Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Interview

Sehr geehrte Frau Ministerin,
Sie sind eine sehr engagierte Politikerin, umso mehr möchten wir uns bei Ihnen bedanken, dass Sie sich für unsere „besonderen Kinder“, so nennen wir die Kinder mit Handicap, sowie für deren Familien Zeit genommen haben, um uns einige Fragen zu beantworten.

Von Ihnen stammt die Aussage „Ich will, dass es jedes Kind packt, egal, ob es in einem armen oder reichen Elternhaus geboren wird“. Wie sieht die praktische Umsetzung der frühkindlichen Bildung in Deutschland zurzeit aus?

Die frühkindliche Bildung ist in den vergangenen Jahren enorm ausgebaut worden. Seit 2013 gibt es den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige. Seitdem ist viel passiert. Mittlerweile profitiert ein Drittel der Kinder unter drei Jahren von frühkindlicher Bildung in Kitas und Kindertagespflege. Das sind fast 800.000 Kinder. Vor 10 Jahren waren es nur zehn Prozent. Das ist eine gute Entwicklung, trotzdem bleibt viel zu tun. Der Bund hat in den letzten 10 Jahren 400.000 Kita-Plätze aus Bundesmitteln geschaffen. Bis 2020 werden wir weitere 100.000 Kita-Plätze aus Mitteln des Bundes finanzieren. Hinzu kommen die Investitionen von Ländern und Kommunen.

Neben dem Ausbau geht es uns aber auch um mehr Qualität und weniger Gebühren. Dazu haben wir das Gute-Kita-Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem wir bis 2022 5,5 Mrd. Euro an die Länder geben werden. Die Ausgangslagen in den Ländern sind sehr unterschiedlich. In einigen Regionen Deutschlands haben Kitas lange Öffnungszeiten und ganz selbstverständlich ein gemeinsames Mittagessen, in anderen schließen Kitas schon zur Mittagszeit. Es gibt Kitas mit sehr gutem Fachkraft-Kind-Schlüssel, in anderen betreut eine Fachkraft bis zu fünfzehn Kinder. Mal gibt es hohe Elternbeiträge, mal die komplette Beitragsfreiheit. Jedes Land, jede Kommune hat unterschiedliche Stärken und unterschiedliche Bedürfnisse. Genau hier knüpfen wir mit dem Gute-KiTa-Gesetz an. Es funktioniert wie ein Baukasten. Die Länder entscheiden, wo am meisten zu tun ist – Entlastung der Kitaleitung, bedarfsgerechte Öffnungszeiten, Sprachförderung oder Verbesserung der pädagogischen Angebote. Wir schaffen Verbindlichkeit im Ziel, aber Flexibilität bei den Wegen.

Wir haben Momo e.V. gegründet, um nah an besonderen Kindern zu sein. Hierbei haben wir u.a. Schwimmkurse finanziert, um Kindern mit Migrationshintergrund und Kindern aus armen Verhältnissen die Möglichkeit zu bieten, das Schwimmen zu lernen. Dabei ist uns aufgefallen, dass Kinder auch angemeldet wurden, die es finanziell nicht nötig gehabt hätten. Sind die Kitas sensibilisiert, hier besonders darauf zu achten, dass die angebotene Hilfe auch bei denen ankommt, die sie tatsächlich nötig haben?

Ich finde solch ein Engagement großartig. Denn es darf keine Rolle spielen, ob ein Kind in einem wohlbehüteten Wohlstandsnest oder unter schwierigen Bedingungen aufwächst. Bei den Fachkräften herrscht meiner Meinung nach eine sehr hohe Sensibilität. Aber natürlich ist immer Raum für Verbesserung – auch bei der gezielten Förderung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Auch hierfür können die Mittel aus dem Gute-KiTa-Gesetz genutzt werden.

Integration und Inklusion sind bereits seit längerem, besonders aber zurzeit wichtige Themen und in aller Munde. Wie sieht in Ihren Augen eine gelungene Inklusion und Integration aus?

Ein wichtiger Leitgedanke ist für mich „Integration durch Normalität“ und gleiches gilt für das Thema „Inklusion“. Konkret bedeutet das: Jedes Kind findet seinen Platz – sei es in der Kita, im Sportverein oder im Jugendclub. Jedes Kind ist mit dabei – egal ob aus armem oder reichem Elternhaus, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, egal ob mit oder ohne Behinderung. Jedes Kind wird so gesehen so angenommen und geliebt wie es ist. Damit Inklusion gelingt, müssen wir aufhören, Kinder in Schubladen zu stecken und Eltern mit Bürokratie und Behördengängen das Leben schwer zu machen. Deshalb setze ich mich für eine inklusive Kinder- und Jugendhilfe und ein modernes Kinder- und Jugendhilferecht ein.

Im Bundesfamilienministerium arbeiten wir dafür, dass alle Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern nach der Reform der Kinder- und Jugendhilfe einheitliche Ansprechpartner haben, die verlässlich für ihre Belange, Sorgen und Bedürfnisse da sind.

Interview: Martina Lange
Fotos: Thomas Trutschel-photothek.net, Inga Kjer-photothek.net, Florian Gaertner-photothek.net

Franziska van Almsick im Interview

Franziska van Almsick im Interview

Vielen Dank, dass Sie sich für unsere „besonderen Kinder“, so nennen wir die Kinder mit Handicap in unserem Magazin Momo, Zeit genommen haben.

Sie haben 2008 das Projekt  „Kids auf Schwimmkurs“ initiiert. Dieses Projekt soll die Zahl der Badeunfälle verringern, indem Grundschulkindern unter kompetenter Anleitung frühzeitig der sichere Umgang mit Wasser beigebracht wird. Gab es ein besonderes Ereignis, dass Sie inspiriert hat, diese Initiative zu gründen?

Ein wichtiger Punkt in unserer Vereinsphilosophie ist „jedes Kind muss schwimmen lernen“, nur so können Kinder vor Badeunfällen geschützt werden. Und jedes Kind – heißt jedes Kind – mit Handicap oder ohne. Gemeinsam mit der Sky Stiftung haben wir uns dann auch diesem Thema angenommen. Auf diesem Wege danken wir der Sky Stiftung für diese wunderbare Inspiration.

Warum ist es Ihrer Ansicht nach so wichtig, dass möglichst viele Kinder unterschiedlicher Herkunft und Nationalität das Schwimmen erlernen?

Es ist schlicht und einfach egal, wer du bist, wo du wohnst, wie du aussiehst, woher du kommst. Kinder müssen schwimmen lernen, um ihr und auch anderen Menschen das Leben zu retten. Wer nicht schwimmen kann, läuft potentiell Gefahr zu ertrinken und das können wir alle so verhindern.

