Dass ich im Rollstuhl sitze, interessiert hier niemanden

Luisa besucht als Rollstuhlfahrerin das Gymnasium

Luisa ist 16 Jahre alt und besucht seit Beginn des Schuljahres die SRH Stephen-Hawking-Schule. Sie ist Bewohnerin des dazugehörigen Internats. Die stets fröhliche Schülerin macht aktuell ihren Hauptschulabschluss. Dafür hat sie unter anderem ein Praktikum im Bereich Marketing und Kommunikation absolviert. Ihr Berufswunsch ist es in diesem Bereich tätig zu sein.

In ihrer Freizeit malt Luisa sehr gerne und schreibt Gedichte und Geschichten. Für die aktuelle MOMO-Ausgabe hat sie über sich und ihr Leben im Internat der SRH Stephen-Hawking-Schule geschrieben.

Das Alltagsleben für Luisa als Rollstuhlfahrerin gestaltet sie kreativ

Mein Name ist Luisa, ich sitze von Geburt an im Rollstuhl und kann nicht selbst sprechen, wie es andere können, aber das macht nichts, denn ich habe seit dem Kindergarten einen Sprachcomputer, auch Talker genannt. Diesen steuere ich mit meinen Augen. Mit dem Talker kann ich alles sagen und machen, was ich möchte. Schreiben, Musik hören und das Beste ist, ich kann mit dem Paint-Programm meine Bilder malen. Das ist ein großes Geschenk für mich, denn wenn ich mit ihm nur sprechen könnte, wäre das ziemlich öde.

Malen bedeutet für mich, frei zu sein. Wenn ich male, fühlt es sich so an, als ob ich ganz normal wäre. Deswegen ist Malen das Liebste, was ich mache.

Außerdem liebe ich es draußen mit meinem E-Rollstuhl herumzufahren, zum Beispiel in den Wald oder an den Fluss. Meinen Rollstuhl lenke ich mit dem Kopf. Wenn ich meinen Kopf nach links drücke, fährt der Rollstuhl nach links, rechts und geradeaus funktionieren genauso. Wenn ich rückwärtsfahren möchte, tippe ich einfach auf eine Taste, die auf meinem Tisch befestigt ist und mache dann den Kopf nach hinten. Ich liebe es, durch Wasser, Pfützen, durch den Schnee oder durch den Matsch zu fahren.

Luisa bewältigt ihren Alltag mit Rollstuhl

Unter der Woche lebe ich im Internat der SRH Stephen-Hawking-Schule. Es gefällt mir dort sehr gut. Ich habe mein eigenes Zimmer und viele Möglichkeiten und Freiräume. Mit meinen Freunden oder auch allein fahre ich mit dem Bus irgendwo hin und wir unternehmen etwas.

Auf dem SRH Bildungscampus kann ich mich frei bewegen, ohne dass mich die Menschen anstarren oder Angst bekommen. Es kam schon vor, dass andere Menschen dachten ich wisse nicht was ich tue und die Polizei gerufen haben. Das nervt mich sehr, weil ich ganz genau weiß, was ich mache und wo ich bin. Das Verstehen aber leider nicht alle und ich verstehe das nicht. Im Internat und auf dem gesamten Campus der SRH Schulen GmbH interessiert es niemanden, wenn jemand im Rolli allein herumfährt. Hier werden alle so angenommen und wertgeschätzt, wie sie sind. Genau das genieße ich so.

Mein größter Wunsch ist es, wenn ich erwachsen bin, eine Weltreise mit meinem E-Rollstuhl zu machen. Es geht ja auch mit dem Fahrrad, warum dann nicht auch mit dem Rollstuhl? Für mich gibt es keine Hindernisse, denn was ich mir in meinen Kopf gesetzt habe, das mache ich auch.

Infokasten:

Die SRH Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd ist ein SBBZ mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. In elf Bildungsgängen von der Grundschule bis hin zum Gymnasium ermöglichen wir bestmögliche Schulabschlüsse. Das dazugehörige Internat ist weit mehr als ein Ort des gemeinsamen Lebens und Lernens. In einem familiären Umfeld wird für die körperbehinderten und nicht behinderten Schüler ein vertrauensvolles Zuhause geschaffen und zur selbstständigen Gestaltung ihrer Lebenswelt angeleitet. Wohlfühlen, Sicherheit und die Erfahrung von Gemeinschaft liegt ihnen dabei besonders am Herzen.

Text: SRH Schulen GmbH

Foto: Foto von Luisa & gemaltes Bild (Ente) von Luisa, anderes Foto: SRH Schulen GmbH

Schnitzeljagd 2.0 – Geocaching mit Kindern

„Spazierengehen? Muss das sein?“ Dem stöhnenden Protest der Kinder kann durch Geocaching entgegengewirkt werden – eine tolle Möglichkeit, Draußenzeit spannender zu gestalten, in Bewegung zu bleiben und neue Umgebungen zu erkunden.

Geocaching mit Kindern motiviert die Natur zu erkunden

Was ist Geocaching?

Beim Geocaching handelt es sich um eine Art GPS-Schnitzeljagd. Die Verstecke der sogenannten Geocaches (Kurzform „Caches“) werden anhand geographischer Daten veröffentlicht und können mit Hilfe eines GPS-Gerätes oder einem GPS-fähigen Handy gesucht werden. Der zu findende Schatz – der Cache – ist meist ein wasserdichtes Behältnis, häufig in Form einer kleinen Schatzkiste, eines einfachen Plastikröhrchens oder weiterer kreativer Gegenstände. Enthalten sind ein Logbuch und manchmal auch kleine Tauschgegenstände.

Wie geht Geocaching?

Auf der Internetseite www.geocaching.com oder über die Geocaching-App kann ein Benutzerkonto erstellt werden. Eine Registrierung auf dieser Plattform ist kostenfrei möglich. Anschließend können über die Karte alle Caches in der Nähe angezeigt werden.

Mithilfe der App kann man sich dann zu den jeweiligen Caches navigieren lassen. Hat man einen Cache gefunden, kann man sich mit Datum und Namen ins Logbuch eintragen. Anschließend wird der Cache wieder an derselben Stelle versteckt, damit andere ihn auch finden können. Den Fund kann man in der entsprechenden App dokumentieren.

Beim Suchen der Caches ist es üblich, dies möglichst heimlich zu tun, damit „Muggel“ (Personen, die nicht an der GPS-Schatzsuche teilnehmen) nicht auf den Cache aufmerksam werden und ihn aus Unwissenheit über den Sinn des Spieles vielleicht mitnehmen oder zerstören.

Geocaching mit Kindern ist eine Art GPS Schnitzeljagd

Ab welchem Alter kann ich mit meinen Kindern geocachen?

