Schöne neue Welt? Gesundheits-Apps im Für und Wider

Schöne neue Welt? Gesundheits-Apps im Für und Wider

Über 100 000 Apps befassen sich laut einer Studie der Universität Freiburg mit Gesundheits- oder Medizinthemen. Bei einem Großteil dieser Angebote lassen sich jedoch Qualität und Datenschutz bemängeln. Einheitliche Qualitätskriterien fehlen bisher, sind jedoch im sensiblen Bereich der Medizin unbedingt vonnöten.

Die Angebotspalette ist breit und reicht von Gesundheits-Apps über Medizin-Apps bis hin zu Notfall-Apps. Gesundheits-Apps unterstützen den Verbraucher dabei, seine Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern, beispielsweise im Bereich der Ernährung. Der Nutzer erhält eine detaillierte Übersicht seiner Ernährungsgewohnheiten und seines Nährstoffbedarfs. Medizinische Apps dienen der Diagnose und/oder Therapie einer Erkrankung, wie z. B. der Auswertung von Blutzuckerwerten. Notfall-Apps verfügen über integrierte Panik-Buttons oder einen integrierten Sturzalarm.

Auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Behinderungen werden verstärkt digitale Angebote ausgebaut. Für blinde oder seheingeschränkte Menschen besteht ein großes Angebot nützlicher Apps: Vergrößerungslinsen oder die interaktive App „By My Eyes“. Diese App verbindet Menschen mit Sehbehinderungen mit Freiwilligen, die bereit sind, ihnen in verschiedenen Situationen ihr Augenlicht „zu leihen“.
Die „Wheelmap“ ist eine App für Menschen mit motorischer Behinderung, die auch Eltern mit Kinderwagen unterstützen kann. Es werden hier barrierefreie Orte in der Umgebung angezeigt, was Reisen oder spontane Restaurantbesuche erleichtert.

Ob zur Unterstützung der Pflege Angehöriger oder für die Suche nach einem Facharzt – immer mehr Krankenkassen entwickeln auch eigene Apps, die sie ihren Mitgliedern meist kostenfrei anbieten. Ebenso das Einreichen von Rechnungen oder Dokumenten ist bei vielen Krankenkassen bereits per App möglich. Sie wissen nicht, was der Code auf Ihrer Krankschreibung bedeutet? Fragen Sie doch die App „ICD-Diagnoseauskunft“.

App-Nutzer bekommen durch diese Anwendungen schnell das Gefühl, aktiv an ihrem Gesundheitszustand mitwirken zu können. Dies kann insbesondere im Bereich der Prävention positive Einflüsse haben. Wer 10 000 Schritte auf seinem Schrittzähler am Tag geschafft hat, erhält beispielsweise einen digitalen Pokal als Belohnung und Motivationshilfe.

Fraglich ist, ob solche digitalen Anwendungen den Nutzer unter Umständen davon abhalten, reguläre fachliche Angebote in Anspruch zu nehmen. Gesundheits-Apps können eine Ergänzung zu adäquater fachlicher Betreuung darstellen, diese aber in den meisten Fällen nicht ersetzen.

Unterstützung hinsichtlich der Benutzersicherheit soll das Gesetz für digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen bieten. Dieses sogenannte E-Health-Gesetz enthält konkrete Pläne für den Aufbau der Infrastruktur und der medizinischen Anwendungen. Ziel ist es, die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können und gleichzeitig einen sicheren Rahmen für den Endverbraucher zu schaffen.

 

Quellen: verbraucherzentrale.de, aerzteblatt.de, krankenkassen.de, bundesgesundheitsministerium.de
Fotos: pixabay.com, Alexey Boldin_shutterstock.com