Oona Devi Liebich im Gespräch

Oona Devi Liebich

Liebe Frau Liebich, Sie sind eine sehr gefragte Schauspielerin, weshalb wir uns umso mehr bei Ihnen bedanken möchten, dass Sie sich für unsere besonderen Kinder – wie wir Kinder mit Handicap nennen – gerade auch in dieser außergewöhnlichen Situation Zeit genommen haben.

Sie als engagierte und berufstätige Mutter sind in Ihrem Job sicherlich sehr eingespannt und durch die unterschiedlichen Drehorte wahrscheinlich auch nicht ­permanent in der Nähe Ihrer Töchter und Ihres Partners. Wie kriegen Sie diesen Spagat hin? Oder kommt dann bei Ihnen schon einmal ein schlechtes Gewissen auf?

Das stimmt, als SchauspielerIn ist man viel unterwegs. Meine Familie hat oberste Priorität. Wir versuchen, immer zusammen zu sein. Bei meiner letzten Produktion, „Tonio & Julia“, hatte ich das große Glück, meine Familie bei mir zu haben, aber auch nur, weil es mir von meinem Arbeitgeber ermöglicht wurde. So mussten wir nicht ständig zwischen Berlin und Bad Tölz hin und her pendeln. Dadurch kamen wir auf die Idee, unsere große Tochter für einen gewissen Zeitraum dort auf die Schule gehen zu lassen. Es war eine Herausforderung für sie, aber sie ist daran sehr gewachsen und hat heute noch Kontakt mit ihren dort gefundenen Freundinnen. Bei unserer jüngeren Tochter haben uns meine Schwiegereltern sehr geholfen. Sie haben mit mir zusammen in Bad Tölz gewohnt. Ich will diese Zeit nicht missen.

Oona Devi Liebich und Partner

Wir beschäftigen uns – nicht nur von Berufs wegen, sondern auch über unseren Verein Momo e.V. – mit mobilitätseingeschränkten Kindern, Geschwisterkindern und deren Familien.
Haben Sie bereits Erfahrungen in diesem Bereich gemacht und gibt es da in Ihrem privaten Bereich Berührungspunkte?

Ich selbst bin in einen integrativen Kindergarten gegangen. Als Kind mit Kindern aufzuwachsen, die nicht die gleiche Mobilität haben wie man selbst, sensibilisiert ungemein. Man hilft, wo man kann, und fühlt sich plötzlich ganz groß. Einer meiner Freunde dort hatte Trisomie 21. Wir haben viel von ihm gelernt und er von uns. Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück und bedauere es sehr, dass nicht alle Kindergärten so sind.

Sie sind beide berufstätige Eltern und in dieser schwierigen Situation wird vielen Eltern einiges abverlangt, z. B. Homeschooling.
Was würden Sie sich zu diesem Thema wünschen?

Die Schule und die LehrerInnen meiner ältesten Tochter haben die Situation von Anfang an unglaublich gut gemeistert. Bei vielen meiner Freunde hat es mit ihren Kindern und dem Distanzunterricht nicht geklappt, da es an den nötigen technischen Mitteln gefehlt hat. Ich wünsche mir, dass Schulen und Eltern jetzt umso mehr unterstützt werden sollten, damit keines unserer Kinder durch den Distanzunterricht benachteiligt wird.

Oona Devi Liebich

In der Fernsehserie „Tonio & Julia“ spielen Sie eine engagierte Familientherapeutin.
Ist dies eine Rolle, in die Sie sich einarbeiten mussten, oder sind Sie auch im privaten Bereich ein bisschen Mediatorin?

Ich mochte die Rolle der Julia sofort. Ich empfand sie als aufregend, da das Thema Familientherapie für mich Neuland war. So habe ich mir Rat von einer Therapeutin geholt und auch viel auf dem Gebiet recherchiert. Für mich ist es ein bewundernswerter Beruf. Man versucht, dem Patienten zu helfen, ohne ihm seine eigene Meinung aufzudrücken – das ist gar nicht so leicht. Versuchen Sie das mal bei der nächsten Gelegenheit. (lacht)

Das Leben schlägt manchmal Haken und ist nicht immer planbar.
Unser Magazin Momo ist für Eltern und Kinder, die besonders sind. Es soll nicht nur Mut machen und zeigen, was im Alltag alles möglich ist, sondern auch Eltern und Betroffenen die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen. Betroffene Eltern für Eltern!
Was würden Sie unseren kleinen und großen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?