Der Sinn des Geocachings ist das Suchen an sich: herausgehen, neue Gegenden entdecken und schließlich natürlich den Geocache finden. Auch wenn es bei einigen Caches kleine Tauschgegenstände zum Mitnehmen gibt, so ist dies doch eher die Ausnahme. Kinder ab etwa sechs Jahren können meist gut begreifen, dass der gefundene „Schatz“ nicht mitgenommen wird und die Suche selbst das eigentliche Abenteuer ist.

Geocaching mit Kindern braucht nur ein Handy um zu starten

Fakten, Fakten, Fakten

  • Im Jahr 2000 wurde der erste Geocache vom Amerikaner Dave Ulmer versteckt.
  • Weltweit gibt es rund drei Millionen aktive Geocaches – in Deutschland sind es knapp 500 000.
  • Auf der internationalen Raumstation ISS befindet sich der wohl am weitesten entfernte Geocache.
  • Auch auf dem Mount Everest und am Südpol sind Geocaches zu finden.

Was wird benötigt?

Neben einem Handy mit GPS-Funktion wird ein Stift benötigt, um sich in das Logbuch eintragen zu können. Auch eine Taschenlampe und ein kleiner Spiegel können – bei gut verstecken Geocaches – die Suche erleichtern. Wetterfeste und robuste Kleidung kann von Vorteil sein, da viele Geocaches sich in der Natur – beispielsweise in Baumlöchern oder weiteren Naturverstecken – befinden.

Geocaching mit Kindern ist ein Spaß für Jungen und Mädchen

Speziell für die Suche mit Kindern

Beim Geocaching mit Kindern ist es ratsam, leichte Caches auszuwählen – der Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Caches wird in der App angezeigt. Genug Zeit sollte ebenfalls eingeplant werden, da Caches meist nicht auf den ersten Blick zu finden sind. Tabu sollten auch Caches sein, bei denen geklettert oder gar geschwommen werden muss. Es gibt auch sogenannte Rätsel-Caches, bei denen häufig komplexe Rätsel gelöst werden müssen, durch welche erst die Koordinaten des Caches bekannt werden – je nach Umfang und Art eignen sich Rätsel-Caches erst für ältere Kinder.

Quellen: wikipedia.org, natursport.info, geocaching.at

Text & Foto: privat

Über die Bedeutung einer frühzeitigen Versorgung im Kleinkindalter: E-Mobilität hat keine Altersgrenzen

Durch den Einsatz von Elektromobilität können Kinder mit körperlichen Einschränkungen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten verbessern und spielerisch ihre Grenzen erweitern

Das Potential von Kindern zu fördern, ist eine Selbstverständlichkeit. Dieser Anspruch gilt für alle – auch für Kinder mit Handicap. Neurowissenschaftliche Studien zu diesem Thema belegen, dass Kinder mit unterschiedlichen Erkrankungen und Behinderungen oft dem gleichen kindlichen Entwicklungsprozess entlang den Entwicklungsstufen folgen, wie gesunde Kinder.

Beim Erlernen motorischer Fähigkeiten ist das freie Sitzen ein wichtiger Schritt in der körperlichen Entwicklung – neuromuskuläre Stütz- und Haltemechanismen verknüpfen sich mit der Eigenwahrnehmung und dem Freiwerden der Arme und Hände. Eigenständige Aktionen wie Nutzung von Spielgerät, Nahrungsaufnahme und Interaktion mit anderen werden möglich. Spätestens hier trägt die Unterstützung mit einem Hilfsmittel entscheidend zum Empfinden von „Wirksam-Werden“ bei.

Die Entdeckung der Umwelt wird möglich, das Kind erreicht Gegenstände und Möbel, um sich daran hochzuziehen. In der Vertikalen vollzieht es den nächsten großen Entwicklungsschritt. Mit dem Aufrichten können sich die inneren Organe, Knochen, Bänder, Sehnen und Muskeln, Atmung, Verdauung und Blutkreislauf vollständig entwickeln.

Ein Meilenstein für die motorische und kognitive Entwicklung und in die Unabhängigkeit ist das Gehen. Kinder mit Behinderungen brauchen analog dazu sofort einen passgenauen Kinderrollstuhl: Das sind nicht lediglich verkleinerte Erwachsenenrollstühle, sie wachsen mit und haben viele zusätzliche Funktionen.

Elektromobilität kennt keine Altersgrenzen und ermöglicht auch Kindern mit Behinderungen die Teilnahme am alltäglichen Leben

Willy Hagelstein, selbst Rollinutzender und Mobilitätsbotschafter beim Kinderspezialisten Sorg Rollstuhltechnik ist überzeugt: „Die leichten Kinderrollstühle lassen sich total individuell und genau auf die Proportionen und die Bedürfnisse der Kinder anpassen; so können, nein, müssen heute mobilitätseingeschränkte Kinder schon ab 18 Monaten mit einem Rollstuhl versorgt werden. Dies ist umso bedeutungsvoller, da zu diesem Zeitpunkt nicht mobilitätseingeschränkte Kinder das Laufen lernen und somit durch eine Rollstuhlversorgung Entwicklungsdefizite bei den Rollikindern vermieden werden können.“

Besonders leichte Rollstühle, wie der Mio Carbon von Sorg Rollstuhltechnik, sind durch das hochfeste Aluminium echte Leichtgewichte und kommen vor allem den Kindern zu Gute, die schon zu Beginn über nur wenig Kraft verfügen, aber ihren Rollstuhl trotzdem selbst antreiben möchten.

Passgenaue Kinderrollstühle für Kinder mit Handicap

All diese Entwicklungsschritte werden von Erwachsenen begleitet und finden optimalerweise in einer sicheren Umgebung statt. Fehlversuche beim Erlernen dieser neuen Fähigkeiten sind normal und viele Wiederholungen sind für die kognitive Entwicklung und aus neurowissenschaftlicher Sicht enorm wichtig.

Aber auch für stärker eingeschränkte Kinder mit zu wenig Kraft für manuelle Rollstühle gibt es inzwischen verschiedene Mini-E-Rolli-Modelle. Manche sehen bunt und verspielt aus wie eine einfache Kinder-Lauflernhilfe und haben erst auf den zweiten Blick einen kleinen Joystick. Andere – für etwas größere Kinder – sind schwerer und stabiler.

Die Nutzung von Elektromobilität und autonomen Fahrzeugen kann für Kinder mit Behinderungen eine völlig neue Form der Mobilität und Unabhängigkeit bedeuten

Die Vorteile einer frühen Versorgung mit einem E-Rollstuhl für die Entwicklung eines Kindes überwiegen oft angebrachte Argumente von Kostenträgern wie Verletzungsgefahr oder Gefährdung im Straßenverkehr. Eltern sind für die Sicherheit ihrer Kinder verantwortlich, ob mit oder ohne Handicap. Der Umgang muss in einem geschützten Umfeld geübt werden.

E-Rollstühle können so konfiguriert werden, dass deren Gebrauch den Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes entspricht, Sondersteuerungen ermöglichen eine sichere Fahrweise, feinste Einstellungen der Sitzpositionen bis hin zum Stehen sind möglich. Bei den „kleinen“ gibts eine Vorrangschaltung bis hin zur Non-Stopp-Bedienung für erwachsene Begleitpersonen.