Mit Ihrem Verein Schwimmkids e. V. begleiten Sie an Pilotschulen Ihr Projekt Special Kids auf Schwimmkurs auch wissenschaftlich. Wo und wie ist der Kontakt zu Kindern mit Handicap zustande gekommen?

Das ist richtig. Gemeinsam mit  Special Olympics Deutschland und  der Sky Stiftung  wurde das Projekt Special Kids auf Schwimmkurs ins Leben gerufen. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte mit der Universität Jena. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die gar nicht oder nur unzureichend Schwimmen lernen, ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Insbesondere für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung mangelt es derzeit an Angeboten, die diesem Trend entgegenwirken. Jedes Kind soll schwimmen lernen. Im Jahr 2014 startete unser Pilotprojekt in NRW. Ziel  soll es sein, Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung im Rahmen des Schulschwimmunterrichtes spielerisch und mit Spaß die nötige Sicherheit im Umgang mit dem Element Wasser zu vermitteln. Die Sportlehrer erhalten zusätzlich eine Fortbildung zum Schwimmunterricht für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, um im Anschluss an das Projekt die vermittelten Inhalte selbständig nutzen zu können.

Integration und Inklusion ist zurzeit ein wichtiges Thema in aller Munde. Wie sieht in Ihren Augen eine gelungene Inklusion und Integration aus?

Ein offener und positiver Umgang miteinander ist in meinen Augen sehr wichtig. Die Menschen sind nicht alle gleich und das finde ich schön. Unser Leben ist vielfältig und eben auch die Menschen. Ich glaube eine gelungene Inklusion und Integration fängt im Kopf an. „Anders“ sein als „Andere“ ist nicht verwerflich, nicht schlecht. Vielleicht hat unsere Gesellschaft in den letzten Jahren „Respekt“ und „Toleranz“ etwas vernachlässigt.

Das Magazin Momo ist für Kinder und Eltern, die besonders sind. Es soll Mut machen und eine Plattform bieten, auf der Eltern und Betroffene die Möglichkeit haben, sich auszutauschen.

Haben Sie eine Lebensphilosophie für unsere kleinen und großen Leser?

„Das Leben ist bunt!“

Zu guter Letzt: Was ist Ihr Lebensmotto?

Der Weg ist das Ziel.

Alles Liebe und Gute für die Leser des Momo-Magazins.

Ihre Franziska van Almsick

 

Foto: Pressefoto (Rechte liegen bei uns, Fotograf: Fabian Hensel), Büro Franziska van Almsick

Laura – geht doch!

Laura – geht doch!

Das ist sicher für die meisten schwer zu verkraften und nachzuvollziehen: Warum entscheidet sich eine Familie für eine Amputation? Warum „wählen“ ein Mädchen, das damals gerade einmal 10 Jahre alt ist, und ihre Eltern diesen Weg?

Hier erzähle ich die Geschichte von Laura – einem super-starken Mädchen, das in seinen jungen Jahren den OP-Saal schon häufiger gesehen hat, als die meisten Menschen ihn jemals in ihrem Leben sehen werden. Laura wurde im Juni 2000 geboren.

Ein gutes Jahr später bricht zum ersten Mal ihr rechter Unterschenkel. „Morbus Recklinghausen“, stellen Ärzte nach vielen Untersuchungen fest. Um den bruchgefährdeten Unterschenkelknochen zu entlasten, bekommt Laura eine Oberschenkelorthese. Aber die Instabilität bleibt. Anfang 2003 transplantiert man ein Stück des linken Wadenbeins an das rechte Schienbein. Dieses Stück muss fünf Monate mit einem Ringfixateur fixiert werden.

Doch die erhoffte Stabilisierung bleibt aus: Es folgen immer neue Brüche des Knochens und des transplantierten Skelettstückes. Drähte werden eingesetzt … dann wieder soll das Bein mit Gips gefestigt werden. Zwar heilen die Brüche, es entsteht aber eine deutliche Fehlstellung des Beins.

Bald ist das Gehen für Laura nur noch mit einer Orthese und Unterarmstützen möglich.

Ihre Beschwerden werden immer gravierender. Sie hat zunehmend starke Druckschmerzen und weite Strecken kann sie nur noch mit dem Rollstuhl zurücklegen. Weitere Operationen folgen, z. B. der Einsatz von künstlicher Knochensubstanz, die jedoch aufgrund einer Entzündung wieder entfernt werden muss. Erneut Implantation von Knochenersatz – Laura ist mittlerweile 6 Jahre alt. Eine am Knochen fixierte Platte lockert sich und muss ersetzt werden. Wieder kann das Bein nur teilweise mit der Oberschenkelorthese belastet werden. Geradezu unglaubliche Versuche, das Bein mittels OP zu stabilisieren, folgen. Sogar der Einsatz körpereigener Stammzellen aus dem Hüftknochen führt nicht zum erhofften Erfolg.

Als Laura 10 Jahre alt ist,

wird eine Magnetspule in ihr Bein implantiert. Nun muss sich Laura ein halbes Jahr lang dreimal täglich 45 Minuten einer Magnetfeldtherapie unterziehen. Dann muss jedoch eine im Bein eingesetzte Platte operativ entfernt werden, da diese das Breitenwachstum des Knochens behindert.

Mittlerweile ist das Schienbein so stark beschädigt, dass erneut ein externer Fixateur eingesetzt werden muss. Aber das, was wieder etwas Hoffnung bringt, entzündet sich, verursacht heftige Schmerzen – und muss entfernt werden.

Lauras Mama nimmt Kontakt zu uns auf und sagt: „Laura möchte endlich ohne Stöcke laufen können und sportlich aktiv werden. Sie hat keine Geduld mehr, ist unausgeglichen und genervt von den ständigen Ermahnungen, vorsichtig und langsam zu laufen. Sie ärgert sich, wenn sie bei vielen Aktivitäten in der Schule und mit ihren Freunden nicht selbstständig mitmachen kann. Da wir nicht wissen, welche gesundheitlichen Auswirkungen die Grunderkrankung von Laura für ihr weiteres Leben bringen wird, möchten wir, dass Laura nun endlich eine Verbesserung ihrer derzeitigen Lebensqualität erhalten kann!“

Der Familie ist klar, dass sämtliche Ärzte wirklich alles für die Verbesserung von Lauras Situation getan haben. Aber Simone sagt: „Unserer Tochter fehlt die Motivation für weitere Versuche und wir denken nun über eine mögliche Amputation des Beines nach!“

Als ich Laura im September 2010 kennenlerne, steht mir, etwas gebeugt, ein Mädchen mit wachen Augen und großer Energie an Gehstützen gegenüber. Sie, ihre Eltern und ich reden, diskutieren. Ich beantworte Fragen zum Leben mit einer Amputation. Laura möchte endlich hüpfen, springen und laufen wie andere Kinder ihres Alters. Obwohl erst 10 Jahre alt, sieht sie mit großer Entschlossenheit die Amputation als Möglichkeit, deutlich weniger oder gar keine Zeit mehr in Krankenhäusern verbringen zu müssen. „Mutig“, denke ich. Aber ich weiß auch, dass es andere Kinder ebenfalls geschafft haben und damit endlich Kind sein durften.

