Helikopter-Eltern

Überbehütung und exzessive Einmischung in die Angelegenheiten des Nachwuchses bis ins kleinste Detail sind Merkmale des Erziehungsstils von Helikopter-Eltern. Rund 15 bis 20 Prozent der Helikopter-Eltern tendieren zu extremer Überbehütung – so die Schätzung des Psychotherapeuten Martin Klett aus Freiburg.

Helikopter-Eltern

Fuhr man als Kind oder Heranwachsender in vergangenen Zeiten zu einer Schülerfreizeit, mussten die Eltern auf dem Anmeldebogen meist nur ausfüllen, ob der Sohn oder die Tochter z. B. schwimmen kann oder nicht. Heutzutage sichert man sich umfassend ab und so wird u. a. gefragt, welche Medikamente gebraucht werden und ob Allergien vorliegen. Bevor die Schülerfreizeit stattfindet, möchten die besorgten Eltern im Vorfeld alles bis ins kleinste Detail besprechen und nicht selten wird nachgefragt, ob ein Elternteil mit fahren könne.

Auslöser sind nicht nur veränderte Umwelteinflüsse, sondern auch überfürsorgliche, ehrgeizige, aber auch ängstliche Eltern. Diese müssen ihren Nachwuchs überall behüten und begleiten. Besonders Erzieher, Lehrer können davon „ein Lied singen“, denn ein Umgang mit diesen Eltern ist nicht immer einfach.

Man spricht hierbei von sogenannten Helikopter-Eltern, auch Hubschrauber-Eltern. Diese halten sich wie ein Beobachtungshubschrauber ständig in der Nähe ihres Nachwuchses auf, um diesen panisch zu überwachen und zu behüten aus Angst vor Gefahren. Ihr Erziehungsstil ist geprägt von Überbehütung und exzessiver Einmischung in die Angelegenheiten des Kindes oder des Heranwachsenden. Den Ausdruck „Helikopter-Eltern“ haben 1990 die amerikanischen Psychiater Foster W. Cline und Jim Fay geprägt.

Besonders in Familien mit einem Kind tritt das „Helikoptern“ auf. Denn diese haben Angst um ihr „Wertvollstes“ – ihr einziges Kind. Es verwundert daher nicht, wenn Eltern „ihre Prinzessin nicht in die Schule geschickt haben, weil so schlechtes Wetter war und sie sich hätte erkälten können“, so die Erfahrung eines pensionierten Lehrers.

Der ehemalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, unterteilt Helikopter-Eltern –in drei Typen: die Transport-, die Rettungs- und die Kampfhubschraubereltern.

Transporthubschrauber, umgangssprachlich Mama- oder Papa-Taxis, bringen ihre Kinder überall hin. Sie befürchten, dass auf dem Weg zum Sport oder zur Schule Katastrophen geschehen könnten. Eltern, die ihren Kindern z. B. die zu Hause liegen gelassene Frühstücksbox direkt zum Klassenzimmer bringen, sind nach Kraus sogenannte Rettungshubschrauber.

Während Transport- und Rettungshubschraubereltern eher ängstlicher Natur sind (Angsthaseneltern), gehen Kampfhubschraubereltern in die Offensive. Für sie steht der Erfolg ihrer Kinder an oberster Stelle. Diese Eltern nehmen an jedem Elternabend teil, um sich mit Beschwerden über Lehrpläne, Disziplinarverfahren, das Schulessen und vor allem über die nicht nachvollziehbare Notengebung in den Mittelpunkt zu spielen. Dieser Typus will dadurch das Schulsystem kontrollieren mit dem Ziel, dass ihr Nachwuchs gute Noten erhält. In einer auf Leistung und Erfolg getrimmten Gesellschaft kann man damit schließlich nicht frühzeitig genug anfangen – so die Aussage einer Mutter.

Während manche Eltern bei ihren Kindern schon im frühesten Alter z. B. auf Antiautorität Wert legen, d. h. Entscheidungen ihren Kindern überlassen, nehmen Helikopter-Eltern mit ihrer übertriebenen Fürsorge den Kindern jedoch oft die Möglichkeit, Fehler oder negative Erfahrungen zu machen und vor allem, aus diesen zu lernen. Das könnte Kindern im späteren Leben schaden.

www.focus.de, www.sueddeutsche.de, www.wikipedia.de