REHAB 2023: Möglichkeiten zur Erprobung von früher Mobilität

Und das ermöglicht von Anfang an ein „Dabeisein“ auf Augenhöhe, aktives spielen mit den anderen in der Kita, einen Schulbesuch und Diskussionen mit Klassenkameraden und Geschwistern.

Frühe (E-)Mobilität kann bei mehreren spezialisierten Ausstellern auf der REHAB 2023 vom 15. bis 17. Juni in der Messe Karlsruhe ausprobiert werden: Unter anderem beraten Therapeuten bei MEYRA Eltern zu allen Fragen rund um frühe Mobilität. Das Unternehmen Permobil ersetzt mit dem Explorer Mini Lauflernhilfen bei sehr jungen „Fußgängern“ und ermöglicht es stark eingeschränkten Kindern, die Welt selbstständig zu erfahren.

Ein frühzeitiger Zugang zu Elektromobilität ermöglicht Kindern mit Behinderungen eine größere Unabhängigkeit und Mobilität

„Spätestens wenn eine Studentin ihr Examen mit ihren Kommilitoninnen am Stehtisch mit einem Prosecco feiert, hat sich die Aufstehhilfe am Rolli rentiert“, äußert sich Ulrich Maschkow von Vassili. Er ist stolz darauf, dass der neue HiLo MPRO Rollstuhl des italienischen Labels eine perfekte Symbiose aus Aktivität und Funktionalität darstellt. „Wir haben in drei Entwicklungsjahren einen extrem leichten Aktivrolli mit einer elektrischen Aufstehhilfe kombiniert, die mit einer Hand bedient werden kann, da ist die zweite Hand frei für einen Kaffee mit den Arbeitskollegen. Von den psychologischen Vorteilen und der Stoffwechselanregung durch Stehen wollen wir gar nicht sprechen, das ist selbstverständlich.“

Weitere Informationen zur REHAB Karlsruhe – Europäische Fachmesse für Rehabilitation, Therapie, Pflege und Inklusion finden sich unter www.rehab-karlsruhe.com. Der Ticketshop ist bereits eröffnet. Kinder bis elf Jahre und Begleitpersonen mit entsprechendem Nachweis haben kostenfreien Eintritt. Hier geht’s zur Registrierung: www.rehab-karlsruhe.com/tickets

Text: Messe Karlsruhe, Fotos: Messe Karlsruhe/Jürgen Rösner und Messe Karlsruhe/ Behrendt und Rausch

Anika Biel – Autorin des Kinderbuchs „Astronautenliebe“ im Interview

Anika Biel Buchautorin des Kinderbuchs Astronautenliebe im Interview

Stirbt ein uns vertrauter, lieb gewonnener Mensch, so empfinden wir als Erwachsene Leere, Ohnmacht und Angst vor der Zeit ohne ihn. Aber auch Wut darüber, dass er nicht mehr da ist. Ganz unterschiedlich gehen wir damit um. Wir lenken uns ab, kapseln uns mitunter auch ab oder reden entweder viel oder gar nicht über die Person, gehen zum Trost und Stille suchen in die Kirche oder in die Natur. Auf vielfältige Art und Weise bewältigen wir so die Trauer oder versuchen es. Wie aber gehen Kinder mit solch‘ einem unsagbaren Schmerz, solch‘ einem herben Verlust, solch‘ einer schier unerträglichen Trauer um?

Die gebürtig aus Recklinghausen stammende Kinderbuchautorin Anika Biel, selbst Mutter eines Sohnes, hat sich in ihrem Buch „Astronautenliebe“ mit diesen schwierigen und dennoch wichtigen Themen auseinandergesetzt. Antons Schicksal gleicht einer bewegenden Gefühlsreise, die einen Zugang schafft zum Umgang mit Trauer, hervorgerufen durch den Verlust eines Elternteils. Dabei möchte die Autorin tröstende Gedanken schaffen. Und so lautet ihre Widmung: „Für Jessi, Finn, Antonia und all die anderen, deren Elternteil viel zu früh ein Astronaut, eine Astronautin wurde, und die Sterne deshalb ganz besonders hell leuchten.“

Herzlichen Dank schon mal vorab, dass Sie sich Zeit für unser Interview nehmen.

Gerade kleine Kinder verstehen nicht, wieso eine geliebte Person auf einmal nicht mehr da ist. In solchen Momenten helfen neben einer fürsorglichen, behutsamen Betreuung durch enge Familienangehörige unter anderem das Vorlesen von Büchern, die in kindgerechter Sprache das Thema aufgreifen und sensibel erklären. Also wie Ihr wunderbar einfühlsam geschriebenes Buch „Astronautenliebe“. Gab es einen Auslöser/Grund für „Astronautenliebe“?

Während meiner ärztlichen Tätigkeit habe ich immer wieder junge Patienten mit lebensverkürzenden Erkrankungen behandelt. Immer öfter habe ich dabei gemerkt, dass nur noch wenige Familien einen starken religiösen Bezug haben. Die Kinder der Patienten konnten mit den tradierten Vorstellungen von „Himmel“ wenig anfangen. Daher kam mir die Idee zu „Astronautenliebe“.

Anika Biel Buchautorin

Menschen aus dem näheren, aber auch weiteren Umfeld haben mitunter Schwierigkeiten, auf betroffene Kinder zuzugehen. Lieber wird gar nichts gesagt, als etwas vermeintlich Falsches. Denn über Tod und Trauer zu sprechen, fällt vielen nach wie vor schwer. Darunter leiden jedoch die Betroffenen. Was können Sie ihnen, den Unbeholfenen aus dem Umfeld des Kindes, mit auf dem Weg geben?

Kinder haben sehr feine Antennen und verstehen mehr, als wir Erwachsenen ihnen manchmal zutrauen. Je nach Alter des Kindes rate ich dazu, die eigene Unsicherheit zu thematisieren. Oft kommt es dann zu einem tollen Gespräch, in dem Kinder sehr genau nennen, was sie gerade brauchen. Das kann Trost sein, ein gemeinsames Erinnern, aber auch etwas völlig anderes, Fröhliches und Ablenkendes.

Manchen Menschen ist ein langes Leben vergönnt. Anderen wiederum wird es viel zu schnell genommen. „Je früher Kinder lernen, damit umzugehen, desto besser kommen sie mit den großen und kleinen Abschieden des Lebens zurecht“, so die österreichische römisch-katholische Theologin, Pastoralreferentin, Supervisorin und Notfallseelsorgerin Christine Fleck-Bohaumilitzky, die sich auch mit diesen Themen beschäftigt. Kinder wollen vor allem aufrichtige Antworten: „Verschweigen bedeutet dramatisieren“. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach der richtige Umgang mit Sterben, Trauer und Verlust?