Am 6. September 2010

wird Laura der rechte Unterschenkel amputiert. Seither sind fast sieben Jahre vergangen und ich treffe Laura und ihre Eltern regelmäßig. Laura hat im Sommer erfolgreich die Schule beendet. Sie geht nun in ein Freiwilliges Soziales Jahr, möchte sich ausprobieren in der Geriatrie eines Krankenhauses.

Aus dem Mädchen ist eine offene, fröhliche und selbstbewusste junge Frau geworden – da sind sich ALLE einig! Die unzähligen Operationen in ihrer Kindheit hat sie zwar nicht vergessen, aber sie spielen keine Rolle mehr in ihrem Leben und in dem ihrer Eltern. Trotz all der Operationen hat sie nie ihre Fröhlichkeit und ihren Lebensmut verloren. Und die Amputation, für die sie sich so mutig entschieden hat, brachte ihr letztlich die erhoffte Freiheit und Lebensqualität.

In der Schule waren Sport, Kunst und Bio ihre Lieblingsfächer. Aber auch alles, was ihre kreative Art anspricht, macht sie mit großer Begeisterung. Sie liebt Tiere, geht regelmäßig zum Schwimmen und reist gern – genau wie Menschen ohne Amputation. Im Sport hat sie schon viele Siege errungen – nicht nur Pokale, sondern Anerkennung für ihren Mut und ihre Unerschrockenheit!

Eines ist sicher:

Die Amputation wird sie nicht hindern, wenn sie vielleicht im kommenden Jahr eine Ausbildung zur Ergotherapeutin beginnt.

Ein Beitrag von Andrea Vogt-Bolm

Helikopter-Eltern

Überbehütung und exzessive Einmischung in die Angelegenheiten des Nachwuchses bis ins kleinste Detail sind Merkmale des Erziehungsstils von Helikopter-Eltern. Rund 15 bis 20 Prozent der Helikopter-Eltern tendieren zu extremer Überbehütung – so die Schätzung des Psychotherapeuten Martin Klett aus Freiburg.

Helikopter-Eltern

Fuhr man als Kind oder Heranwachsender in vergangenen Zeiten zu einer Schülerfreizeit, mussten die Eltern auf dem Anmeldebogen meist nur ausfüllen, ob der Sohn oder die Tochter z. B. schwimmen kann oder nicht. Heutzutage sichert man sich umfassend ab und so wird u. a. gefragt, welche Medikamente gebraucht werden und ob Allergien vorliegen. Bevor die Schülerfreizeit stattfindet, möchten die besorgten Eltern im Vorfeld alles bis ins kleinste Detail besprechen und nicht selten wird nachgefragt, ob ein Elternteil mit fahren könne.

Auslöser sind nicht nur veränderte Umwelteinflüsse, sondern auch überfürsorgliche, ehrgeizige, aber auch ängstliche Eltern. Diese müssen ihren Nachwuchs überall behüten und begleiten. Besonders Erzieher, Lehrer können davon „ein Lied singen“, denn ein Umgang mit diesen Eltern ist nicht immer einfach.

Man spricht hierbei von sogenannten Helikopter-Eltern, auch Hubschrauber-Eltern. Diese halten sich wie ein Beobachtungshubschrauber ständig in der Nähe ihres Nachwuchses auf, um diesen panisch zu überwachen und zu behüten aus Angst vor Gefahren. Ihr Erziehungsstil ist geprägt von Überbehütung und exzessiver Einmischung in die Angelegenheiten des Kindes oder des Heranwachsenden. Den Ausdruck „Helikopter-Eltern“ haben 1990 die amerikanischen Psychiater Foster W. Cline und Jim Fay geprägt.

Besonders in Familien mit einem Kind tritt das „Helikoptern“ auf. Denn diese haben Angst um ihr „Wertvollstes“ – ihr einziges Kind. Es verwundert daher nicht, wenn Eltern „ihre Prinzessin nicht in die Schule geschickt haben, weil so schlechtes Wetter war und sie sich hätte erkälten können“, so die Erfahrung eines pensionierten Lehrers.

Der ehemalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, unterteilt Helikopter-Eltern –in drei Typen: die Transport-, die Rettungs- und die Kampfhubschraubereltern.

Transporthubschrauber, umgangssprachlich Mama- oder Papa-Taxis, bringen ihre Kinder überall hin. Sie befürchten, dass auf dem Weg zum Sport oder zur Schule Katastrophen geschehen könnten. Eltern, die ihren Kindern z. B. die zu Hause liegen gelassene Frühstücksbox direkt zum Klassenzimmer bringen, sind nach Kraus sogenannte Rettungshubschrauber.

Während Transport- und Rettungshubschraubereltern eher ängstlicher Natur sind (Angsthaseneltern), gehen Kampfhubschraubereltern in die Offensive. Für sie steht der Erfolg ihrer Kinder an oberster Stelle. Diese Eltern nehmen an jedem Elternabend teil, um sich mit Beschwerden über Lehrpläne, Disziplinarverfahren, das Schulessen und vor allem über die nicht nachvollziehbare Notengebung in den Mittelpunkt zu spielen. Dieser Typus will dadurch das Schulsystem kontrollieren mit dem Ziel, dass ihr Nachwuchs gute Noten erhält. In einer auf Leistung und Erfolg getrimmten Gesellschaft kann man damit schließlich nicht frühzeitig genug anfangen – so die Aussage einer Mutter.

Während manche Eltern bei ihren Kindern schon im frühesten Alter z. B. auf Antiautorität Wert legen, d. h. Entscheidungen ihren Kindern überlassen, nehmen Helikopter-Eltern mit ihrer übertriebenen Fürsorge den Kindern jedoch oft die Möglichkeit, Fehler oder negative Erfahrungen zu machen und vor allem, aus diesen zu lernen. Das könnte Kindern im späteren Leben schaden.

www.focus.de, www.sueddeutsche.de, www.wikipedia.de

Eine Sternschnuppe für DICH…

Eine Sternschnuppe für DICH…

Wenn man Glück hat und abends oder nachts genau zur richtigen Zeit in den Himmel guckt, kann man eine Sternschnuppe entdecken. Plötzlich taucht ein heller Leuchtstreifen auf, der kurz darauf schon wieder verschwindet. Das, was wir als „Sternschnuppe“ bezeichnen, ist in Wirklichkeit ein Teil aus dem Weltall, das in die Erdatmosphäre eintritt.