Ich finde es großartig, dass es dieses Magazin gibt. Mut zu machen, ist stark. Sich gegenseitig zu helfen, ist noch stärker, gerade in so besonderen Zeiten wie jetzt. Ich wünsche allen Geduld und Zuversicht und gebe ihnen eine dicke Umarmung.

Vielen herzlichen Dank für dieses Interview!

Martina Lange
Chefredakteurin Magazin Momo –
Mobilität & Motion

Fotos: Michael Marhoffer, Susanne Bernhard © zdf.de_Fernsehserie Tonio & Julia

Jessica Ginkel im Gespräch

Jessica Ginkel

Liebe Frau Ginkel, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit mir genommen haben.

Sehr gerne.

Man kennt Sie beispielsweise aus der Fernsehserie „Der Lehrer“. Dort spielten Sie an der Seite Ihres Kollegen Hendrik Duryn die Lehrerin Karin Noske. Hat Ihnen Ihr Studium der Grundschulpädagogik beim Einfinden in diese Rolle geholfen?

Im ersten Atemzug würde ich Nein sagen, da die Figur sich nach dem Drehbuch verhält. Allerdings beschäftigt man sich in der Vorbereitung intensiv mit seiner Figur, mit vielen Fragen wie „Wo kommt sie her, wie ist der familiäre Background, wie ist der Beruf, der in diesem Fall ja auch ständig bespielt wird?“ und da habe ich schon einen kleinen Vorteil und musste mich nicht extra vorher einarbeiten.

Die momentane Situation stellt viele berufstätige Eltern vor besondere Herausforderungen. Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Berufstätigkeit und Betreuung Ihrer Kinder jetzt während der Corona-­Pandemie?

Ich würde behaupten wie bei den meisten Eltern. Mal mehr, mal weniger gut und Spagat trifft es echt gut.
Wir haben das große Glück, Eltern zu haben, die weiterhin für die Betreuung der Kinder zur Verfügung stehen. So können wir auch im Fall von geschlossenen Kitas und Schulen unsere Arbeit ausüben.

Sie waren in Ihrer Schauspielkarriere bereits in vielen unterschiedlichen Rollen zu sehen. Welche davon war Ihnen die liebste und gibt es eine Rolle, die Sie unbedingt noch einmal spielen möchten?

Jessica Ginkel

Meine liebste Rolle …? Hmmm … Ich habe all meine Rollen sehr gerne gespielt und würde sie vermutlich auch alle noch einmal spielen.
Die Figuren, die mich sehr lange begleitet haben, sind mir natürlich etwas stärker ans Herz gewachsen. Da spielt dann aber auch die Beziehung zu den Kollegen vor und hinter der Kamera eine wichtige Rolle (lange und intensive Rollen waren Karin Noske in „Der Lehrer“ oder auch Lena in der Telenovela „Lena, Liebe meines Lebens“).

Haben Sie für sich und Ihre Familie ein Lebensmotto?

„Was immer du tun kannst oder wovon du träumst – fang es an.“ (Goethe)
Meine Kinder sollen viel ausprobieren, erleben, erfahren, sich immer wieder auf neue Wege begeben. Ich hoffe, dass wir sie darin immer unterstützen und bestärken können.

Vielen Dank für dieses Interview!
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute und bleiben Sie gesund!

Vielen Dank. Ihnen auch alles Gute und Gesundheit für sich und Ihre Liebsten.

Martina Lange
Chefredakteurin Magazin Momo – Mobilität & Motion

Fotos: © Chris Gonz

Inklusion ist alles – mit dem Wombat Solo von R82

Wir durften den Vormittag mit Thessa, ihrer Schwester Thea und der besten Freundin Dicte verbringen und dabei zusehen, wie die drei wunderbare Cupcakes backen und ganz nebenbei die gesamte Küche bunt verzieren.

Die siebenjährige Tessa hat eine spastische unilaterale Zerebralparese. Sie läuft die meiste Zeit selbstständig ohne Hilfsmittel, nur für weite Wege außerhalb des Hauses hat sie einen Rollstuhl. In der Schule sitzt Thessa auf einem angepassten Arbeitsstuhl, denn mit diesem kann sie sich besser auf das Lernen und die Interaktion mit den Klassenkameraden konzentrieren statt auf ihre Körperhaltung.