Ich würde das Wort „richtig“ gerne durch „offen“ ersetzen und eben jener Umgang ist extrem wichtig. Trauer hat viele Gesichter, manchmal sogar ein fröhliches. Es ist wichtig, die Menschen nicht zu verurteilen, wenn sie für das eigene Empfinden zu kurz, zu lang, zu tief oder zu oberflächlich trauern. Gerade bei Kindern kommt Trauer häufig in Situationen vor, in denen man nicht damit rechnet. Es ist dann wichtig zu vermitteln, dass es okay ist, wenn man auch Monate oder Jahre nach dem Verlust noch traurig sein darf.

Anika Biel Buchautorin des Kinderbuchs Astronautenliebe im Interview

„Astronautenliebe“ ist nicht Ihr erstes Kinderbuch. Sie haben unter anderem auch ein Buch über Demenz und Liebhaben mit dem Titel „Opa, vergisst du mich?“ veröffentlicht. Ebenfalls äußerst interessant ist Ihr Buch „Sag mir, was Liebe ist – Eine fotografische Spurensuche“, wofür Sie in mehreren Seniorenheimen mit Menschen mit sehr viel Lebenserfahrung sprachen und versucht haben, der Liebe auf die Spur zu kommen. Eines Ihrer Herzensprojekte. Beim Lesen Ihrer Bücher fühlt und spürt man die absolute Leidenschaft, die hinter dem Schreiben steckt. Wie schaffen Sie es, Beruf, Familie und Schreiben miteinander zu vereinbaren?

Das ist eine gute Frage. Vieles kann ich nur machen, weil ich große Unterstützung durch meinen Partner habe. Er hat beruflich zurückgesteckt, um mir eine Karriere zu ermöglichen. Ohne diese Hilfe wäre das nicht möglich. Und der Rest ist Organisation, wobei ich oft Deadlines bis zur vorletzten Minute ausreize.

Seit wann schreiben Sie? Und was geben Sie unseren Leser*innen mit auf dem Weg, die selber Ideen für ein eigenes Buch haben, sich aber nicht so recht trauen, diese umzusetzen?

Ich habe schon in der Grundschule immer gerne kleine Geschichten geschrieben. Nach einer langen Phase, in der ich nichts zu Papier gebracht habe, habe ich meine Freude daran während des Medizinstudiums wiederentdeckt. Es war die benötigte und gewollte Abwechslung.

Den besten Ratschlag, den ich geben kann, ist: einfach machen.

Man bereut häufig das, was man nicht getan hat. Also ist es besser, es zu tun.

Info zum Buch:

Darum geht’s

Antons Mama ist schwer krank und für Anton ändert sich dadurch eine Menge. Anton vermisst das Leben vor der Erkrankung, aber er versucht stark zu sein. Doch dann gibt es schlechte Nachrichten: Antons Mama weiß, dass sie diese Welt bald verlassen muss. Deshalb hat sie sich etwas Besonderes für Anton überlegt… Die Geschichte von Anton und seiner Astronauten-Mama ist ein einfühlsam verfasstes Kinderbuch über das Sterben und den Tod.

 

 

 

Interview: Claudia Egert

Text und Foto: pixabay.com, privat, Buchcover: siehe Verlag

Eigenständigkeit und Unabhängigkeit

Mobilität für Menschen mit Behinderung
Dank Space Drive ist Udo Holdenried in seinem VW T6.1

Udo Holdenried ist mit seinem VW T6.1 mobil

„Mobilität ist für mich Eigenständigkeit und Gleichheit – die Verkehrsregeln gelten für jeden – aber auch Ruhe und Entspanntheit. Ich kann da, wo ich bin, so lange sein wie ich will, ohne dass mich ein Fahrdienst abholt oder erwartet“, sagt Udo Holdenried. „Jetzt bin ich Mensch und keine Beförderungsfracht.“

Mobilität für Menschen mit Behinderung

So richtig „greifbar“ ist es für Udo noch nicht, dass er bald selbst mit seinem eigenen Auto zur Uni fahren kann. „Das Gefühl ist noch etwas irreal, für mich noch nicht ganz greifbar“, sagt der 29-jährige Student der Rechtswissenschaften. „Weil ich das Gefühl vom Fahren bisher mit Aichelau und PARAVAN verbinde und noch nicht mit der eigenen Freiheit. Wenn das Auto vor der Haustüre steht, werde ich realisieren, dass ich es nicht mehr abgeben muss.“ Vor über sechs Jahren hat Udo auf Wunsch seiner Eltern den Führerschein gemacht, auch um seiner krebskranken Mutter die Möglichkeit zu geben, an diesem Erlebnis teilhaben zu können, um zu zeigen: „Ja, es geht!“

Mobilität für Menschen mit Behinderung
Endlich mobil, vor sechs Jahren hat Udo die Fahrschule bei PARAVAN absolviert, ein paar Fahrstunden und schon hatte er sein Auto und die Technik wieder im Griff.

Jetzt, sechs Jahre später, sitzt er in seinem umgerüsteten VW T6.1 von PARAVAN. „Die Prioritäten waren lange Zeit andere, doch jetzt war für mich der Zeitpunkt zu sagen, ja das Thema eigenes Auto gehe ich an!“ Um effektiv und unabhängig studieren zu können und auch mal in Ruhe in der Bibliothek zu recherchieren, musste er unabhängig mobil sein. „Mit etwas Kampf haben wir dann auch einen Kostenträger gefunden“, berichtet er.

Mobilität für Menschen mit Behinderung
Per Knopfdruck öffnet sich die Tür von Udos VW T6.1. Über den Kassettenlift kommt er ohne Probleme ins Auto.

Udo hat die Glasknochenkrankheit. Damit er sein Fahrzeug sicher im Straßenverkehr bewegen kann – ohne sich zu verletzen – waren so einige Umrüstungen notwendig: Gas, Bremse und Lenkung bedient er über das Fahr- und Lenksystem Space Drive mit Hilfe von zwei Joysticks. Mit rechts lenkt er und mit links betätigt er Gas und Bremse. Über einen Kassettenlift fährt Udo mit seinem individuell angepassten PARAVAN PR 50 Rollstuhl bis auf den Fahrerplatz, wo er über eine Dockingstation sicher verankert wird. Zusätzlich fährt noch eine Rückenstütze für einen besseren Halt an den Rollstuhl.

Mobilität für Menschen mit Behinderung
Ein bisschen sieht es in Udos Auto aus wie in einem Flugzeug- Cockpit. Viele Knöpfe und Hebelchen sorgen dafür, dass Udo sein Auto ohne fremde Hilfe selbstständig bedienen kann.

Jetzt funktioniert im Auto alles so, dass Udo völlig selbständig und ohne fremde Hilfe unterwegs sein kann. „Die Schiebetür geht elektrisch auf, der Kassettenlift, über den ich einsteige, fährt auf Knopfdruck rein und wieder raus.“ Dabei gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten: Kabelverbindung, Funkfernverbindung oder per Handytouch. Die Sekundärfunktionen – wie Licht, Blinker oder Hupe – bedient er während der Fahrt über die Sprachsteuerung, auch die Sonnenblende, die er sonst nicht so einfach erreichen könnte.

