig verunsichern.

Möglicherweise merkst du plötzlich, dass du nach dem Sport stärker schwitzt und es auch unangenehm riecht – dies ist ebenfalls deinen Hormonen geschuldet. Jetzt wird es langsam Zeit, ein Deo auszuprobieren.

Vielleicht stellst du auch fest, dass deine Haut pickeliger geworden ist. Auch das ist vollkommen normal. Du kannst auch versuchen, etwas gegen die Pickel zu tun: Halte deine Haut immer sauber und wasche sie morgens und abends mit milden Pflegeprodukten. Es gibt in der Drogerie Produkte, die dir dabei helfen können, deine Haut zu unterstützen. Auch die Einschränkung fettiger Speisen kann möglicherweise dazu beitragen, dass die Pickel sich nicht weiter ausbreiten. An Pickeln herumquetschen sollte man übrigens nicht. Sie entzünden sich dann manchmal erst richtig. Wenn dich deine Hautunreinheiten sehr belasten, gibt es auch die Möglichkeit, einen Hautarzt zu dem Thema zu fragen. Auch deine Haare werden sich vermutlich schneller fettig anfühlen und du wirst sie öfter waschen wollen.

Es ist für viele Jugendliche sehr hilfreich, über persönliche Probleme zu sprechen:

mit deinem Lehrer, deinen Freunden, deinen Eltern, Verwandten oder einer anderen Vertrauensperson. Alle Erwachsene waren früher selbst mal in der Pubertät und erinnern sich bestimmt noch gut an diese Zeit. Oft stellen sich in solchen Gesprächen Lösungen heraus, die dir den Umgang mit deinen Gefühlen und deinem Körper erleichtern können.


Wenn es dir unangenehm ist, persönlich über dein Problem zu sprechen, kannst du dich beispielsweise an die kostenlose Online-Beratung Jugend Notmail wenden:

www.jungendnotmail.de

Dort kannst du eine E-Mail hinschreiben. Dein Anliegen wird vertraulich behandelt und dir entstehen keine Kosten.

Bei der Nummer gegen Kummer kannst du dich telefonisch – ebenfalls kostenlos und vertraulich – beraten lassen: www.nummergegenkummer.de. Die Telefonnummer (116 111) ist kostenfrei vom Festnetz und Handy erreichbar.


Niemand muss durch seine Probleme allein hindurchgehen!

 

Steckbrief – Pubertät bei Mädchen:
  • Die Brüste beginnen zu wachsen
  • Gebärmutter und Scheide entwickeln sich weiter
  • Schamhaare und Achselhaare wachsen
  • Eierstöcke fangen an, Eizellen zu bilden
  • Das Becken verbreitert sich
  • Erste Regelblutung
  • Hautveränderungen (Pickel)
  • Stimmungsschwankungen
  • Rasches Körperwachstum (bis zu 10 cm pro Jahr!)
Steckbrief – Pubertät bei Jungen:
  • Haarwachstum (Bartwuchs, Schamhaare, Achselhaare)
  • Penis und Hoden wachsen
  • Stimmbruch (Veränderung der Stimme von kindlich zu erwachsen)
  • Erster Samenerguss
  • Hautveränderungen (Pickel)
  • Stimmungsschwankungen
  • Rasches Körperwachstum (bis zu 10 cm pro Jahr!)

 

Tipps für Eltern:

Auch für Eltern ist die Pubertät ihres Kindes eine besondere Zeit, die mitunter starke Nerven erfordern kann. Die folgenden Tipps können dabei unterstützen, diese Zeit für Eltern und den Jugendlichen angenehmer zu gestalten. Beachten Sie dabei bitte: Jede Familie ist anders und es gibt keine allgemeingültigen Verhaltensregeln. Prüfen Sie einfach, was sich für Sie stimmig anfühlt:

Vertrauen

Eltern möchten ihre pubertierenden Kinder gerne beschützen, was häufig in Bevormundung endet. Vertrauen Sie auf die guten Absichten Ihres Teenagers. Er wird Fehler machen. Und er wird daraus lernen.

Im Gespräch bleiben

Dem Jugendlichen fällt es möglicherweise schwer, eigene Gefühle und Veränderungen zu thematisieren. Wie war das bei Ihnen in der Pubertät? Sprechen Sie Ihre eigenen Erfahrungen an.

Humor

Die Tür knallt mal wieder vor Ihrer Nase zu und auf dem Schreibtisch Ihres Teenagers türmt sich ein Stapel ungewaschener Teller? Sie können schimpfen, Sie können sich ärgern oder es ignorieren – parallel haben Sie aber auch immer die Möglichkeit, Situationen mit einer Prise Humor zu begegnen und zu lachen.

Liebe

Zu wissen, dass hinter ihnen mindestens ein Mensch steht, der sie aus vollem Herzen und mit allen Fehlern und Schwächen liebt, ist für Jugendliche von immenser Bedeutung und wichtige Basis für das eigene Selbstbild.

Fehler zugestehen

Ihr Kind wird sich während der Pubertät vermehrt ausprobieren. Es wird manchmal falsche Entscheidungen treffen. Das gehört dazu und war bei Ihnen als Teenager vermutlich ebenso.

Geduld

Vieles muss sich erst einspielen. Ihr Jugendlicher muss sich in seine neue Rolle erst einleben und auch Sie verändern sich als Elternteil eines Teenagers. Vieles funktioniert nicht beim ersten, zweiten oder dritten Mal. Haben Sie Geduld mit Ihrem Kind und sich selbst.

Angemessene Streitkultur

Sie und Ihr Kind werden nicht immer dieselbe Meinung haben. Auseinandersetzungen gehören dazu. Ihr Kind darf und muss streiten, weil es die persönliche Entwicklung fördert. Sie können jedoch Einfluss auf die Streitkultur nehmen. Schimpfwörtern oder gar körperlichen Auseinandersetzungen können Sie klare Regeln entgegensetzen. Auch Ironie ist oft nicht zielführend. Sie müssen im Streit aber nicht immer freundlich bleiben. Seien Sie wütend, wenn Sie wütend sind, oder traurig, wenn Sie traurig sind. Authentizität ist die ehrlichste Form, wie Sie Ihrem Kind auf Augenhöhe begegnen können.

 

 

Quellen: klexikon.zum.de, helles-koepfchen.de, kika.de
Fotos: Stock Rocket, Loza-koza, Motortions Films, New Afrika_shutterstock.com