Thessa ist ein quirliges Kind und immer voll dabei, ob in der Klasse, beim Sportunterricht oder beim Schulausflug in den Vergnügungspark. Allerdings ermüdet Sie bei vielen Aktivitäten aufgrund der spastischen Hemiplegie schneller als ihre Mitschüler. Am wichtigsten ist ihr, dass sie in diesen Momenten so unabhängig und eigenständig wie möglich bleibt, was ihr die vorhandenen Hilfsmittel auch ermöglichen.

Während Tessa den neuen Wombat Solo benutzt und für uns getestet hat, hatte sie stets die volle Kontrolle: Sie konnte alleine ein- und aussteigen und mit den Griffen unter dem Sitz die Höhe, Neigung und die Drehfunktion des Stuhls selbst verstellen. Darüber hinaus hat sie der Stuhl genau in die richtige Position gebracht und ihr die Unterstützung gegeben, um alle Aufgabe in der Küche entspannt zu meistern.

Tessa war so begeistert vom Wombat Solo, dass sie uns im Anschluss fragte, ob sie ihn behalten darf, weil er so bequem ist und alles mitmacht, was sie will.

Der Wombat Solo ist ein cooler, unkomplizierter Aktivitätsstuhl für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis 70 kg. Er ist robust und mitwachsend, mit seinen drei Größen begleitet er den Nutzer ein ganzes Leben lang. Der neue, frische Look in modernen Farben passt zu allen Möbeln – so integriert er sich perfekt, ob zu Hause oder in der Schule.

Für alle, die ein bisschen mehr Unterstützung benötigen, gibt es eine große Auswahl an Zubehör und den großen Bruder „Wombat living“, den man zum Beispiel auch elektrisch bedienen kann.

Text und Fotos: R82

Gipsfrei zur Orthese!

Gipsfrei zur Orthese!

Um eine Orthese herstellen zu können, musste bisher die betroffene Körperstelle des Patienten in korrigierter Form gegipst werden. Das Ergebnis diente anschließend als Modell für die Anfertigung des Korsetts, der Arm- oder Beinorthese. Um unseren Patienten das unangenehme Gipsen zu ersparen, haben wir ein ganz besonderes Verfahren für sie entwickelt: SimBrace®.

Im Prinzip funktioniert SimBrace® wie ein Gipsabdruck. Anstelle der Hände des Orthopädietechnikers hält nun eine spezielle Vorrichtung den Köper in korrigierter Stellung. Mit einem 3D-Scanner erfasst der Orthopädietechniker die festgelegte Korrektur des Rumpfes oder der Gliedmaße. Der große Vorteil dieses Verfahrens: Der Patient kann gemeinsam mit einem Physiotherapeuten die optimale Korrekturstellung austesten, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Neugierig geworden? Mehr Infos zum SimBrace®-Verfahren findest du unter www.pohlig.net/simbrace

Fotos und Text: Pohlig

Hier kommt Tobias!

Tobias ist ein 10-jähriger Junge. Er hat eine bilaterale spastische Zerebralparese mit GMFCS-Level IV. Vor allem die rechte Seite seines Körpers ist betroffen. Wegen seiner Hypotonie ist Tobias‘ Muskulatur nicht sehr kräftig.

Tobias kann allein sitzen und mit Unterstützung stehen. Sein größtes Problem ist, dass er seine Hüft- und Kniegelenke nicht aktiv strecken kann. Weil er noch wächst und weiter an Gewicht zunimmt, ist das besonders problematisch.

Ziele

Die Familie hat für die Physiotherapie folgende Ziele festgelegt:

Tobias‘ Funktionen und Fähigkeiten sollen erhalten werden. Besonders wichtig ist es, Kontrakturen vorzubeugen, damit Tobias beweglich bleibt und keine Druckstellen bekommt.
Außerdem soll er so aktiv wie möglich sein und an möglichst vielen Aktivitäten im Alltag teilnehmen – vorzugsweise in stehender und gehender Haltung.

