GPS-Tracking und Handys im Kinderalltag

GPS-Tracking und Handys im Kinderalltag

Stehen Sicherheit und Selbstständigkeit im Widerspruch?

„Hast du auch dein Handy dabei?“

frage ich meine 7Jährige Tochter Marie, bevor wir uns auf den Weg zur Schule machen. Noch vor wenigen Wochen führte das Thema Handy zu zahlreichen Diskussionen zwischen meinem Mann und mir.

Braucht eine Erstklässlerin tatsächlich ein Handy? Sollten wir ihr nicht mehr Selbstständigkeit zutrauen? Sind wir als Eltern nicht dafür verantwortlich, eine hohe Sicherheit unter Einbeziehung der persönlichen Entwicklungsstufen von Marie zu gewährleisten?

Insbesondere mich hat die negative Berichterstattung zu diesem Thema irritiert. Es war von Vertrauensverlust die Rede, wenn man die Möglichkeit, sein Kind über das Handy zu orten, nutzen würde und sogar von einem emotionalen Schaden, den Kinder dadurch erleiden könnten. Aber könnte man durch offene Gespräche nicht diesem Vertrauensverlust entgegenwirken?

Einige Tage später bat Marie darum, nach der Schule allein nach Hause gehen zu dürfen. Der Schulweg beträgt 1,4 km und führt an einer vielbefahrenden Straße entlang. Wir sind diesen Weg gemeinsam wochenlang abgegangen und ich traute Marie diesen Weg theoretisch zu. Es war eine Stunde nach Schulschluss, als Marie endlich zu Hause ankam. Sie war noch mit zu einer Schulkameradin gegangen. Ich möchte solche Situationen künftig gerne vermeiden.

Mein Mann und ich versuchen uns einen Überblick über die Möglichkeiten des GPS-Tracking zu verschaffen:

Online findet man einige Geräte mit teilweise großen Preisunterschieden und unterschiedlichen Funktionen. Richtig ausgereift schien uns keines der Geräte zu sein und auch die Rezensionen bestätigten unseren Eindruck. Beim Kauf von manchen Trackern muss zwingend ein dazugehöriges kostenpflichtiges Abo abgeschlossen werden, um die Trackingfunktion auch nutzen zu können. Teilweise beklagen sich die Eltern darüber, dass sogenannte Notfallknöpfe nicht funktionieren oder die Geräte einfach während des Unterrichtes anfangen laut zu piepen. Wir finden kein Gerät, welches unseren Bedürfnissen wirklich zu entsprechen scheint.

„Ich habe noch ein altes Handy von mir herumliegen“, meint mein Mann schließlich. „Hier kann ich alle Funktionen ausschalten, außer die GPS-Ortung und Anrufe an ausgewählte Personen.
Nur am Rande sei erwähnt, dass er auch die Kamerafunktion nicht ausschalten konnte, weswegen Marie, seit sie das Handy zu ihrem 7. Geburtstag geschenkt bekam, Fotos von allen Familienmitgliedern macht und sie mit lustigen Elementen wie Hasenohren oder Elefantenrüsseln versieht.

Marie nimmt nun morgens ihr stummgeschaltetes Handy mit in die Schule.

„Das musst du immer im Schulranzen lassen“, sage ich ihr, weil Handys in der Schule eigentlich verboten sind. Wenn etwas Wichtiges ist, hat sie die Möglichkeit mich oder meinen Mann anzurufen. Ihrem Wunsch, auch die Telefonnummern ihrer Freundinnen freizuschalten, sind wir noch nicht nachgekommen und planen das für die kommende Zeit auch nicht.

Durch die GPS-Funktion ihres Handys können wir auf unseren Geräten mit einem Klick und Blick erkennen, wo sie sich befindet.

Uns ist diese Sicherheit wichtig. Marie ist verlässlich und ich vertraue ihr und traue ihr die eigenständige Bewältigung von Situationen zu. Ich möchte sie auch ermutigen, eigene Wege im Leben zu gehen. Es sind für mich aber durchaus Situationen vorstellbar, in denen es nicht nur beruhigend, sondern auch notwendig sein kann, dass wir wissen, wo sie sich befindet und sie uns im Notfall auch erreichen kann.

Hätte Marie ihr Handy nicht, würden wir sie derzeit noch nicht regelmäßig allein den Weg nach Hause gehen lassen. Durch die GPS-Funktion ihres Handys können wir ihr nun Freiheiten eingestehen, die ohne diese Möglichkeit derzeit nicht mit unserem verantwortungsbewussten Elternsein vereinbar wären.

Einen Vertrauensverlust sehe ich durch diese Anwendung nicht. Zumal der technische Fortschritt einfach diese Möglichkeiten bietet, deren Vor- und Nachteile jede Familie für sich individuell diskutieren muss.

 

Vor einer Woche kam mir eine aufgewühlte Mutter einer Klassenkameradin unserer Tochter entgegen. Ihre Tochter war nicht von der Schule nach Hause gekommen.
Es stellte sich heraus, dass sie etwas im Klassenraum vergessen hatte, zurücklief und in der Folge den Bus verpasste.
„Hast du schon mal überlegt, ob es für euch sinnvoll sein könnte, ihr ein Handy zu kaufen?“, fragte ich.

Ein Beitrag von Mandy Falke

Fotos: Privat Familie Falke, Tech Ching Leong_123rf.com