Im Gespräch mit Oliver Wnuk
Lieber Herr Wnuk,
die Leserinnen und Leser unseres Magazins „Momo – Mobilität · Motion & Barrierefrei“ freuen sich sehr, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns genommen haben.
Sie sind ein bekannter und vielbeschäftigter Schauspieler – und nicht nur das.
In Ihrem neuesten Kinderbuch „Die Hochhauskatze“ nehmen Sie die weiße Katze als Multiplikatorin und Mediatorin – um hier nur zwei Synonyme zu verwenden –, um Menschen und Familien geschickt miteinander zu verbinden und ins Gespräch zu bringen.
Warum eine Katze, warum ein Hochhaus?
Einerseits dient eine Katze natürlich als Sympathieträgerin, andererseits geben sich Katzen dabei völlig autark; wie, als wenn sie einen stabilen Selbstwert hätten – dadurch wirken sie unkorrumpierbar. Gleichzeitig sind sie extrem feinsinnig und spüren, wenn es einem nicht gut geht. Durch Schmuseeinheiten können sich die Katzen sogar um das Wohlbefinden ihrer Katzenmama / ihres Papas kümmern.
Dass die Anonymität in einer Stadt sehr ausgeprägt ist und niemand so recht weiß, was sein Nachbar macht, und erst recht nicht, wie es ihm geht, ist in unserer Gesellschaft ja leider Normalität. Aber Menschen in dem Mikrokosmos eines Wohngebäudes vereinsamen nicht selten hinter verschlossenen Türen.
Was denken Sie, was hier unsere Gesellschaft tun kann? Wo sehen Sie hier die Versäumnisse?
Für sein Glück ist letztlich jeder selbst verantwortlich. Zu wünschen wäre es, dass sich jeder darüber bewusst ist – das hätte einen gewaltigen gesellschaftsverändernden Effekt. Zudem bleibt zu wünschen, dass man sich nicht mit allzu schweren Glaubenssätzen und Traumen aus der Kindheit herumschleppen muss und die Energie noch ausreicht, sich aufzuraffen, die Tür aufzumachen und sich seinen ganz eigenen Platz an der Sonne zu suchen. Man sollte nichts unnötig auf die Gesellschaft abwiegeln. Komme ich wirklich nicht mit einer Gesellschaft klar und liegt es tatsächlich nicht an meinem eigenen Verhalten und der Reaktion auf die Umstände, muss ich mir eben eine neue Gesellschaft suchen.
Die Vereinsamung und Isolation sind ja nicht nur bei Menschen zu spüren, sondern auch bei Tieren, insbesondere bei Säugetieren wie z. B. Delfinen, die ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten haben. Der Mensch glaubt, dass dieses immer „schmunzelnde“ Individuum es in einem Becken gut hat, während es schlimmstenfalls für irgendwelche Shows missbraucht wird oder besorgte, betuchte Eltern Delfintherapien buchen, in der Annahme, dass es Kindern mit Handicap nachhaltig besser geht.
Wie sehen Sie hier die Entwicklung und was sollten wir hier vorrangig unternehmen?
Den thematischen Zusammenhang von Mensch und Tier sehe ich hier nicht. Im Gegensatz zu Tieren in Gefangenschaft lebt der Mensch in der westlichen, demokratischen Welt in Freiheit und Selbstbestimmung. Man braucht nicht groß nachzudenken, um nachvollziehen zu können, dass es wahrscheinlich keine sonderlich intelligente Idee ist, Delphine, die in Freiheit bis zu 100 km am Tag schwimmen, zur Belustigung der Gäste in ein verhältnismäßig enges Bassin zu sperren, um sie durch Reifen springen zu lassen.
Sie selbst sind Familienvater. Haben Sie privat oder auch beruflich Berührungspunkte mit besonderen Kindern, also solchen mit Handicap, und deren Eltern?
Nein, derzeitig nicht.
Was würden Sie unseren kleinen und großen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben?
Hört euch gut zu.
Herzlichen Dank für Ihre Worte!
Peter Lange
Herausgeber
Fotos: Oliver Wnuk: ©Thomas Leidig, Buchcover: siehe Verlag