Im Gespräch mit Valerie Huber
Liebe Valerie Huber,
Sie sind gerade sehr bei der Veröffentlichung des Filmes „Immenhof“ eingebunden. Umso mehr möchten wir uns bei Ihnen bedanken, dass Sie sich für unsere „besonderen Kinder“ und deren Eltern Zeit genommen haben.
Der Klassiker „Immenhof“ wurde jetzt in einer modernen Fassung neu produziert und Sie spielen dort die Rolle der arroganten Antagonistin Runa. Sind Sie doch im wirklichen Leben aufgeschlossen und lebensfroh.
Was hat Sie an dieser Rolle besonders fasziniert?
Die Rolle der Antagonistin Runa war besonders spannend, da es immer interessant ist, Rollen zu verkörpern, die weit von einem selbst entfernt sind. Und so ganz böse und arrogant zu spielen, hat einfach einen Riesenspaß gemacht. Wann kann man das schon im echten Leben tun? Ich habe mich privat mit der Hauptdarstellerin Leia wahnsinnig gut verstanden, also war es umso lustiger.
Sie haben einige Jahre in Uganda und an der Elfenbeinküste gelebt. Dort haben Sie sicherlich die Menschen lieben und schätzen gelernt.
Wo sehen Sie den größten Unterschied zwischen den Kindern dort und hier in Deutschland?
Kinder in Afrika wachsen sicherlich ganz anders auf als bei uns in Europa. Es herrschen andere Sitten und Bräuche. Die Kinder dort helfen viel im Haushalt mit, jeder hat gewisse Aufgaben, die er erfüllt und durch die er seine Eltern unterstützt. Afrikanische Kinder wachsen auch mit viel Musik und Tanz auf und dadurch spielt das auch eine größere Rolle – am Marktplatz, in der Schule wird, wenn Musik läuft, überall getanzt.
Obwohl die Afrikaner weniger materielle Dinge besitzen als wir hier in Europa, sind die Menschen/Kinder voller Lebensfreude und Menschlichkeit, das ist wunderschön. Mit dieser Offenheit und dieser positiven Energie aufzuwachsen, war ein Riesengeschenk.
Sie sind ausgebildete Skilehrerin und bringen auch gern Kindern das Skifahren bei. Man sieht Ihnen an, wie viel Spaß Ihnen das bereitet. Wenn Sie ein Drehbuch schreiben würden, in dem Sie gemeinsam mit Kindern die Hauptrolle spielen:
Wovon könnte das Drehbuch handeln?
Es sollte ein Drehbuch sein, in dem man sieht, wie viel wir Erwachsene von Kindern lernen und dadurch selbst wieder mehr Kind sein können. Der Fokus sollte auf der Sensibilität, der bedingungslosen Liebe und der Abenteuerlust der Kinder liegen. Vielleicht ein Film über einen Ausflug nach Afrika, in die Serengeti, ein großes Abenteuer mit wilden Tieren wie Löwen und Geparden. Ein Film über die Entdeckung neuer, fremder Länder und Kulturen, exotischer Tiere, vor denen man zuerst vielleicht Angst hat, und über Freundschaft, fern von Unterschieden wie Hautfarbe oder Herkunft. Pur, neugierig, ohne Vorurteile – so wie Kinder eben sind (und wir auch wieder sein sollten).
Gab es bei den Begegnungen mit Kindern auch Berührungspunkte mit „besonderen Kindern“, mit körperlichen Einschränkungen?
In meiner Jazz-Dance-Gruppe habe ich mit 16 Jahren Sabine, ein Mädchen mit Down-Syndrom, kennengelernt. Sie ist einer der liebsten, offensten, begeisterungsfähigsten Menschen, die ich kenne. Wir schreiben uns regelmäßig und wenn ich in Wien bin, gehen wir meistens einen Kaffee trinken. Sie hat sich „Immenhof“ sogar schon zweimal angesehen; das freut mich natürlich sehr.
Haben Sie eine Lebensphilosophie für unsere kleinen und großen Leser?
Für mich es ist wichtig, immer positiv und optimistisch durchs Leben zu gehen. Am allerwichtigsten ist es, groß zu träumen. Man muss immer ganz fest an sich und seine Träume und Pläne glauben, egal was kommt. Ich denke auch, wenn man seine gesamte Energie auf etwas lenkt, was man wirklich liebt, dann kann das nur funktionieren. Man sollte auch immer das tun, was einen glücklich macht und einem Freude bereitet, denn das bringt Glück und Zufriedenheit. Ebenso sollte man so viel Liebe wie nur möglich an seine Mitmenschen verteilen, tolerant sein und achtsam mit der Welt und den Menschen umgehen.
Interview: Martina Lange
Fotocredits: Philine Hofmann, Mario Traar, privat