Ergebnisse und Vorteile

Tobias hat den Xplore über einen Zeitraum von drei Wochen fast jeden Tag für etwa 30 Minuten genutzt. Seine Eltern haben folgende Vorteile festgestellt:

Für Tobias‘ Eltern oder Assistenten ist der Gehtrainer leicht zu handhaben. Je leichter die Bedienung, desto intensiver wird ein Gerät genutzt, sodass Tobias mit dem Xplore jetzt
aktiver ist als vorher.

Tobias macht es viel Freude, sich mit dem Xplore umherzubewegen. Er kann damit längere Strecken zu Fuß zurücklegen, denn das Gehen mit dem Xplore fällt ihm leicht.

“Mit dem Xplore kann Tobias leichter und schneller gehen, sodass er besser an unserem Alltag teilnehmen kann.”
– TOBIAS’ MUTTER –

 

 

Text und Fotos: Made for Movement

Unser Urlaubstipp für die Region Leipzig

Unser Urlaubstipp für die Region Leipzig

In Sachsen lassen sich Kunst- und Kulturgenuss mit aktiver Erholung sowie mit Vital- und Familienurlaub ideal verknüpfen – ob Klettern, Wandern, Motorrad, Rad und Mountainbike fahren oder Wassersport betreiben.

So ist es zum Beispiel gut zu wissen, dass man durch Leipzig mit dem Kanu fahren kann. Vom Stadthafen geht es direkt bis zum Cospudener See im Leipziger Neuseenland. Ein Riesenspaß! Auf acht verschiedenen Wasserkursen werden rund 200 Kilometer Gewässerstrecke erschlossen. Das Angebot reicht vom Paddeln auf der Weißen Elster über Sightseeing auf Stadtgewässern bis hin zu Bootstouren zu den Stränden mit barrierefreien Wassereinstiegen am Nordufer des Cospudener Sees mit dem längsten Sandstrand und am Westufer des Kulkwitzer Sees als auch Freizeiteinrichtungen des Leipziger Neuseenlands. Auch Fahrgastschiffe sind unterwegs. Schleusen schaffen die einzigartige Verbindung zwischen Großstadt und Region. Ein herrlicher Ausblick bietet sich vom Turm Bistumshöhe über das Waldgebiet Neue Harth und den Freizeitpark BELANTIS.

Wieder zurück in der City ist der Leipziger Zoo das High- light für Familien an 365 Tagen im Jahr. Wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt taucht man ein in den Großstadtdschungel, der dank seiner 850 Tierarten, den naturnahen Gehegen, zahlreichen Spielplätzen und spannenden Entdeckertouren jeden Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Auch hier kommen Abenteurer voll auf ihre Kosten. Übrigens: Eine Bootsfahrt durch die Tropenerlebniswelt Gondwanaland mit ihrem unverwechselbaren Regenwaldflair ist gemütlich und sehr aufschlussreich.

Auf Entdeckungstour:

• Zoo Leipzig
• BELANTIS
• GRASSI Museum für Angewandte Kunst
• Theater der Jungen Welt Leipzig
• Burg Mildenstein
• Schloss Rochsburg

Der Übernachtungstipp:

• Seepark Auenhain

 

Text: TMGS, Fotos: S. Dittrich, ©_Zoo Leipzig

Interview mit Sabine Bohlmann

Liebe Frau Bohlmann,
Sie haben sicherlich einen sehr ausgefüllten und ereignisreichen Terminkalender. Haben Sie daher umso größeren Dank, dass Sie sich für unsere „besonderen Kinder“, wie wir Kinder mit Handicap nennen, Zeit nehmen.

Für Kinder nehme ich mir immer gern Zeit.

Neben Ihrer Arbeit als Schauspielerin und Synchronsprecherin haben Sie ebenfalls zahlreiche Bücher veröffentlicht.
In Ihrem jüngst erschienenen Kinderbuch „Ein Mädchen namens Willow“ geht es u. a. um das Thema Naturliebe und damit um ein tiefes Verständnis und Wissen über die Natur sowie das Leben im Einklang mit allen Lebewesen – ein sehr aktuelles Thema, wie ich finde.
Gab es denn ein persönliches Ereignis, das Sie zu diesem Buchthema bewogen hat?

