Interview mit Nils

Ich bin`s Nils 

Interview mit Nils Vandeven

Hallo Nils,
schön, dass du dir die Zeit nimmst, um dich den Kindern in Momo vorzustellen. Ich glaube, dass du mit deinem jungen Alter schon sehr viel Medienerfahrung hast.

Apropos Zeit: Wie vereinbarst du dein Musizieren, was ja auch viel Zeit in Anspruch nimmt, mit der Schule?

Ja, Schule ist ein großes Problem für mich. Nein, war nur ein Spaß. Ich weiß, dass Schule sehr wichtig ist, trotzdem schaffen es die Lehrer irgendwie nicht, dass mir die Schule so richtig Spaß macht. Ich hab lange geglaubt, dass es an mir liegt, aber ich glaube, dass da im Schulsystem was nicht stimmen kann. Wenn ich etwas mit Freude tue, wie z.B. Gitarre spielen und singen, dann kann ich eine Melodie oft nach einmaligem Spielen schon auswendig nachspielen. Dagegen sitze ich oft stundenlang vor einem Schulheft, um den Schulstoff auswendig zu lernen. Ich würde mir wünschen, dass mir die Schule genauso Spaß macht wie das Gitarre spielen und das Singen. Ich hatte immer Angst zu sagen, dass ich nicht gerne in die Schule gehe, weil sich das so anhört, als wäre ich faul und wollte nichts lernen. Das stimmt aber nicht, ich habe voll Lust, Neues zu lernen und kreativ zu sein. Ich denke, wenn Kinder nicht gerne in die Schule gehen, dann liegt das nicht an den Kindern, sondern am Schulsystem. Wenn der Lernstoff so vermittelt würde, dass man es abends kaum erwarten könnte, am nächsten Tag wieder in die Schule zu gehen, dann wäre so manches Kind glücklicher im Leben. Aber da können wir Kinder nichts daran ändern, sondern da sollten sich die Erwachsen Gedanken machen, von denen bestimmt viele auch nicht gerne zur Schule gegangen sind. Aber bitte an alle Kinder, die dieses Interview vielleicht lesen: Schule und Lernen sind wichtig. Aber vielleicht finden die Erwachsenen ja mal eine Lösung, die es auch kindgerecht ist und mehr Spaß macht.

Du hast in den Medien und sozialen Netzwerken eine große Popularität.

Wie gehen deine Schulfreundinnen und Freunde damit um?

Anfangs war natürlich ein Riesentumult in der Schule, als mich die Kinder bei Voice Kids im Fernsehen gesehen hatten. Die ersten paar Tage musste ich in der Pause unzählige Autogramme schreiben. Ich hatte nicht mal die Zeit, um in mein Pausenbrot zu beißen. Meine zwei besten Freunde mussten sogar Bodyguard spielen, weil mich die Schüler sonst überrannt hätten. Mittlerweile hat sich das aber gelegt, denn auch wenn sich mein privates Leben durch Voice Kids komplett geändert hat, bin ich in der Schule immer noch derselbe Nils wie vor meinen Auftritten im Fernsehen.

Wir von Momo waren von deinem Video und von dem Text deines Liedes „Ich lieb mich so, wie ich bin“ und den eingespielten Bildern sehr beeindruckt.

Sind die Inhalte der Texte deine eigenen kreativen Ideen oder wer unterstützt dich dabei? 

Die Ideen zu meinen Liedern finde ich in meinem Alltag. In meiner Voice-Kids-Zeit hatte ich den Kopf mehr bei meiner Musik als bei der Schule. Es war auch die Zeit, in der ich gerade an die Realschule gewechselt bin. So kam es, dass ich mit einer Fünf in Mathe nach Hause kam. Ich konnte es meinen Eltern aber irgendwie nicht gleich sagen und lief das ganze Wochenende mit einem Kloß im Hals herum. Montagfrüh beichtete ich dann unter Tränen meinem Vater, dass ich eine Fünf in Mathe habe. Er sagt dann, dass es nicht schlimm sei und ich es das nächste Mal gleich sagen soll, weil ich mich doch sonst das ganze Wochenende schlecht fühle. Abends fragte ich mich dann, warum so eine Note mir einen Kloß im Hals machte und mich zum Weinen bringt. Ich dachte, da läuft doch etwas schief, denn es ist nur eine Note und kein Weltuntergang. Ja, und dann habe ich mich hingesetzt und mir Gedanke über das Thema gemacht. Ich schreibe bei meinen Liedern zuerst die Texte. Dann zeige ich sie meinem Vater. Er gibt mir immer super Tipps und wir arbeiten dann gemeinsam an den Texten, damit sie auch rund klingen. Dann nehme ich meine Gitarre zur Hand und beginne, die passende Musik für den Text und meine Gefühle zu finden. Danach singe ich es meinem Papa vor und wir setzen uns noch mal gemeinsam hin und nehmen Veränderungen am Text und Song vor. Wenn wir beide zufrieden sind, präsentiere ich meinen Song meiner Mutter und meinem Bruder. Wenn die begeistert sind, fahren wir ins Tonstudio und nehmen den Titel auf.