Im Weltall gibt es neben Sonnen und Planeten vor allem sehr viele Teile, die umherfliegen. Sie können winzig klein oder riesig groß sein. Viele von diesen stammen von Kometen. Kometen sind kilometergroße Brocken, die, von der Anziehungskraft der Planeten geleitet, durchs Weltall fliegen. Auf ihrem Weg lassen sie viele abgetrennte Teile hinter sich zurück, die man Meteoroiden nennt.

Sternschnuppen gibt es also eigentlich andauernd. Nur sieht man sie eher selten. Der Himmel muss dunkel genug und darf gleichzeitig nicht bewölkt sein. An ganz speziellen Tagen im Jahr gibt es besonders viele Sternschnuppen. Das passiert dann, wenn die Erde auf die Laufbahn eines Kometen und all seine zurückgelassenen Teile trifft.

Der größte bislang auf der Erde gefundene Meteorit ist der Hoba-Meteorit. Im Jahr 1920 soll sein Entdecker ihn beim Pflügen seines Feldes gefunden haben. Laut Wissenschaftlern soll der Meteorit vor 80.000 Jahren eingeschlagen sein und noch immer an derselben Stelle liegen. Kein Wunder, wiegt er doch über 50 Tonnen.

 

Sternschnuppen sind Meteore

Es kann passieren, dass die Meteoroiden auf ihrem Flug durchs Weltall in die Atmosphäre unserer Erde eintreten. So etwas kommt ganz häufig am Tag vor. In der Regel bekommen wir das gar nicht mit, weil die meisten dieser Teile klitzeklein sind. Sobald aber ein Meteoroid eine gewisse Größe hat (mindestens die einer Stecknadel), kann man etwas erkennen. Tritt ein Meteoroid in die Erdatmosphäre ein, nennt man ihn Meteor. Er fliegt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf die Erde zu und wird von der Atmosphäre sehr stark abgebremst. Dabei entsteht eine extrem große Hitze. Die Folge ist, dass der Meteor verglüht oder sogar auseinanderbricht.

Den Lichtstreifen des verglühenden Meteors sehen wir dann als die uns bekannte Sternschnuppe. In weniger als einer Sekunde ist ein Meteor komplett verglüht. Allerdings gibt es manchmal so große, dass sie beim Abbremsen nicht ganz zerstört werden und schließlich auf die Erde fallen. Man geht davon aus, dass rund jeder zehnte Meteor die Atmosphäre durchdringt und auf der Erdoberfläche landet. Ein solcher Meteor wird dann übrigens Meteorit genannt. Viele Menschen haben schon Exemplare von diesen gefunden.

Sternschnuppen sind nicht nur beliebt, weil sie so schön anzuschauen sind. In vielen Ländern gibt es die Vorstellung, dass sie Wünsche erfüllen könnten. Wenn man eine Sternschnuppe sieht, müsse man sich ganz schnell etwas wünschen, bevor sie wieder verschwindet. Wichtig für die Erfüllung des Wunsches sei auch, dass man diesen nicht laut ausspricht, sondern nur denkt.

Hast du auch schon einmal eine Sternschnuppe gesehen? Hast du dir etwas gewünscht?

Fotos: shutterstock.com_paulista, pixabay.com | Text: wikipedia.de, kindersache.de, wissen.de

Ein bunter Hühnerhaufen

Ein bunter Hühnerhaufen

Wer bin ich?

Ihr kennt doch bestimmt auch die Redewendungen „Ab ins Nest!“ und „Die gackern wie die Hühner“? Wenn ihr schon einmal Ferien auf einem Bauernhof gemacht habt, eure Familie selber Hühner züchtet oder ihr mit eurer Kitagruppe bzw. Schulklasse einen großen Bauernhof besichtigt habt, dann wisst ihr ganz genau, was „gackern“ bedeutet. Das ist z. B. laut zu hören, wenn ein Hund die Hühner aufscheucht. Hühner sind genauso wie Spatzen, Möwen oder Schwalben Vögel, die Federn tragen, – nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie nicht gut fliegen können und daher überwiegend auf dem Boden leben. Das uns bekannte Haushuhn zählt in der Landwirtschaft zum Geflügel, ebenso wie u. a. die Gans, die Ente und die Pute. Hahn oder Gockel nennt man das Männchen, das Weibchen wiederum heißt Henne. Und was ist dann eine Glucke? So wird ein Huhn genannt, das gerade Küken hat. Hähne wiegen übrigens immer etwas mehr als Hennen und haben oft ein buntes Federkleid.
Hühner leben entweder frei auf einem Bauernhof (Freilandhaltung), auf dem Boden (Bodenhaltung) oder – im ungünstigen Fall – in einem Käfig (Käfighaltung). Die Hühner in Freilandhaltung haben es am besten, da sie frei herumlaufen können – und das täglich aufs Neue. Hühnern in Käfighaltung geht es leider nicht so gut, denn sie werden nicht artgerecht gehalten. Sie sind zu viert oder zu fünft in einem Käfig untergebracht, sitzen nur auf der Stange oder auf dem Käfigboden und können sich nicht frei bewegen oder ihr Gefieder putzen. Außerdem gibt es verschiedene Rassen von Hühnern, abhängig davon, ob es den Züchtern vorrangig um Fleisch geht oder um Eier. Die Legehennen sollen möglichst viele Eier legen, die Masthühner dagegen in kurzer Zeit dick werden, um weiter zu verwertendes Fleisch zu erhalten.

Was esse ich gern?