„Das Auto wurde letztendlich völlig elektrifiziert und mechanifiziert für mich“, berichtet er. „Im Auto habe ich eine Dockingstation, womit der Rollstuhl mit dem Fahrzeug fast eins wird. „Letztendlich funktioniert alles autark elektrisch, dass du das ohne jede fremde Hilfe benutzen kannst, wie jeder andere auch.“

Kontakt:

Anke Leuschke, Pressesprecherin, Paravan GmbH,

Tel.: +49 7388/ 99 95 81, E-Mail: anke.leuschke@paravan.de

Text und Foto: Paravan GmbH

Über die Paravan GmbH:

 

Die Paravan GmbH ist Weltmarktführer für hoch individuelle behindertengerechte Fahrzeuglösungen. Rund 180 Mitarbeiter entwickeln und produzieren individuell angepasste Automobilumbauten, Elektrorollstühle. Paravan verfolgt mit dem „Alles-aus –einer-Hand-Konzept“ einen ganzheitlichen Ansatz. Technologisches Highlight ist Space Drive, ein intelligentes digitales Steuerungssystem nach dem Drive-by-Wire-Prinzip. Durch die aktive Redundanz der Servomotoren ist es vollständig ausfallsicher und weltweit das erste mit Straßenzulassung. Mithilfe dieser Innovation fahren schwerstbehinderte Menschen, teils ohne Arme und Beine, selbständig und sicher Auto. Ein einfaches Eingreifen in das Lenkrad ist diesen Fahrern nicht möglich. Weltweit hat sich Space Drive in den letzten 18 Jahren auf über eine Milliarde Straßenkilometern bewährt und wird von zahlreichen Industriekunden für Testträger im Bereich autonomes Fahren genutzt. Das System ist als Nachrüstsatz mit offener Schnittstelle für alle bekannten Fahrzeugtypen erhältlich. www.paravan.de

Elektromobilität: Einzigartiger Komfort-Umbau des Mercedes EQS von TRIGEMA-Chef Wolfgang Grupp

TRIGEMA-Chef Wolfgang Grupp reist künftig im vollelektrischen Mercedes EQS. Den individuellen Komfort-Umbau realisierte die PARAVAN-Manufaktur.
TRIGEMA-Chef Wolfgang Grupp reist künftig im vollelektrischen Mercedes EQS. Den individuellen Komfort-Umbau realisierte die PARAVAN-Manufaktur.

Seit mehr als 45 Jahren ist TRIGEMA-Chef Wolfgang Grupp mit einer ganz speziellen Sitz- Konfiguration unterwegs, die es ihm ermöglicht, auf langen Strecken bequem die Beine auszustrecken. Auf den Komfort-Umbau wollte der meinungsstarke Unternehmer natürlich auch in seinem neuen Dienstwagen, einem vollelektrischen Mercedes EQS, nicht verzichten. Eine Aufgabe, welche die Mobilitäts-Experten der PARAVAN-Manufaktur sehr gerne übernommen haben.

Der Umbau war für die Mobilitäts-Experten von PARAVAN Ehrensache. „Wir sind stolz darauf, einer solchen Unternehmer- Persönlichkeit seine Mobilität noch ein kleines Stück komfortabler gestalten zu können!“, betont Kevin Arnold (Mitte) von der PARAVAN GmbH.
Der Umbau war für die Mobilitäts-Experten von PARAVAN Ehrensache. „Wir sind stolz darauf, einer solchen Unternehmer- Persönlichkeit seine Mobilität noch ein kleines Stück komfortabler gestalten zu können!“, betont Kevin Arnold (Mitte) von der PARAVAN GmbH.

Wenn es um seine individuelle Mobilität geht, hat TRIGEMA-Chef Wolfgang Grupp sehr klare Vorstellungen. Komfortabel muss das Fahrzeug sein. Und natürlich effizient. Genau aus diesem Grund hat er sich auch für einen vollelektrischen Mercedes EQS als neuen Dienstwagen entschieden. Dem fehlte allerdings ein entscheidendes Detail, auf das der Textil-Unternehmer aus dem schwäbischen Burladingen seit 47 Jahren großen Wert legt: der gegen die Fahrtrichtung eingebaute Beifahrersitz.

14 Tage dauerte es, bis die Umbau-Profis der PARAVAN-Manufaktur die spezielle Sitz-Konfiguration von Wolfgang Grupp im Mercedes EQS realisiert hatten.
14 Tage dauerte es, bis die Umbau-Profis der PARAVAN-Manufaktur die spezielle Sitz-Konfiguration von Wolfgang Grupp im Mercedes EQS realisiert hatten.

Auf langen Strecken die Beine ausstrecken

Diese Sitz-Konfiguration macht es ihm auf langen Strecken möglich, bequem die Beine auszustrecken, verbessert die Sicht nach vorne und erleichtert zudem das Gespräch mit dem Fahrer. „Wenn man das seit 30 oder 40 Jahren gewöhnt ist, will man natürlich keinen Schritt mehr zurück machen!“, so Grupp.

Elektromobilität für Menschen mit Behinderung

Die Suche nach einem Spezialisten, der den individuellen Komfort-Umbau übernehmen könnte, gestaltete sich widererwarten gar nicht so einfach. In Pfronstetten-Aichelau wurde Grupp dann fündig. Für die Mobilitäts-Experten der PARAVAN-Manufaktur war die „Nachbarschaftshilfe“ Ehrensache!

„Beim Umbau von Fahrzeugen für Menschen mit Behinderungen ist es für uns Alltag, auf ganz individuelle Anforderungen unserer Kundinnen und Kunden einzugehen“, erklärt Kevin Arnold von der PARAVAN GmbH. „Und was es noch nicht gibt, erfinden wir! Deshalb haben wir auch keine Sekunde gezögert, als sich Herr Grupp bei uns gemeldet hat! Wir sind stolz darauf, einer solchen Unternehmer- Persönlichkeit seine Mobilität noch ein kleines Stück komfortabler gestalten zu können!“

Kontakt:

Anke Leuschke, Pressesprecherin, Paravan GmbH,

Tel.: +49 7388/ 99 95 81, E-Mail: anke.leuschke@paravan.de

 

Über die Paravan GmbH:

Die Paravan GmbH ist Weltmarktführer für hoch individuelle behindertengerechte Fahrzeuglösungen. Rund 180 Mitarbeiter entwickeln und produzieren individuell angepasste Automobilumbauten, Elektrorollstühle. Paravan verfolgt mit dem „Alles-aus –einer-Hand-Konzept“ einen ganzheitlichen Ansatz. Technologisches Highlight ist Space Drive, ein intelligentes digitales Steuerungssystem nach dem Drive-by-Wire-Prinzip. Durch die aktive Redundanz der Servomotoren ist es vollständig ausfallsicher und weltweit das erste mit Straßenzulassung. Mithilfe dieser Innovation fahren schwerstbehinderte Menschen, teils ohne Arme und Beine, selbständig und sicher Auto. Ein einfaches Eingreifen in das Lenkrad ist diesen Fahrern nicht möglich. Weltweit hat sich Space Drive in den letzten 18 Jahren auf über eine Milliarde Straßenkilometern bewährt und wird von zahlreichen Industriekunden für Testträger im Bereich autonomes Fahren genutzt. Das System ist als Nachrüstsatz mit offener Schnittstelle für alle bekannten Fahrzeugtypen erhältlich. www.paravan.de

Text und Foto: Paravan GmbH

Kinderwunsch MS – na klar!