Ich habe schon lange das Gefühl, den Kindern und auch uns Großen fehlt die Erdung in der Natur, vor allem eben den Stadtmenschen. Ich frage mich immer wieder, warum so viele junge Menschen unter Depressionen und anderen psychischen Krankheiten leiden. War das schon immer so? Vielleicht bräuchten wir schon in der Schule ein Naturfach – einmal pro Woche in den Wald fahren mit der Klasse. Vielleicht würde man da sogar mehr lernen als an einem Schultag im Klassenzimmer. Ich würde mir wünschen, dass mit Willow viele Kinder den Wunsch haben, mal wieder in den Wald zu gehen.

Bei meiner Recherche habe ich über Sie gelesen, dass Ihnen „Geschichten zufliegen wie Schmetterlinge“.
Verfügen Sie über eine besondere Vorstellungskraft oder woher kommt die Fantasie für solche einfühlsamen Geschichten?

Ich weiß es auch nicht genau. Vermutlich ist es ein Talent – wie manche Leute unglaublich singen können und andere begabte Sportler sind. Ich brauche manchmal nur eine kleine Situation oder einen Satz und schon liegt eine Geschichte für ein ganzes Buch vor mir.

Das Magazin Momo ist für Eltern und Kinder, die besonders sind. Es soll nicht nur Mut machen, sondern auch eine Plattform bieten, auf der Eltern und Betroffene die Möglichkeit haben, sich auszutauschen. Betroffene Eltern für Eltern!

Haben Sie eine Lebensphilosophie für unsere kleinen und großen Leser?

Meine Lebensphilosophie hab ich von Carl Valentin: „Freu dich, wenn es regnet, denn wenn du dich nicht freust, regnet es auch!“ Ich versuche, mich nicht über Kleinigkeiten zu ärgern. Denn es bringt ja nichts, wenn ich im Auto im Stau stehe und mich über den Stau ärgere.

Natürlich ist die Sorge um die Kinder das Schwierigste, was den Eltern mitgegeben wird. Und die Sorge hat keinen Ausknopf, auf den man drücken kann, und dann ist sie weg. Aber ich denke, was wir tun können, ist, unseren Kindern zu vertrauen und ihnen unsere Zeit zu schenken. Das ist das größte Geschenk, was wir ihnen machen können.

Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview!

Martina Lange

Chefredakteurin Magazin Momo – Mobilität & Motion

Foto: Copyright: Christian Hartmann
Buchcover: Planet!Verlag

So vielfältig wie das Leben – Diversität in Kinderbüchern

So vielfältig wie das Leben – Diversität in Kinderbüchern

Ein Beitrag von Verena Niethammer

Mutter, Vater, Kind – das ist seit Generationen eines der Lieblingsspiele im Kindergarten. Dieses angeblich klassische Familienmodell zeigen auch viele Kinderbücher. Sieht man sich hingegen die gesellschaftliche Realität an, ist das Modell nur eines von vielen: Es gibt jede Menge Alleinerziehende, Patchwork- und Pflegefamilien sowie Familien mit gleichgeschlechtlichen Elternpaaren. Inzwischen gibt es immer mehr Bücher, die diese Vielfalt abbilden. Manche machen diese direkt zum Thema, wie bei „Zwei Mütter für Oscar“ von Susanne Scheerer und Annabelle von Sperber, bei der zwei Frauen ihr Wunschkind über eine Samenspende bekommen.

Kinderliteratur, die das Anderssein bewusst ins Zentrum rückt, ist jedoch umstritten, denn die Betonung der Andersartigkeit kann die Spaltung und Separierung möglicherweise noch mehr zementieren. Gleichzeitig bieten sich diese Bücher an, um mit Kindern über Mobbing und Ausgrenzungserfahrungen zu sprechen. Beispiele hierfür sind die Bilderbücher „Irgendwie anders“ von Alexandra Sigmund, der Kinderbuchklassiker „Elmar“ von David McKee und „Pink Pinguin“ von Lynne Rickards. Gerade bei Themen, die Menschen zeigen, die von der vermeintlichen Norm abweichen – wie Menschen mit Behinderungen oder People of Color –, ist es sinnvoll, diese einfach beiläufig als Akteure darzustellen. Dadurch erfahren die Kinder, dass es viele Arten von Menschen gibt und dass sie alle dazugehören, ohne dass sie als etwas Besonderes herausgestellt werden.

