Hannes Jaenicke vs Lachsaquakultur

Lieber Herr Jaenicke,

die Leserinnen und Leser unseres Magazins „Momo – Mobilität · Motion & Barrierefrei“ freuen sich sehr, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns genommen haben.

Nach meiner Recherche in Bezug auf Lachse und die Aquakultur in Norwegen kann man nur zu einem Ergebnis kommen, nämlich den Lachskonsum zu meiden (sicherlich mit kleinen Ausnahmen), wenn man sich die Zahl vor Augen führt, dass mehr als eine Millionen Lachse qualvoll verenden und dies billigend akzeptiert wird, sicherlich auch aus Unkenntnis seitens der Verbraucher:innen.

Lachszucht weitestgehend artgerecht zu betreiben, geht Ihrer Ansicht nach nur an Land. Wie sehen Sie das Stand heute?

Ich halte es grundsätzlich für fragwürdig, Tiere zu verzehren. Auch an Land handelt es sich bei Lachsfarmen um Massentierhaltung, die grausam und in keiner Weise artgerecht ist für eine wandernde Tierart. Der Unterschied zu den Farmen im Wasser ist, dass die Zucht in Tanks das marine Ökosystem nicht so massiv zerstört.

Unter Berücksichtigung, der Nachhaltigkeit und Wiederverwendung vorhandener Ressourcen, könnte das Unternehmen Re-Ocean mit ihrem Produktionsstart 2026 einen innovativen Beitrag zur Lachsproduktion leisten.

Wie sehen Sie das?

Siehe oben. Ich bin seit über 40 Jahren Vegetarier und noch nicht von den Knochen gefallen. Menschen sind Omnivoren und nicht darauf angewiesen, Tiere zu essen. Massentierhaltung ist Tierquälerei, egal wo sie stattfindet.

Ihr Kinderbuch „Mukiza“ ist sicherlich nicht nur eine inspirierende Geschichte für Kinder, sondern auch für die vorlesenden Erwachsenen. Weitere bedrohte Tierarten, wie z. B. Orkas, Delphine und weitere Säugetierfamilien, brauchen verstärkt eine Lobby.

Ist hier etwas in Zukunft von Ihnen zu erwarten?

Mein nächstes (Kinder-)Buch-Projekt ist die Geschichte eines berühmten Delfins, der zwischen 1888 und 1910 Fischer und Seeleute bei Schlechtwetter durch eine gefährliche Schiffspassage namens Pelorus Strait geleitet hat. Er wurde von den dankbaren Seeleuten ‚Pelorus Jack’ genannt und ist der Namensgeber meiner Stiftung, der Pelorus Jack Foundation.

Bei meiner Recherche zu Ihrer Pelorus Jack Foundation und in der Geschichte von eben diesem Rundkopfdelfin habe ich folgenden Satz gelesen:

„Die Natur mit ihrer gigantischen Artenvielfalt leistet existentielle Dienste für die Menschheit, trotzdem zerstören wir sie und die Hilfestellung der Natur hört auf.“

Was macht das mit Ihnen? Was könnte oder muss der erste Schritt sein, dies zu ändern?

Der erste und einfachste Schritt wäre, dankbar zu sein für das, was Natur und Tiere uns geben, und dementsprechend bewusster, demütiger und dankbarer mit ihnen umzugehen, oder ihnen gar etwas zurückzugeben. Ansonsten staune ich darüber, dass Industrie und Politik und große Teile der Bevölkerung immer noch glauben, Ressourcen und Natur plündern und konsumieren zu können, ohne dass die Natur zurückschlägt. Was sie mittlerweile immer häufiger tut, siehe Ahr und Erft 2022, die alljährlichen Brände in Griechenland und zahllosen anderen Ländern, die Tornados in Florida, die Flutkatastrophe in Valencia Ende 2024, Brände in L.A. Anfang 2025 usw. Diese Ereignisse häufen sich und es wird immer teurer, die Schäden zu beheben.

 

Herzlichen Dank für Ihre Worte!

Peter Lange

Herausgeber

©WDR Annika Fusswinkel, Buchcover: siehe Verlag