Interview mit Collien Ulmen-Fernandes

Interview mit Collien Ulmen-Fernandes

Liebe Frau Ulmen-Fernandes,

Sie sind eine sehr gefragte Schauspielerin, Moderatorin und Kolumnistin, umso mehr möchten wir uns bei Ihnen bedanken, dass Sie sich für unsere „besonderen Kinder“, so nennen wir die Kinder mit Handicap, Zeit genommen haben.

Ihr jüngst erschienenes Kinderbuch „Lotti & Otto“ greift die Rollenbilder und Klischees unserer Gesellschaft auf.

Wie sind Sie auf das Thema gekommen?

Mir ist aufgefallen, dass die Kinder im Alter meiner Tochter extrem stereotype Rollenvorstellungen haben. Das liegt daran, dass in den meisten Kinderbüchern und Filmen ein sehr stereotypes Geschlechterbild vermittelt wird. Jungs sind mutig und heldenhaft, während Mädchen vor allem lieb und fürsorglich dargestellt werden. Ich habe überlegt, wie ich mein Anliegen kindgerecht rüberbringen kann. In Anlehnung an „Das doppelte Lottchen“ kam ich dann auf „Das doppelte Otterchen“. So lautete der Arbeitstitel meines Buches mit den beiden Ottern Lotti und Otto, die sich im Ferienlager kennenlernen und für einen Tag die Rollen tauschen. Lotti ist laut und wild und fängt gerne Fische, während Otto gerne backt und eher schüchtern ist. Otto hat Angst vor Monstern, Lotti beschützt ihn. Ich wollte weg von den gängigen Geschlechterklischees und zeigen, dass auch Mädchen abenteuerlustig sein können und es umgekehrt für Jungs völlig okay ist, sensibel zu sein.

Spielen in dem Buch auch Inhalte aus Ihrer eigenen Kindheit eine Rolle oder werden diese dort reflektiert?

In dem Buch sind eher Momente, die mir als Erwachsene aufgefallen sind. Zum Beispiel bei meiner Kindersendung „SPURENSUCHE“, in der wir Kinder in Dreierteams auf Schnitzeljagd schicken. Einer durfte immer Teamleader sein und das GPS-Gerät halten, welches die Kinder zur nächsten Station führt. Wir achteten stets darauf, dass wir gemischte Teams mit Jungs und Mädchen hatten, aber es war fast immer so, dass ein Junge Teamleader war und über das Navigationsgerät bestimmen durfte. Wir haben zig Staffeln von diesem Format gemacht und in nur einer einzigen Sendung hat es mal ein Mädchen ans Navigationsgerät geschafft. Sonst sagten die Jungs immer, das sei Jungssache. Und die Mädchen haben sich damit abgefunden. Es war mir total wichtig, das mit einzubauen. In unserer Geschichte möchte Lotti an Schatzkarte und Fernglas, aber die Jungs lassen sie nicht.

Haben Sie bereits nach Erscheinen des Buches ein Feedback von Ihren Lesern erhalten?

Oh ja. Ich habe mich wirklich sehr über die zahlreichen positiven Zuschriften gefreut. Das positive Feedback hat mich echt überwältigt. In dem Projekt steckt sehr viel Herzblut, daher bedeutet mir das wirklich sehr viel.

Was wünschen Sie sich für unsere betroffenen Familien und ihre „besonderen Kinder“?

Glück und Lebensfreude!

 

Foto: Anatol Kotte