Hühner sind Allesfresser. Auf einem Bauernhof steht auf ihrem Speiseplan als Hauptfutter Getreide, des Weiteren fressen sie auch Gras, Brennnesseln, Löwenzahn, Blattsalat, gekochte Kartoffeln, aber auch Regenwürmer, Schnecken und sogar Mäuse. Habt ihr schon mal gesehen, wie eilig Hühner in Richtung von Blumentöpfen rennen, wenn die Bäuerin oder der Bauer die Töpfe zur Seite schieben? Und habt euch dann auch gefragt, warum das so ist? Unter den Töpfen sind oft Asseln und Ameisen und Hühner fressen diese kleinen Kriechtiere ganz gern. Was sie allerdings so überhaupt nicht mögen, ist Süßes. Kaum zu glauben, aber wahr. Hühner, die in Bodenhaltung leben, bekommen Fertigfuttermischungen. Diese enthalten alles, was die Tiere für ihre Gesundheit brauchen. Denn auf einem großen Hof haben die Bäuerin und der Bauer oft nur wenig Zeit, für so viele Hühner Löwenzahn zu pflücken oder Kartoffeln zu kochen. Das Futter landet bei Hühnern nicht gleich im Magen, sondern zunächst im Kropf, der sich vorn am Hals befindet. Zum einen ist er ein Vorratsspeicher für das Futter, zum anderen werden im Kropf harte Körner aufgeweicht. Wenn Hühner vom Boden picken, passiert es nicht selten, dass sie auch kleine Steine verschlucken. Ziehen sich die Muskeln um den Magen dann im Rhythmus zusammen, wird die Nahrung von den Steinen zermahlen. Eigentlich trinken Hühner aus offenen Wasserquellen wie z. B. Pfützen. In der Käfighaltung bekommen sie das Trinkwasser jedoch in verstellbaren Nippeltränken, deren Höhe sich am Alter und somit an der Größe der Tiere orientiert. Das entspricht also nicht ihrem natürlichen Trinkverhalten.

Wissenswertes rund ums Ei
Das Huhn braucht am Tag 100 g Getreidekörner und etwa 30 g Raps-oder Sojaschrot. Eine Prise Muschelkalk für die Eierschalenbildung gibt es außerdem dazu.

Die Gruppe „Comedian Harmonists“ aus Berlin sang 1936 das Lied: „Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn, ich hätt’ nicht viel zu tun, ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei.“ Dass es nicht wirklich so ist, zeigen euch folgende Zahlen: Im Jahr 1950 legte eine Legehenne etwa 120 Eier jährlich, 2015 waren es schon 300 Eier, d. h. sechs Eier pro Woche ohne Unterbrechung – reine Schwerstarbeit für die Hennen. Durch das Zusammenspiel von künstlichen Beleuchtungsprogrammen in den Hallen und der Überzüchtung der Hennen wird diese hohe, von den Jahreszeiten unabhängige Legeleistung erreicht. Eier gibt es in unterschiedlichen Größen. Die richtige Ernährung von Legehennen wirkt sich direkt auf die Größe der Eier aus. Bei falscher Ernährung sind diese sehr klein, verbeult oder die Schale wird nicht richtig hart. Muschelkalk als Beigabe ist daher wichtig, damit die Eierschale stabil ist. Werden Hühner mit Paprika oder Mais gefüttert, so wird der Eidotter (das Gelbe vom Ei) dunkler. Hühner sind noch recht jung, wenn sie das erste Ei legen, denn das tun sie bereits mit fünf Monaten. Die Eier werden größer, je älter die Henne ist. Somit spielt neben der richtigen Ernährung auch das Alter dafür eine Rolle, ob es die Eier in den Größen S, M, L oder sogar XL gibt.

Nicht nur in der Größe können sich Eier unterscheiden, sondern auch in der Farbe. Hühnern ist es angeboren, ob sie ein strahlend weißes oder braunes Ei legen. Das passiert je nachdem, ob die Schale im Bauch des Huhnes noch mit gelben und roten Farbstoffen eingefärbt wird.

 

Auf die Menge kommt es an

Die Verwendung von Eiern ist vielfältig – z. B. als Spiegel- oder Rührei, als Omelette, als hart gekochtes Ei oder als Eiersalat. Eier sind auch wichtige Zutaten u. a. für Nudeln, Waffeln, Eierkuchen oder Kuchen. Und Ostern wäre ohne Ostereier doch unvorstellbar, oder?
Hühnereier sind die wertvollsten Lieferanten für Eiweiß. Durchschnittlich liefert ein Ei der Größe M rund sieben Gramm feinstes Protein, wobei sich das meiste davon im Eigelb befindet. Eine ausreichende Versorgung damit ist wichtig für die Elastizität von Haut und Muskeln. Eiweiße erhalten zudem die Struktur unserer Zellen im Körper und stellen sicher, dass Haare und Nägel wachsen. Darüber hinaus gelten Eiweiße als wertvoller Energielieferant, der für eine lang anhaltende Sättigung sorgt. Die Mengenaufnahme von Eiweißen ist dabei abhängig von Alter, Größe und Gewicht eines Menschen.
Mediziner raten jedoch, nicht zu viele Eier oder Speisen mit Eiern essen, denn dadurch kann der Cholesterinspiegel steigen. Cholesterin ist ein Fett, das der Körper etwa zu drei Vierteln selbst herstellt, vor allem in der Leber. Das restliche Viertel wird zusätzlich über die Nahrung aufgenommen. Nimmt man zu viel Cholesterin zu sich, dann können Gefäßschäden im Körper die Folge sein.

Ein Beitrag von Claudia Egert
Text: klexikon.de, servus.com, apotheken-umschau.de | Fotos: pixabay.com, shutterstock.com_Goran Bogicevic

Nils im Porsche – ein Traum

Nils im Porsche – ein Traum

In einem Porsche über den Hockenheimring fahren, für Nils, 10 Jahre, ist das die größte Freude. Ein autoverrückter Junge – eigentlich nicht ungewöhnlich. Doch Nils ist schwerstbehindert und befindet sich seit acht Jahren im Wachkoma.

Ihren Sohn in einem Porsche Sportwagen sitzen zu sehen treibt Mutter Sabine Höger die Tränen in die Augen. „Ich kann es nicht fassen, so habe ich mein Kind seit Jahren nicht erlebt.“ Seit Nils im Alter von zwei Jahren in einen Gartenteich fiel, befindet sich der Junge im Wachkoma. Reaktionen zeigt er kaum, nur der Klang eines Porsche Motors lässt ihn aufhorchen. Deshalb träumten seine Eltern davon, ihren Sohn einmal mitzunehmen zu einem Porsche Event.

Nun steht Nils im Rollstuhl am Rande der Rennstrecke und fast ist ein Lächeln in seinem ansonsten eher reglosen Gesicht zu erkennen. Er lauscht, konzentriert sich, versucht zu fokussieren. Auf dem Hockenheimring ist es laut. In den Boxen wird noch geschraubt, gemessen, getestet. Auf der Strecke sind bereits die ersten Fahrzeuge unterwegs. Die Motoren dröhnen, Bremsen quietschen. In der Luft hängt der schwere Geruch von Öl und verbranntem Gummi. Nils ist ganz in seinem Element.