Schwanger trotz Multipler Sklerose

Aus medizinischer Seite spricht bei Multiple Sklerose nichts gegen eine Schwangerschaft. Es ist allerdings ratsam, den Kinderwunsch zuvor mit dem behandelnden Gynäkologen und Neurologen zu besprechen.

Grundsätzlich ist die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen bei MS nicht eingeschränkt. Jedoch ist die Rate an kinderlosen Frauen bei MS-Erkrankten besonders hoch. Ob dies biologische Ursachen hat, ist noch nicht vollständig geklärt.

Einige Studien weisen darauf hin, dass Kinderwunschbehandlungen dazu führen können, dass ein MS-Schub ausgelöst wird. Erfolgt eine Stimulation über Hormone und führt diese nicht zu einer Schwangerschaft, treten bei bis zu 35 % aller an MS erkrankten Frauen Schübe auf, sofern die MS-Therapie vor der Behandlung abgesetzt wurde. Wenn die Frau nach der Stimulationstherapie jedoch schwanger wird, ist das Schubrisiko nur minimal erhöht.

Früher wurde an MS erkrankten Frauen empfohlen, alle Therapien schon Monate vor einer Schwangerschaft abzusetzen. Dies gilt heute als überholt. Empfohlen wird allerdings, erst dann eine Schwangerschaft anzustreben, wenn sich die Krankheitsaktivität durch Therapien gut kontrollieren lässt.

Das Schubrisiko von Frauen nimmt im Verlauf der Schwangerschaft ab. Es kann jedoch nach der Entbindung wieder zu einem Schubanstieg kommen. Generell zeigen Untersuchungen, dass das Schubrisiko in der Schwangerschaft und nach der Entbindung dann hoch ist, wenn die Krankheitsaktivität zuvor schon hoch war.

Familienplanung mit Multipler Sklerose

Stefanie Daniels war 28 Jahre, als sie ihre MS-Diagnose erhielt. Heute lebt die mittlerweile 30-jährige Design-Ingenieurin mit ihrem Mann und dem gemeinsamen einjährigen Sohn in Mönchengladbach. Ihre Mutterrolle führte sie zugleich zu ihrer Leidenschaft: Als Spielgruppenleiterin organisiert sie mehrmals wöchentlich Spielgruppen. Weil der Powerfrau das noch nicht reicht, hat sie zusätzlich noch ein Kleingewerbe angemeldet und organisiert begeistert die Floristik für verschiedene Events.

Wann bist du an MS erkrankt und wie gehst du mit deiner Diagnose um?

2018 kam der Verdacht einer MS-Erkrankung auf. Ich beschloss zuerst, alles zu verdrängen. Ich habe fest behauptet, ich wäre gesund und die Krankheit gäbe es nicht. Da verschiedene Ärzte unterschiedliche Meinungen haben, war ich verwirrt und die Verdrängung war zuerst der beste Weg für mich. Erst Ende 2019 / Anfang 2020 galt die Diagnose als gesichert. Ab da gab es in meinem Kopf nur noch eine einzige Frage: Kann ich eigene Kinder bekommen?

Welche Bedenken hattest du bezüglich deines Kinderwunsches?

Mein Kinderwunsch war so groß, dass ich mir nicht viele Gedanken gemacht habe. Ich habe noch während meines Krankenhausaufenthalts im Dezember 2019 gefragt, ob ich Kinder haben kann. Der Arzt antwortete: „Sie müssen sich entscheiden: entweder Ihre Gesundheit oder Kinder.“ Was er danach noch sagte, weiß ich nicht mehr. Meine Welt lag erstmal in Scherben. Die Entscheidung war jedoch direkt klar: Ich will Kinder!

Schwanger mit MS

Welche Besonderheiten gab es bei dir während der Schwangerschaft aufgrund deiner Erkrankung?

Ich freute mich total, als ich schwanger wurde! Meine Schwangerschaft verlief ganz normal. Es gab keine besonderen Probleme oder Beschwerden. Lediglich zur Geburtsplanung musste ich vorher ins Krankenhaus.

Wie waren die Reaktionen deines Umfeldes auf deine Schwangerschaft?

Meine Familie und Freunde haben sich sehr mit uns gefreut. Mein Vater hätte es jedoch lieber gesehen, wenn ich noch ein Jahr abgewartet und eine Basistherapie begonnen hätte. Ich war es jedoch leid zu warten und bereue es heute nicht: Ich habe einen wundervollen Sohn bekommen. Mit meinem Neurologen habe ich besprochen, dass die Therapie begonnen wird, sobald ich abgestillt habe.

Was würdest du anderen Frauen mit MS raten, die einen Kinderwunsch haben?

Wenn ihr an MS erkrankt seid und einen Kinderwunsch habt, sprecht bitte offen mit eurem Neurologen über das Thema. Natürlich muss jeder Patient und der Verlauf individuell betrachtet werden, aber solche Aussagen wie damals von meinem Arzt („Gesundheit oder Kinder“) sind schlichtweg herzlos und vor allem falsch. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Mut auf eurem Weg und einen kleinen Funken Magie.

 

Lieben Dank, Steffi, für das Interview!

Wenn ihr Steffi auf Instagram folgen wollt, werft gerne einen Blick auf ihre Profile: @astorywithflowers und @1steff3

Quellen: multiplesklerose.ch, ms-und-kinderwunsch.de

Fotos:@Pattuska_weddings und @lolas_hochzeitsfotografie

Spionage mit der Kita-App

Sicherheit und Datenschutz bei Kita Apps

Apps, die Kindertagesstätten unterstützen, weisen teils gravierende Datenschutz- und Sicherheitsmängel auf – einige verkaufen Daten sogar an Dritte

Kita-Apps sollen den Alltag in Kindertagesstätten erleichtern. Eltern können darüber beispielsweise Berichte über die Entwicklung ihres Kindes abrufen oder mit Erzieherinnen und Erziehern kommunizieren. Einige von diesen Anwendungen weisen jedoch gravierende Sicherheitsmängel auf. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Ruhr-Universität Bochum (RUB), der Westfälischen Hochschule und des Bochumer Max-Planck-Instituts für Sicherheit und Privatsphäre gemeinsam mit einem Industriepartner. Sie analysierten 42 Kita-Apps aus Europa und den USA im Hinblick auf Sicherheit und Datenschutz. Bei einigen Apps konnten sie auf private Fotos der Kinder zugreifen; mehrere Anwendungen griffen ohne Einverständnis persönliche Daten von Nutzern ab und teilten diese mit Drittanbietern.

