Schnuppertag für Amputierten-Sportler – der „Talent Day“ von Anpfiff ins Leben

Zurzeit gibt es deutschlandweit drei Amputierten-Fußball-Teams: Anpfiff Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf und eine Spielgemeinschaft Nord der Sportfreunde Braunschweig, des Hamburger SV und der Tennis Borussia Berlin. Bedenkt man, dass es vor noch gar nicht allzu langer Zeit keine einzige Mannschaft und kaum Strukturen gab, ist das eine ganze Menge. Schaut man sich jedoch die Zahlen der Menschen mit Amputation in Deutschland an – es sind knapp 60 000 –, so ist klar: Da geht noch mehr! Das findet zumindest der gemeinnützige Verein Anpfiff ins Leben, der sich der Amputierten- sowie der Jugendsportförderung verschrieben hat: In Sinsheim fand deshalb am 7. August der erste „Talent Day“ im Amputierten-Fußball statt, weitere folgen in Bremen und Koblenz.

Amputierten-Sportler finden den Sprung zurück ins Leben. Menschen mit Behinderungen haben die Möglichkeit durch Fußball zurück ins Leben zu finden.

Durch Fußball zurück ins Leben

Christian Heintz, Projektleiter „Amputierten-Fußball im Verein“ bei Anpfiff ins Leben, plante und organisierte den Tag im Voraus maßgeblich mit. Er spielt selbst Amputierten-Fußball und fährt mit der Nationalmannschaft im September nach Krakau zur Europameisterschaft. Christian weiß: „Fußball kann nach einem Schicksalsschlag helfen, zurück ins Leben zu finden. Deswegen laden wir heute alle dazu ein, es hier einmal auszuprobieren.“

Dieser Einladung folgten Teilnehmende aus ganz Süddeutschland. Im Sinsheimer Helmut-Gmelin-Stadion war es für die meisten dann der erste aktive Berührungspunkt mit der Sportart – unter ihnen auch Egon Michel: Er stammt aus Bayern und ist übers Internet auf die Angebote von Anpfiff Hoffenheim gestoßen: „Es macht total viel Spaß! Ich kann mir wirklich gut vorstellen, in Zukunft regelmäßig zu trainieren“, meint er begeistert. Auch ein paar Spieler von Anpfiff Hoffenheim gesellten sich zu der Runde, nahmen am bunten Tagesprogramm teil und konnten so ihre Erfahrungen mit den Neuen teilen.

Tagesprogramm der Amputierten- Fußballer

Los ging es morgens um 10 Uhr. Unter der Leitung von Trainer Arpad Huber gab es nach einer kurzen Begrüßung von Dietmar Pfähler, dem Ersten Vorsitzenden von Anpfiff ins Leben, eine erste zweistündige Trainingseinheit. Ziel des Tages war dabei vor allem eines: den Spaß an der Sportart vermitteln. Im Anschluss war dann beim gemeinsamen Mittagessen Zeit zum gegenseitigen Austausch. Auch hier konnten sich die Spieler von Anpfiff Hoffenheim mit ihrem Erfahrungsschatz einbringen und die eine oder andere Frage beantworten, bevor nachmittags noch einmal eine zweite Trainingseinheit folgte.

Inklusion in die Sportvereine

Vor Ort war auch Sven Wolf, Vizepräsident des Badischen Fußballverbands: „Gerade im Bereich Inklusion müssen wir in Zukunft einiges machen. Zum einen wollen wir natürlich die ‚Zweibeiner-Vereine‘ unterstützen und ermutigen, amputierte Sportler zu integrieren.“ Aber auch den Amputierten-Sport an sich gelte es weiterhin auszubauen und voranzutreiben. Christian Heintz setzt große Hoffnung in die Pläne des Fußballverbands. Im September startet die Amputierten-Fußball-Bundesliga mit den drei Teams aus Süd-, West- und Norddeutschland. Am Ende der Saison soll dann der erste deutsche Meister dieser Sportart gekrönt werden. Christian freut sich auf das neue Kapitel. Sein Traum: „Es wäre natürlich toll, wenn mit der Zeit weitere Teams dazukommen würden und wir so eine richtig große Liga aufbauen könnten.“ Die ersten Grundsteine dafür sind mit dem heutigen Tag nun schon einmal gelegt.

Am 20. November soll direkt der nächste Aktionstag folgen, dieses Mal im Indoor-Fußballpark in Urmitz nahe Koblenz. Eingeladen sind wieder alle interessierten Menschen mit Amputation oder Dysmelie, eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Christian Heintz und sein Team freuen sich über jede und jeden, die oder der Lust auf organisierten Vereinssport und etwas Neues hat. Anmeldungen nimmt er per Mail unter c.heintz@ail-ev.de entgegen. Nach dem Event sind alle noch auf einen Snack und ein Getränk zum gemeinsamen Austausch eingeladen.

 

Weitere Infos gibt es unter www.amputierten-fussball.de.

Text und Foto: Sophie Krischa & Anpfiff ins Leben