In einer Rennpause ist es endlich soweit. Nils wird von seinem Papa in das Leading Car gehoben. Dank eines speziell auf seine Körperform angepassten Lagerungssystems, kann Nils, der keine Körperspannung hat, gut im Rennwagen sitzen. Sein Fahrer Carsten Dreses lässt den Motor noch einmal richtig aufheulen lässt, bevor er mit Nils, seinem ungewöhnlichen Beifahrer, eine Runde über die eigens für diese Fahrt gesperrte Rennstrecke startet.

Im Auto, Kinderarzt Dr. Markus Stiletto und Sabine Höger, Nils Mutter. Dass ein Arzt mit dabei ist, das war dem Team von Porsche wichtig, als es von Nadine Bauer die Anfrage erhielt, einen schwerstbehinderten Jungen zu einem Rennen einzuladen.

Die Geschäftsführerin des Philip-Julius Vereins hatte sich persönlich dafür eingesetzt, dass der Traum der Familie Höger in Erfüllung geht.

„Es war eine sehr ungewöhnliche Bitte, und nachdem wir lange darüber debattiert haben, ob das machbar ist, haben wir uns dafür entschieden, es einfach möglich zu machen“, sagt Bastian Schramm, Marketingchef von Porsche Deutschland. Er ist persönlich zum Hockenheimring gekommen und angesichts des Glücks in den Augen aller Familienmitglieder ist er froh seine Unterstützung zugesagt zu haben. 

Wochenlang hatten die Porsche Mitarbeiter mit dem Philip-Julius Verein zusammen Vorbereitungen getroffen. Was galt es an Sicherheitsvorkehrungen zu treffen? Was benötigt ein schwerstbehindertes Kind um einen solchen Tag gut bestreiten zu können? Zwei Ärzte, mehrere Teammitglieder der Porsche Deutschland GmbH sowie Marco Hessler, Geschäftsführer des Hilfsmitteherstellers Vida Global begleiten Nils Eltern und seine sechsjährige Schwester Jana auf dem Hockenheimring. Die ganze Familie ist an diesem Tag mittendrin und blüht an der Rennstrecke sichtlich auf. „Einen so schönen Tag haben wir seit Jahren nicht erlebt“, sagt Sabine Höger.

Und selbst Kinderarzt Dr. Markus Stiletto ist erstaunt. „Das wirkt wie Therapie auf Nils. Er scheint auf diese Geräusche und Vibrationen ganz besonders stark anzusprechen.“

Für den Philip-Julius Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, Familien mit schwerstbehinderten Kindern zu unterstützen, soll die Aktion „Wünsch Dir was, Nils“ nicht die letzte gewesen sein.

„Familien, die mit einem schwerstbehinderten Kind den Alltag meistern brauchen und verdienen unsere Unterstützung. Solche Momente des Glücks sind unglaublich wichtig und geben Kraft“, sagt Katrin Eigendorf, die das Event begleitete und die selbst Mutter eines schwerstbehinderten Jungen war. Gemeinsam mit ihren Mann Jörg und ihrer Tochter Alexandra haben sie den Philip-Julius Verein im Andenken an den verstorbenen Sohn und Bruder gegründet. Der Verein finanziert sich aus Spenden.

Ein Beitrag von Katrin Eigendorf

 

Es geht immer weiter

Es geht immer weiter

Die 1967 in Schweinfurt geborene Annette Albert arbeitet in der Kunsthalle ihrer Heimatstadt. Hier unterstützt sie die Dozenten bei praktischen Malkursen und gibt selbst Kurse sowie Führungen im Museum. Seit mehreren Jahren lebt Annette getrennt von ihrem Mann und hat das Sorgerecht für die drei gemeinsamen Kinder. Nach einem Motorradunfall in ihrer Jugend (mit 23 Jahren), bei dem sie schwer verletzt wurde, musste ihr Bein amputiert werden. Annette ist begeisterte Sportlerin: Sitzball, Rollstuhlbasketball sowie Skifahren gehören zu ihren Hobbys.

Momo: Es bedeutet nicht nur für den Partner, sondern auch für die gesamte Familie eine große Veränderung, wenn ein Elternteil nicht mehr dauerhaft in der Familie lebt. Vor zu schweren Einschnitten sollen vor allem die Kinder geschützt werden. Wie haben Sie das wegfallende Elternteil kompensiert?

Das ist ein schwieriges Thema. Man versucht natürlich, alles richtig zu machen, und hofft, dass die Kinder nicht allzu sehr unter der Trennung leiden. Man will ihnen gerecht werden, sie nicht zu sehr verwöhnen, um etwas zu kompensieren, was mir allerdings schon aus finanziellen Mitteln nicht möglich war. Da gibt es natürlich noch andere Wege, indem man beispielsweise nicht so streng ist und vieles durchgehen lässt. Oftmals fehlt dann eben die durchgreifende Hand. Aber das ist unabhängig davon, ob man ein Handicap hat oder nicht. Es fehlt einem einfach manchmal die Kraft dazu, weil man sich um zu viel anderes Gedanken und Sorgen macht, wie z. B. um die soziale Absicherung.
Hinsichtlich der Art der Erziehung gab es auch Differenzen zwischen mir und meinem Mann. Diese wurden oftmals auch vor den Kindern ausgetragen, was natürlich absolut schlecht war. Mittlerweile funktioniert dies aber alles besser und wir können auch wieder einigermaßen vernünftig darüber reden.
Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt versucht habe, den Vater zu kompensieren. Mir war klar war, dass ich das nicht kann. Und ich hatte auch nicht wirklich das Gefühl, dass ich das müsste. Ich hoffte einfach, dass den Kindern ihr sozial intaktes Umfeld, meine Familie (z. B. die Großeltern) und ihre Freunde auch einen gewissen Halt gaben. Aber man versucht bzw. ich versuchte ihnen durch Liebe und Anwesenheit das Gefühl zu vermitteln, dass man immer für sie da ist.

Momo: Wie sieht Ihre Strategie aus, die Herausforderungen des Alltags zu bewältigen? Zum Beispiel Familie und Beruf zu vereinen, die Organisation des Alltags, der Haushaltsführung, Kindererziehung und die Sicherung des finanziellen Einkommens.