Jedes Jahr werden Bilder-, Kinder- und Jugendbücher, die sich verschiedenen Bereichen von Diversität widmen, mit dem KIMI-Siegel für Vielfalt prämiert. Die Jury achtet bei den Neuerscheinungen neben den bereits erwähnten Kriterien auch auf weitere Aspekte: dass beispielsweise Personen, die krank sind oder in Armut leben, sowie verschiedene Sprach-, Kultur- und Glaubensgemeinschaften vertreten sind, um nur einige der möglichen Punkte zu nennen (mehr zum KIMI-Siegel: www.kimi-siegel.de).

Eine der KIMI-Preisträgerinnen des Jahres 2019 ist Constanze von Kitzing und ihr Wendebilderbuch „Ich bin anders wie du. Ich bin wie du“.

Hier finden sich Kinder verschiedener Hautfarben, Körpertypen, unterschiedliche Familienarten und Kinder mit Behinderungen selbstverständlich zusammen in Alltagssituationen beim Spielen, im Kindergarten, beim Sporttreiben oder Musikmachen. Das ebnet beim Lesen die Wege zu einem aufgeschlossenen, respektvollen Miteinander, weil jede der Figuren darin sowohl verschiedene Interessen als auch Eigenschaften mit anderen gemeinsam hat.

In divers ausgerichteten Kinderbüchern werden zudem schwierige oder tabuisierte Themen, wie Transsexualität oder Abweichungen von Geschlechterstereotypen, aufgegriffen und kindgerecht dargestellt, ohne negativ zu stigmatisieren. So möchte der Teddy Thomas lieber ein Bärenmädchen sein („Teddy und Tilly“ von Jessica Walton) und Julian träumt davon, eine glitzernde Meerjungfrau („Julian ist eine Meerjungfrau“ von Jessica Love) zu sein. Auch mehrsprachige Kinder- und Jugendliteratur ist in diesem Feld zu verorten. Dabei hervorzuheben ist die Reihe „Die inklusive Bande“ von der Aktion Mensch. Die Abenteuer der Freunde sind in jedem Band auch in einfacher Sprache sowie in der Blindenschrift Braille abgedruckt. Auf diese Weise können Barrieren beim Lesen gleich in mehrere Richtungen sichtbar gemacht und auch etwas abgebaut werden. Zu dieser Serie gibt es außerdem einige Begleitmaterialien online: https://www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/impulse/inklusion-material/bunte-bande.html

Wie häufig Diskriminierung und Rassismus auch heute noch im Alltag auftreten, ist vielen Menschen nicht bewusst. Oda Stockmann, die Betreiberin der Plattform „Diversity is us“, änderte ihre Sichtweise erst, als ein schwarzes Adoptivkind in ihre Familie kam. Sie war geschockt davon, wie Menschen ihrem kleinen Sohn begegneten. Heute gibt sie antirassistische Seminare und hat sich das Ziel gesetzt, unbewusste Vorurteile, die sogenannten „unconscious biases“, aufzuzeigen und einen konstruktiven Umgang mit ihnen zu unterstützen. Tipp: Im Shop auf www.diversity-is-us.de bietet sie neben diversen Kinderbüchern u. a. auch vielfältiges Spielzeug an.

Da Kindermedien wie Bücher die Gesellschaft wiedergeben, aber auch auf die Wirklichkeit zurückwirken, ist erfreulich, dass diese Sensibilität in vielen Verlagen für diverse Kinderbücher wächst. So geht auch Conni aus der deutschen „Musterfamilie“ in einer neuen Auflage des Klassikers in eine inklusive Kindergartengruppe.

Links zum Thema:

 

Fotos_Yuganov Konstantin_shutterstock.com, Tatiana Bobkova_shutterstock.com

XPLORE – die neue Gehilfe für große und kleine Abenteuer

Sie können Ihrem Kind mit geringem Aufwand die tägliche Nutzung der Gehhilfe XPLORE ermöglichen, denn Einstieg und Anpassung sind kinderleicht und zeitsparend.

Mit dem XPLORE kann Ihr Kind trotz seiner komplexen Bewegungsstörungen besonders ausdauernd gehen und stehen sowie mit anderen Menschen in Kontakt sein.