„Laut der europäischen Datenschutzgrundverordnung und dem US-amerikanischen Children’s Online Privacy Protection Act unterliegen Daten von Kindern einem besonderen Schutz“, sagt Maximilian Golla, Forscher am Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre. „Leider mussten wir feststellen, dass viele Apps diesen Schutz nicht gewährleisten können.“ Die Analysen erfolgten in Kooperation mit der Aware7 GmbH, einem Diensteister für IT-Sicherheit. Das Team kontaktierte alle App-Hersteller vor der Veröffentlichung und machte sie auf die Schwachstellen aufmerksam.

Anforderung an Datenschutz bei Kita App

Millionenfache Nutzung

Für die Studie analysierten die Forscher Android-Kita-Apps, die sie im Google Play Store fanden und die mindestens folgende Funktionen besitzen: Die Entwicklung der Kinder sowie besondere Aktivitäten können in Form von Notizen, Fotos und Videos in der App festgehalten werden; die App besitzt eine Messenger-Funktion, über die das Kita-Personal mit den Eltern kommunizieren kann; die App unterstützt das Kita-Management bei administrativen Prozessen wie der Rechnungsstellung, dem Erstellen von Zeitplänen oder der Gruppenorganisation. Die am weitesten verbreiteten Apps Bloomz und brightwheel wurden bereits mehr als eine Million Mal aus dem Google Play Store heruntergeladen. Alle Apps zusammengenommen kommen auf etwa drei Millionen Downloads.

GDPR Richtlinien bei Kita Apps

Persönliche Daten werden teils verkauft

Von den untersuchten Apps wiesen acht gravierende Sicherheitsprobleme auf, die es Angreiferinnen und Angreifern beispielsweise ermöglichen würden, private Fotos der Kinder einzusehen. Bei 40 Apps stellten die Forscher fest, dass sie die Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher beobachten: Sie sammeln die Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Nutzerin oder des Nutzers sowie Informationen zum verwendeten Gerät und zur Verwendung der App, etwa wann auf welchen Button geklickt wurde. Diese und andere Informationen teilen und verkaufen die Hersteller an Drittanbieter. So schreibt ein App-Entwickler: „… Daten zu Geschäftszwecken an Partner weitergeben, z. B. die durchschnittliche Anzahl der Windelwechsel pro Tag …”. Häufig werden die Daten an Amazon, Facebook, Google oder Microsoft für gezielte Werbekampagnen weitergegeben.

Datenschutz bei Kita App Erhöhen

Mangelhafte Datenschutzerklärungen

„Wir haben uns auch die Datenschutzerklärungen der Anbieter angesehen“, erklärt Maximilian Golla. „Dabei ergab sich ein erschreckendes Bild. Viele der Erklärungen haben noch nicht einmal erwähnt, dass sie Daten von Kindern verarbeiten, geschweige denn, dass sie Daten sammeln und verkaufen, obwohl sie das nach den gesetzlichen Vorschriften Europas und der USA müssten.“

Dahinter müssen jedoch nicht unbedingt böse Absichten stecken. „Wir vermuten, dass es sich um technische und organisatorische Probleme handelt“, so Matteo Große-Kampmann, der am Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit der RUB promoviert hat und nun bei Aware7 arbeitet. Laut Angaben der Forscher handeln manche Anbieter fahrlässig, weil die verlinkte Datenschutzerklärung nicht konform ist, unter anderem weil sie keine Angaben über die Datenverarbeitung in der App oder über die angebotenen Dienstleistungen enthält und häufig seit vielen Jahren nicht mehr angepasst wurde.

Gerade weil es um die Daten von Kindern geht, erhoffen sich die Forschenden mit ihrer Arbeit auf dieses sensible Thema aufmerksam machen zu können. „Kita-Verantwortliche, Kita-Träger und Eltern können natürlich nicht selbst jede App analysieren“, sagt Matteo Große-Kampmann. „Aber am Ende des Tages müssen sie die Verantwortung für die Entscheidung tragen, welche App eingeführt wird.“

Datenschutzanforderung bei Kita Apps

Richtlinien und Checklisten wären sinnvoll

Sich Kita-Apps grundsätzlich zu verweigern, stellt laut Maximilian Golla keine praktikable Lösung dar, gerade weil es auch Anbieter ohne Sicherheitsprobleme gibt, die datenschutzkonform agieren. „Wenn es keine offizielle App gibt, dann nutzen die Eltern eben Messenger-Dienste wie WhatsApp, was gerade aus Datenschutzsicht die schlechteste aller Lösungen darstellt”, sagt er. Sinnvoll wäre es laut den IT-Experten daher, wenn Fachleute Richtlinien und Checklisten erstellen würden. So könnten beispielsweise staatlich verantwortliche Stellen Empfehlungen aussprechen und an die Trägervereine der Kitas weitergeben.

Die Arbeiten fanden im Rahmen des Exzellenzcluster CASA statt, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (EXC 2092 – 390781972).

Quelle: Max-Planch-Institut

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Text und Foto: RUB/ Julia Weiler; pexels.com, pixabay.com

Sichtungsveranstaltungen zur Inklusiven E-Kart Slalom Trophy

Inklusion im Motorsport für Menschen mit Behinderung

07. August 2022 – Nürburgring | ADAC Westfalen & ADAC Nordrhein

Möglich macht das Event am Nürburgring der ADAC Westfalen gemeinsam mit dem ADAC Nordrhein. Der KSC Wülfrath e.V. unterstützt das Sichtungsevent in der Eifel tatkräftig mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.

„Wir freuen uns, mit unserer Veranstaltung zur Inklusiven E-Kart Slalom Trophy am Nürburgring Inklusion im Sport zu unterstützen und dem wichtigen gesellschaftlich relevanten Thema am Wochenende des ADAC GT Masters eine Auftrittsbühne zu bieten“, erklärt Jürgen Hieke, Vorstand des ADAC Westfalen und DMSB Präsidiumsmitglied.

„Der Motorsport zeigt mit seinen technischen Möglichkeiten, dass Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen durchaus einen chancengerechten Wettbewerb austragen können.“

Inklusion im Motorsport für Menschen mit Behinderung

Einladung zur Inklusiven E-Kart Trophy

Interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am 7. August 2022 am Nürburgring nun eine zusätzliche Möglichkeit, Erfahrungen im Inklusiven E-Slalom- Kart zu sammeln und sich für einen Startplatz im finalen Wettbewerb, 20. – 21. August am Lausitzring, zu qualifizieren.