Mittlerweile habe ich mich etwas hochgearbeitet und arbeite sogar recht viel. Die beiden Ältesten sind inzwischen ja erwachsen, „nur“ der 13-Jährige braucht mich noch. In der Zeit nach der Trennung haben aber auch die älteren Brüder eine gewisse Vaterrolle mit übernommen, da der Altersunterschied ja recht groß ist und Lars, der Jüngste, auch zu seinen Brüdern aufsieht und für sie ein Vorbild ist. Sie – neben der Oma – haben mich oft unterstützt, so dass ich meiner Arbeit und meinen sportlichen Aktivitäten nachgehen konnte und kann.
Momentan hüpfe ich sozusagen zwischen vier Jobs hin und her, um meine finanzielle Existenz zu sichern: zwischen einem Minijob, zwei Jobs auf Honorar- und selbständiger Basis und seit vier Wochen habe ich noch ei-nen Job in einem Labor mit Aussicht auf Festanstellung. Da habe ich jetzt schon ein sehr schlechtes Gewissen, dass mein Lars etwas auf der Strecke bleiben könnte.Aber das hat ja nun auch nichts damit zu tun, dass ich ein Handicap habe.
Heute sehe ich es auch so, dass meine Kinder durch den ganzen Umstand zu einer gewissen Selbständigkeit gezwungen wurden, da ich gewisse Dinge einfordern musste, die ich als Mutter und Hausfrau nicht getan hätte. Und ich finde das im Nachhinein gar nicht so verkehrt, was ich auch oftmals aus Gesprächen mit anderen heraushöre.
Mein Ältester hat seine Ausbildung als Veranstaltungstechniker gemacht und ist – trotz seiner Niereninsuffizienz – immer noch dabei, der Mittlere hat sein Studium in Amerika über ein Stipendium angefangen, worum er sich komplett alleine gekümmert hat. Vielleicht kommt da ein bisschen mein Handicap zum Tragen, da beide gesehen haben, dass verdammt viel möglich ist.

Momo: Alleinerziehend zu sein und dazu noch ein Handicap zu haben – das ist sicher eine psychosoziale Doppelbelastung. Wie sind hier Ihre Erfahrungen?

Meine Kinder sind schon mit meiner Behinderung groß geworden, sie stand nie besonders im Vordergrund. Ich habe versucht, ihnen ein relativ normales Leben vorzuleben. Ich habe durch sie ein sehr sozial eingebundenes Leben geführt, was ich nach der Trennung auch fortgesetzt habe. Schon in der Ehe habe ich mich um vieles gekümmert und danach kamen ein paar Belastungen dazu. Aber ich bin auch mit meinen Aufgaben gewachsen. Ich denke, diese Belastung haben gesunde Menschen letztlich genauso.

Momo: Bei der Recherche zu diesem Thema ist uns aufgefallen, dass für Alleinerziehende mit Handicap nur eine begrenzte Auswahl an Informationen zur Verfügung steht. Wo und wie haben Sie sich informiert?

Ich muss sagen, Informationen und Austausch finden bei mir nur über meinen Freundeskreis und in meiner Familie selbst statt. Klar weiß man, dass es Selbsthilfegruppen für Alleinerziehende gibt. Aber dort war ich nicht. Da war mir meine Zeit dann zu schade und ich verwendete sie lieber, um Sport zu treiben. Und ich kannte mittlerweile auch schon genug Betroffene, mit denen ich mich austauschen konnte.

„Irgendwie geht es immer weiter und es gibt so viel Schönes im Leben zu erleben und zu erfahren. Man muss nur offen dafür sein!“

 

Was ist Halloween?

Im Oktober ist Hochsaison für Hexen, Gespenster, Geister und alle, die sich gerne gruseln, denn am 31. Oktober ist Halloween.

Ursprünglich, vor hunderten von Jahren, war Halloween ein Herbstfest der Druiden im alten England. Es sei die einzige Nacht des Jahres, so glaubten die Menschen damals, in der Hexen und Geister leibhaftig auf der Erde herumspukten.

Fast jedes Kind weiß, dass Halloween etwas mit Gespenstern, Hexen und Verkleiden zu tun hat, aber kaum jemand hat eine Ahnung, was es mit dem Fest ‚Halloween’ nun wirklich auf sich hat.

Schon vor über 2000 Jahren feierten die Kelten im alten England (heute sagen wir Großbritannien dazu) zum Ende des Sommers ein großes Fest – damals hieß es noch ‚Samhain’. Der 31. Oktober war bei den Kelten der letzte Tag des Jahres, denn sie hatten einen anderen Kalender als wir heute. Der Sommer wurde mit großen Feuern verabschiedet und gleichzeitig der Winter begrüßt. Die Menschen bedankten sich bei ihrem Sonnengott ‚Samhain’  für die Ernte, die sie in der warmen Jahreszeit eingebracht hatten und gedachten an diesem Tag auch der Seelen der Verstorbenen. Der Sonnengott wurde nun, zu Beginn der dunklen Winterzeit, von dem keltischen Gott der Toten abgelöst.

Die Kelten glaubten fest daran, dass die Seelen der Verstorbenen in der Nacht vom 31. Oktober als Geister auf die Erde zurückkommen, um in ihre Häuser zurückzukehren. Aber was war mit den Geistern und heimatlosen Seelen, die trotz der großen Feuer, die am Wegesrand entfacht wurden, den Weg nicht fanden und verzweifelt umherirrten? Von ihnen war nichts Gutes zu erwarten, sie spukten durch die Nacht, erschreckten friedliche Menschen und trieben ihr Unwesen mit ihnen.

Einige Jahrhunderte später, ungefähr 800 Jahre n. Chr., ernannte der Papst den 1. November, also den Tag nach dem 31. Oktober, zum Feiertag ‚Allerheiligen’, an dem der christlichen Märtyrer gedacht wurde. Aus dem Samhain-Fest wurde im Laufe der Zeit ‚das Fest am Vorabend zu Allerheiligen’, und das heißt auf Englisch ‚All Hallows Evening’, oder abgekürzt ‚Hallows E’en’. Inzwischen sagen wir Halloween.

Obwohl das Samhain-Fest schon so lange her ist, verkleiden sich die Kinder heute noch als kleine gruselige Gestalten wie Gespenster, Hexen, Zauberer oder Vampire, um Geister abzuschrecken. Und das ist auch gut so – denn wer weiß denn schon genau, ob die Kelten im alten England nicht doch recht hatten …?

Quelle: www.labbe.de

Das Prickeln am Fuß oder warum für Endrik, Lydia und Mario Fußkitzeln etwas ganz Besonders ist

Das Prickeln am Fuß oder warum für Endrik, Lydia und Mario Fußkitzeln etwas ganz Besonders ist

Endriks große Augen beobachten das Geschehen: Nicole hat Geburtstag. Sie wird umarmt. Gratulationen erfüllen den Raum, Geschenke wechseln den Besitzer. Wir lassen Nicole hochleben und alle wünschen ihr das Allerbeste. Während wir „Großen“ anstoßen, haben sich die Kinder längst aus dem Staub gemacht. Die Kinder – das sind „unsere“ AMPU KIDS und ihre Geschwister, viele von ihnen schon längst dicke Freunde.