Dazu unterstützt der XPLORE die Freude am selbständigen Entdecken und gemeinsamen Gestalten durch folgende Besonderheiten:

  • Die einzigartige Rumpfunterstützung ermöglicht eine gute Aufrichtung und individuelle Korrektur. Dies wirkt Schmerzen, pathologischen Bewegungsmustern, Kontrakturen usw. entgegen und ermöglicht, dass die Energie bestmöglich in Aufrichtung und Fortbewegung überführt werden kann.
  • Das Rahmenkonzept ermöglicht den Einsatz im Indoor und Outdoor Bereich. Tische lassen sich unterfahren, der XPLORE lässt sich auf verschiedenen Untergründen gut steuern und auch während des Gehens bleiben die Hände frei. Dies alles fördert Autonomie sowie räumliche Nähe und Kontakt zu anderen Menschen. Die dezente Optik lenkt nicht ab von dem Nutzer des Hilfsmittel, der für sein/ihr Gegenüber klar im Zentrum steht.
  • Das einfache Vorankommen wird durch die dynamische Vorneigung mit wechselseitiger Führung der Beine gefördert.

Somit unterstützt der XPLORE die Mobilität und Teilhabe im eigenen Zuhause, in Kindergarten und Schule oder in einer Therapiesitzung auf neuartige Art und Weise und äußerst effektiv.

 

Kontakt:

Made for Movement
Mail: info@madeformovement.com
Fon: 0511-2348160

 

Fotos und Text: Made for Movement

Die schönste Zeit des Jahres ist die Urlaubszeit?

Die schönste Zeit des Jahres ist die Urlaubszeit?

Ein Beitrag von Ursula Hofmann

So denken sicherlich die meisten Menschen in unserem Land. Einmal ausschlafen, entspannt und ausgiebig frühstücken, den Tag ungeplant angehen und bei allem mal Fünf gerade sein lassen.

Ein kleiner, meist wenig beachteter Teil der Bevölkerung sehnt die Urlaubszeit aber alles andere als herbei und kann oft wenig entspannen. Ich habe die Familien vor Augen, die ein Kind mit schwerer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung tagtäglich in der Kernfamilie, oft auch mit Geschwisterkindern, manchmal auch alleinziehend versorgen. Ferien bedeuten meist: Die Betreuung, eben der Alltag ist nun 24 Stunden auf das besondere Kind ausgerichtet. Ganz schnell entwickeln Familien ihre eigene Checkliste für ein Urlaubsziel. Da könnte zu lesen sein: keine Hitze, kurze Anreise, kein Flug, großes ebenerdiges Bad, Aufzug, Pool, Arzt und Kinderklinik in der Nähe, nur Ferienwohnung oder Haus, da das Kind nachtaktiv ist getrennte Schlafzimmer, ein Pflegebett mit hohen Gittern – mit oder ohne Animationsprogramm für die Geschwister, für die Eltern, Betreuung für das Kind mit Einschränkungen? Was gibt es in der Umgebung? Wie kriegen wir alle Hilfsmittel ins Auto? Monitor und Sauerstoffgerät, Lagerungskissen, Windeln, Wäscheberge, Rehabuggy oder Rolli – oder alles?