In den Gesprächen mit Heiko, deinem Vater, hatte ich das Gefühl, dass eine gewisse Lockerheit und Entspanntheit in eurer Familie herrscht.

Ist das auch der Grund, dass du so selbstbewusst und sehr sympathisch rüberkommst?

Erst mal vielen Dank für das Kompliment. Mein Papa ist großartig. Er hat selbst schon von Kindesbeinen an auf Bühnen als Zauberer und Bauchredner gestanden. Er hat wahnsinnig viel Lebenserfahrung und erzählt mir offen über die Ängste, die er schon hatte, und über Dinge, die in seinem Leben nicht gut gelaufen sind, und natürlich auch über die erfolgreichen Momente in seinem Leben. Er hatte auch einige Tiefpunkte in seinem Leben, die aber, wie er selber sagt, sehr wichtig für ihn waren. Papa arbeitet heute als Persönlichkeitstrainer und Heilpraktiker für Psychotherapie. Seine Offenheit, mit Schwächen und negativen Gefühlen umzugehen, hilft mir im Leben und beim Schreiben meiner Lieder. Ich denke, dass er durch seine Erfahrung so manche Dinge in unsere Familie einbringt, die man zwar nicht sehen, aber für sein eigenes Leben spüren kann. Ich glaube, der Schlüssel für Zufriedenheit und Selbstbewusstsein ist, wenn es einem die Eltern vorleben. Deswegen bin ich wirklich froh, dass meine Eltern sich lieben und glücklich sind.

Wie sieht die Zukunft für dich aus, Nils? Werden Musik und, damit verbunden, anspruchsvolle Texte weiterhin in deinem Leben einen wichtigen Platz haben?

Ich kann ja noch nicht in die Zukunft schauen, aber im Moment fühlt sich alles richtig an, was ich mache. Im Augenblick träume ich davon, mal ein Konzert zu geben, bei dem ich nur eigene Songs spiele. Deshalb sitze ich in jeder freien Minute mit Schreibblock, Stift und Gitarre in meinem Zimmer und schreibe neue Lieder. Ich möchte mit meinen Songs Botschaften hinterlassen und das geht nur, wenn man Themen aufgreift, die Menschen berühren. Erwachsene schreiben wahrscheinlich keine Lieder über Schulnoten, obwohl es vielen als Kind wahrscheinlich ähnlich ergangen ist wie mir. Deshalb darf ich die Themen, die Kinder und Jugendliche belasten und berühren, aufgreifen und in die Welt tragen. An den vielen positiven Zuschriften auf mein Lied „Ich lieb mich so, wie ich bin“ habe ich gemerkt, dass meine Themen und meine Texte viele Menschen ansprechen und berühren. Es ist wunderbar, so zu merken, dass man auf dem richtigen Weg ist.

In deinem Video spielt auch ein Freund im Rollstuhl eine Rolle.

Was wünscht du dir für die Kinder, die eine Behinderung haben und denen es nicht so gut geht?

Der Junge, der übrigens Felix heißt, kommt aus einem Nachbarort von mir. Er sitzt zwar im Rollstuhl, hat aber seine Leidenschaft zum Kanufahren entdeckt und wurde 2016 bayerischer Vizemeister, und zwar bei den nichtbehinderten Kanu-Rennsportlern. Ich habe größten Respekt vor Felix, dass er trotz seines Handicaps an sich und seine Zukunft glaubt. Das ist es, was ich allen Menschen mit Behinderung wünsche, dass sie in sich eine Leidenschaft entdecken, mit der sie trotz Handicaps etwas Großes für sich oder auch andere Menschen erschaffen können. Ich wünsche allen Lesern eine gute Zeit und würde mich freuen, wenn ihr mal, wenn es denn so weit ist, auf eines meiner Konzerte kommt.

Interview: Martina Lange