Endrik ist zum ersten Mal dabei. Er kuschelt sich an Mama und Papa, schaut sich um, wartet ab. Viele Minuten später, ganz unvermittelt und plötzlich, ertönt ein bezauberndes Geburtstagslied. Endrik singt und wir alle halten den Atem an. Er singt. Zuerst ganz leise, dann immer lauter mit wunderschöner Stimme: „Weil heute dein Geburtstag ist …“ Wir Erwachsenen sind nicht nur überrascht, sondern sprachlos und gerührt. Endrik singt weiter: „… da hab ich mir gedacht … Ich singe dir ein schönes Lied, weil dir das Freude macht!“

Endrik ist vier Jahre alt und gar kein AMPU KID im eigentlichen Sinne. Im Laufe des Abends erzählen Mama Lydia und Papa Mario ihre Geschichte von Hoffen, Ängsten, Wünschen und Zuversicht.
Als bei Lydia im Februar 2014 eine Schwangerschaft festgestellt wird, sind sie und Mario zwar ein wenig überrascht, aber in erster Linie einfach nur glücklich!
In der 20. Schwangerschaftswoche steht die Feindiagnostik beim Gynäkologen an. Die werdenden Eltern sind voller Vorfreude auf die ersten Ultraschallbilder ihres Nachwuchses. Sie hoffen auch auf einen klitzekleinen Blick auf das Geschlecht ihres zukünftigen Familienmitgliedes.
Die Untersuchung dauert zwei Stunden und Lydia und Mario verlassen die ärztliche Praxis nicht mit der Information, ob es ein „Er“ oder eine „Sie“ wird, und schönen Ultraschallbildern, sondern mit höchster Verunsicherung und vielen Ängsten. Die Ultraschalldiagnostik hat mehrere Auffälligkeiten ergeben.

Auffälligkeiten am Herzen, das mittig und nicht links sitzt und ein Loch hat. Auffälligkeiten an der Lebervene, die nicht den normalen Weg nimmt. Und Beine, die in einer Zwangshaltung verharren und daher nicht beurteilt werden können.

Doch Lydia und Mario nehmen nicht nur Sorgen mit nach Hause, sondern auch die Hoffnung, dass ihr Nachwuchs heute einfach keine Lust hatte, die Beine auszustrecken. Jedoch wird diese Hoffnung enttäuscht: Man schickt die werdenden Eltern aufgrund der vielen Auffälligkeiten zu einer humangenetischen Untersuchung. Weitere mögliche Anomalien sollen dort abgeklärt werden. Lydia und Mario erinnern sich noch gut: „Zum Glück wurde eine genetische Ursache ausgeschlossen. Und auch die weiteren Untersuchungen während der Schwangerschaft verliefen ohne jede weitere Auffälligkeit!“

Die zukünftigen Eltern fühlen und beobachten voller Freude das Boxen und Strampeln ihres Nachwuchses. Auch wenn sich die Zwangshaltung der Beine nicht verändert, hoffen sie, dass es sich letztlich nicht um eine Fehlbildung handelt.

Endrik kommt am 10. September zur Welt. Ohne Komplikationen mit geplantem Kaiserschnitt. Aber sofort ist klar erkennbar, dass der rechte Unterschenkel erhebliche Fehlbildungen auf- weist. Fuß und Unterschenkel sind verdreht und der Fuß hat nur drei Zehen. Neben all der Freude über den putz munteren neuen Erdenbürger sind nun bei Lydia und Mario Arzt- und Klinik- besuche an der Tagesordnung.

Heute sagt Mario nachdenklich: „In den folgenden Wochen haben wir drei uns richtig gut aneinander ge- wöhnt. Endrik entwickelte sich hervorragend und absolut altersgerecht. Er entdeckte die Welt mit großen Augen, spielte Verstecken mit seinen Kuscheltieren und steckte auch schon mal spitzbübisch die Zunge heraus!“ Das allein half der kleinen Familie durch die nun folgen- de schwere Zeit. Diagnostik, Zweitmeinungen, wohlgemeinte Ratschläge …

Aber alle, ausnahmslos alle befragten Ärzte raten zur Amputation des Beines. Eine Röntgenaufnahme hat mittlerweile das gesamte Ausmaß, die Komplexität und Schwere der Fehlbildung bestätigt.
Der 8. Juli 2015 steht bald im Kalender von Lydia und Mario. Ein Termin, der Angst macht, der Termin für die Amputation. Nach zahllosen kräftezehrenden Abwägungen, Gesprächen und Untersuchungen die letzte Option für die Eltern.

Heute, drei Jahre später, sind sich Lydia und Mario einig, dass sie „damals“ unglaublich großes Glück hatten. Ein Orthopädietechniker, mit dem sie vor der Amputation über Möglichkeiten einer pro- thetischen Versorgung sprachen, machte sie mit Micha bekannt.

Micha – ein erwachsener Mann, der ähnliche Fehlbildungen hat wie Endrik. Er hat sich nie amputieren lassen. Nur drei Wochen vor der geplanten Amputation lernen die vier sich kennen. Micha, dessen fehlgebildetes Bein sich in einer Orthoprothese befindet, gibt der Familie Mut. Lydia und Mario sagen den OP-Termin ab. Sie gehen nun den Weg, den Micha ihnen nicht nur beschrieben hat, sondern auch vorlebt. Und obwohl dieser Weg immer wieder geprägt sein wird von komplizierten Operationen, ständiger Reparatur und Neuanpassung einer eigens für Endrik entwickelten Orthoprothese, sind sich Lydia und Mario einig: „Heute ist das der richtige Weg!“

Wie sich Muskulatur, Knochen, Sehnen und Gefäße an Endriks Bein entwickeln, wissen die Eltern nicht. Sie wissen jedoch, dass sie sich vielleicht eines Tages erneut mit der Option einer Amputation auseinandersetzen müssen. „Vielleicht haben wir Glück und können Endriks Unterschenkel durch immer besser werdende Orthopädie- technik erhalten!“, sagt Lydia. Inzwischen flitzt Endrik mit den anderen Kindern einem großen Ball hinterher. Dann springt er seiner Mama auf den Schoß, schaut Nicole an und singt die zweite Strophe des Geburtstagsliedes. Der Text geht in fröhlichem Glucksen unter, Papa Mario hat Endrik an der rechten Fußsohle gekitzelt.

Ein Beitrag von Andrea Vogt-Bolm