Kommt Ihnen das bekannt vor, dass dann die Geschwisterkinder fragen: „Wo ist Platz für meine Sachen, könnten wir nicht mal am Meer, in den Bergen oder in einem fremden Land Urlaub machen?“ Und manche Eltern werden sich fragend ansehen: Wie sieht eigentlich unser Traumurlaub aus? Brauchen wir eine Alternative, wollen wir etwas Neues wagen, trauen wir uns an das Thema Kurzzeitpflege? Dieses nicht ganz prickelnde Wort, das wir eher mit älteren pflegebedürftigen Menschen verbinden, gibt es auch für Kinder. Vielleicht denken Sie jetzt: „Ich kann mein Kind doch nicht weggeben und dann fröhlich am Strand liegen oder das Bergpanorama genießen.“ So dachten auch ich und mein Mann. Die Emotionen fahren Achterbahn, vor allem wenn nicht alle in einer Familie – dazu gehören auch Geschwisterkinder – derselben Meinung sind und die schönste Zeit des Jahres anders bewerten. Wie kann ich das aushalten, dass jemand Fremdes mein Kind versorgt, ohne dass ich dabei bin? Geht das überhaupt, dass unsere Tochter, die nicht sprechen kann und so viele (auch medizinische) Besonderheiten hat, liebevolle Zuwendung bekommt? Die ersten Trennungen durch Kindergarten und Schule haben wir als Familie doch auch überlebt. Mein schlechtes Gewissen meinen drei anderen Kindern gegenüber und meine Reiselust waren dann letzten Endes doch unser Antriebsmotor, das Thema Kurzzeit in Angriff zu nehmen. Selbst als vierfache Mutter fiel es mir extrem schwer loszulassen, obwohl die Geschwisterkinder ganz früh schon an entfernten Ferienlagern teilgenommen hatten. An Abschied und Rückkehr von glücklichen und unversehrten Kindern war ich doch gewöhnt. Das ist nun mehr als acht Jahre her. Wie geht es uns, wie geht es mir heute damit? Bis heute ist Abschied und Wiederkehr mit Kribbeln im Bauch verbunden, denn plötzlich auftretende medizinische Probleme können die beste Planung einer Kurzzeit bis zum Schluss unmöglich machen oder vorzeitig beenden. Ebenso muss geregelt sein, wer unsere Tochter im Notfall abholen könnte. Wenn beide Eltern gemeinsam verreist sind, ist das gar nicht so einfach zu organisieren.

Wir begannen mit ganz kleinen Schritten. Erst zwei Testtage und -nächte. Minütlich wartete ich auf einen Anruf, um die Tochter wieder abzuholen wegen unerwarteter Schwierigkeiten. Es kam kein Anruf. Obwohl ich eigentlich jetzt endlich mal zwei Nächte hätte durchschlafen können, war ich hellwach. Es folgte eine weitere Woche, in der wir nicht verreist waren, immer rufbereit. Ein großes Abenteuer war die Reise mit den Geschwistern nach Nordirland. Die Planungen für die Reise dauerten neun Monate. Es hat sich gelohnt. Eine wundervolle Reise, ohne Windelwechsel, Rehabuggy, Wäscheberge. Nach reichlich 14 Tagen holten wir ein vergnügtes strahlendes Kind aus der Kurzzeit ab. Das war für mich die emotionale Wende. Ich begriff, wie sehr uns eigentlich schon viele Jahre solch eine unbeschwerte, unverplante Auszeit gefehlt hatte. Wie viel die Geschwisterkinder unbewusst verzichtet haben auf eine „pflegefreie Zeit“, obwohl sie die kleine Schwester über alles lieben. Mir wurde bewusst, dass ich in all den Jahren der Pflege verlernt hatte, spontan auch mal meinen Bedürfnissen nachzugehen. Unsere Tochter zeigte uns, dass sie auch mit anderen Kindern Spaß haben kann, eben ohne uns. Danach folgten weitere Schritte. Wir Eltern erlaubten uns einen Urlaub zu zweit, die Jüngste in ihrer vertrauten Kurzzeit. Einfach himmlisch. Nach unserer Auszeit freuten wir uns unbändig wieder auf unsere Tochter, na ja, nicht auf schlaflose Nächte, aber auf ihr strahlendes Gesicht und ihre Umarmungen. Meine Rückenschmerzen waren auch verschwunden. Kein Wunder, wenn damals immer irgendwie 30 kg zu händeln waren. Natürlich kamen sie wieder. Es verdeutlichte mir, dass eine Pflegeauszeit nicht nur meiner Seele, sondern auch meinem Körper guttut. Mein „Reisegen“ erwachte nun aus seinem Dauerschlaf und in den folgenden Jahren kamen auch entferntere Ziele dazu. Was ich verdeutlichen möchte, ist die Tatsache, dass jede und jeder, auch die Geschwisterkinder, das Recht und die Chance haben sollten, Urlaub, Auszeiten oder eine Kur nach eigenen Wünschen zu erleben. Ohne schlechtes Gewissen. Viele Familien haben durch ihren durchgetakteten Pflegealltag verlernt, wie es sich anfühlt, Freunde zu treffen, Natur, Musik, Theater, Tanz zu genießen. Solche Events sind gefühlt tausend Jahre her.

Fortsetzung in der nächsten Ausgabe von Momo: U.a. Wie erfolgt die Beantragung, was hat der Antrag*steller zu beachten?