Möglich wird das durch den Einsatz des Drive-by-Wire-Systems Space Drive von PARAVAN. Gefahren wird mit zwei Joysticks, für Gas und Bremse bzw. für die Lenkung. Die Bediengeräte sind individuell auf die Bedürfnisse der Fahrer einstellbar.

Inklusion im Motorsport für Menschen mit Behinderung

Sein können unter Beweis stellen

Die Inklusive E-Kart-Slalom-Trophy ist eine einzigartige Veranstaltungsreihe, die für junge Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen ausgeschrieben ist und von United in Dreams ins Leben gerufen wurde. Die Trophy besteht aus mehreren regionalen Sichtungsveranstaltungen und einem finalen Wettbewerb. Die Sichtungsläufe bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr Können in der Disziplin Kart-Slalom mit einem speziell entwickelten E-Kart unter wettbewerbsgerechten Voraussetzungen unter Beweis zu stellen.

Mehr unter www.unitedindreams.de

 

Interessierte Kinder und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 27 Jahren können sich noch bis Sonntag, den 07.08. anmelden:

https://www.tw-sportsoft.de/Inklusive_E_Kart_Slalom_Trophy_Nuerburgring_2022/

Text und Foto: PARAVAN GmbH

Kinder gleichen Konzentrationsschwäche durch Kreativität aus

Kinder tun sich mit Konzentrationsaufgaben schwer, sind aber oft gut darin, versteckte „Tricks“ zu entdecken, um sich die Aufgabe zu erleichtern. Dabei helfen ihnen spontane Strategiewechsel. Das zeigt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung rund um Lernverhalten von Kindern.

kreative Lösungswege für Kinder und Erwachsene

Kognitive Unterschiede

Im Vergleich zu Erwachsenen können sich Kinder noch nicht so gut konzentrieren, sich weniger merken und ihre Aufmerksamkeitsspanne ist verhältnismäßig kurz. Dies ist auf den Stand der kognitiven Entwicklung zurückzuführen. Dadurch – so bisher angenommen – haben sie einen Nachteil beim Lösen von Aufgaben. Dass sich der breitere Fokus jedoch auch als Vorteil erweisen kann, zeigt jetzt eine Studie der Max Planck Forschungsgruppe „NeuroCode – Neuronale Grundlagen des Lernens und Entscheidens“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin: Kinder sind gut darin, weniger relevante Informationen zu verarbeiten und mithilfe dieser spontan neue und kreative Strategien beim Lösen von Aufgaben zu finden.

Studienablauf zur Bewertung der Farbstrategie

In der seit dem Jahr 2013 laufenden Studie wurde anhand folgender Methode geforscht: 47 Kinder zwischen acht und zehn Jahren und 39 junge Erwachsene zwischen 20 und 35 Jahren sollten dieselbe Entscheidungsaufgabe durchführen. Bei dieser Aufgabe sollten sie die Position eines Musters mithilfe von zwei möglichen Antworten bestimmen. Die Farbe des Musters war dabei anfangs nicht relevant für die richtige Antwort, begann im Verlauf jedoch mit der korrekten Antwort einherzugehen. Wenn Versuchspersonen dies bemerkten, konnten sie die Aufgabe sehr viel effizienter und einfacher lösen. Die Probandinnen und Probanden wurden nicht darüber informiert, dass es weitere Faktoren gibt, die Einfluss auf die möglichen Lösungsstrategien haben, das hießt, sie konnten diese nur eigenständig identifizieren. Das NeuroCode-Team des Max-PlanckInstituts kam in Zusammenarbeit mit Forschenden der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Fernuniversität Hagen, der Humbold-Universität zu Berlin, der UNSW Sydney und der PFH Göttingen zu folgenden Ergebnissen: Im Vergleich mit den jungen Erwachsenen schnitten die Kinder beim Lösen der Aufgabe in der Regel deutlich schlechter ab. Sie hatten mehr fehlerhafte und verfrühte Antworten. Jedoch war der Anteil von Kindern (27,5%), welche die hilfreiche Farbstrategie entdeckten und nutzten, sehr ähnlich dem der jungen Erwachsenen (28,2%).

kognitive Fähigkeiten von Kindern fördern

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kinder zwar oft weniger fokussiert und leichter abzulenken sind als Erwachsene, aber erstaunlich flexibel beim Entdecken ganz neuer Lösungen“, sagt Psychologe und Neurowissenschaftler Nicolas Schuck, Leiter der Max-Planck-Forschungsgruppe „NeuroCode“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. „Gerade in Anbetracht ihrer nicht vollständig entwickelten Konzentrationsfähigkeit sind dies wichtige Ergebnisse für das Erforschen von Lernverhalten bei Kindern“, so Schuck weiter.

Positive Ergebnisse auch bei Erwachsenen

Auch Erwachsene zeigen beim Lösen von Aufgaben spontane Strategiewechsel, ähnlich sogenannten „Aha-Momenten“, die das Lösen einer Aufgabe erleichtern. Die Untersuchung, die in der Zeitschrift Plos One erschienen ist, zeigt, dass Kinder zwar beim Lösen von Aufgaben mithilfe von herkömmlichen Strategien deutlich schlechter abschneiden, da Ihnen beispielsweise fokussierte Aufmerksamkeit schwerer fällt. Sie bewältigen die Aufgaben aber genauso oft wie die Erwachsenen mithilfe von spontanen Strategiewechseln.

Kreative Lösungsansätze für eine wertschätzende Beziehung zum Kind

Solange die Kinder nur die anfänglich zur Verfügung stehenden Strategien und Regeln nutzten, die Konzentration und Ausdauer erforderten, schnitten sie schlechter ab. Jedoch entdeckten und nutzen genauso viele Kinder wie junge Erwachsene die Farbregel. Obwohl Kinder also in sämtlichen Bereichen kognitiver Kontrolle schlechter abschnitten, konnte sich ein im Vergleich zu den jungen Erwachsenen nahezu gleicher Anteil von ihnen durch einen „Aha-Moment“ verbessern und erlangte dadurch einen ähnlichen Performanzvorteil wie die Erwachsenengruppe.

Breite Wertschätzung durch kreative Lösungswege

Das neu gewonnene Wissen rund um den „Aha-Moment“ ist eine wichtige Erkenntnis der Studie. „Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass Erzieher, Eltern und Lehrerinnen weniger auf starre Regeln pochen sollten, die auf einen konkreten Lösungsweg abzielen, sondern auch den breiten Fokus der Kinder wertschätzen und fördern sollten. Unsere Befunde zeigen: Wir können stärker in die kreativen Lösungsstrategien von Kindern vertrauen“, sagt Anika Löwe vom NeuroCode Team am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Co-Autorin der Studie. Zukünftig solle sich die Forschung im Bereich der kognitiven Entwicklungspsychologie mehr mit Kreativprozessen statt mit Konzentrationsschwäche befassen.

 

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft

Fotos: pixabay.com