Kinderwunsch mit MS – na klar!

Aus medizinischer Seite spricht bei Multiple Sklerose nichts gegen eine Schwangerschaft. Es ist allerdings ratsam, den Kinderwunsch zuvor mit dem behandelnden Gynäkologen und Neurologen zu besprechen.

Grundsätzlich ist die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen bei MS nicht eingeschränkt. Jedoch ist die Rate an kinderlosen Frauen bei MS-Erkrankten besonders hoch. Ob dies biologische Ursachen hat, ist noch nicht vollständig geklärt.

Einige Studien weisen darauf hin, dass Kinderwunschbehandlungen dazu führen können, dass ein MS-Schub ausgelöst wird. Erfolgt eine Stimulation über Hormone und führt diese nicht zu einer Schwangerschaft, treten bei bis zu 35 % aller an MS erkrankten Frauen Schübe auf, sofern die MS-Therapie vor der Behandlung abgesetzt wurde. Wenn die Frau nach der Stimulationstherapie jedoch schwanger wird, ist das Schubrisiko nur minimal erhöht.

Früher wurde an MS erkrankten Frauen empfohlen, alle Therapien schon Monate vor einer Schwangerschaft abzusetzen. Dies gilt heute als überholt. Empfohlen wird allerdings, erst dann eine Schwangerschaft anzustreben, wenn sich die Krankheitsaktivität durch Therapien gut kontrollieren lässt.

Das Schubrisiko von Frauen nimmt im Verlauf der Schwangerschaft ab. Es kann jedoch nach der Entbindung wieder zu einem Schubanstieg kommen. Generell zeigen Untersuchungen, dass das Schubrisiko in der Schwangerschaft und nach der Entbindung dann hoch ist, wenn die Krankheitsaktivität zuvor schon hoch war.

Stefanie Daniels war 28 Jahre, als sie ihre MS-Diagnose erhielt. Heute lebt die mittlerweile 30-jährige Design-Ingenieurin mit ihrem Mann und dem gemeinsamen einjährigen Sohn in Mönchengladbach. Ihre Mutterrolle führte sie zugleich zu ihrer Leidenschaft: Als Spielgruppenleiterin organisiert sie mehrmals wöchentlich Spielgruppen. Weil der Powerfrau das noch nicht reicht, hat sie zusätzlich noch ein Kleingewerbe angemeldet und organisiert begeistert die Floristik für verschiedene Events.
Frau mit Baby im Tragetuch

Wann bist du an MS erkrankt und wie gehst du mit deiner Diagnose um?

2018 kam der Verdacht einer MS-Erkrankung auf. Ich beschloss zuerst, alles zu verdrängen. Ich habe fest behauptet, ich wäre gesund und die Krankheit gäbe es nicht. Da verschiedene Ärzte unterschiedliche Meinungen haben, war ich verwirrt und die Verdrängung war zuerst der beste Weg für mich. Erst Ende 2019 / Anfang 2020 galt die Diagnose als gesichert. Ab da gab es in meinem Kopf nur noch eine einzige Frage: Kann ich eigene Kinder bekommen?

Mutter mit Baby

Welche Bedenken hattest du bezüglich deines Kinderwunsches?

Mein Kinderwunsch war so groß, dass ich mir nicht viele Gedanken gemacht habe. Ich habe noch während meines Krankenhausaufenthalts im Dezember 2019 gefragt, ob ich Kinder haben kann. Der Arzt antwortete: „Sie müssen sich entscheiden: entweder Ihre Gesundheit oder Kinder.“ Was er danach noch sagte, weiß ich nicht mehr. Meine Welt lag erstmal in Scherben. Die Entscheidung war jedoch direkt klar: Ich will Kinder!

Welche Besonderheiten gab es bei dir während der Schwangerschaft aufgrund deiner Erkrankung?

Ich freute mich total, als ich schwanger wurde! Meine Schwangerschaft verlief ganz normal. Es gab keine besonderen Probleme oder Beschwerden. Lediglich zur Geburtsplanung musste ich vorher ins Krankenhaus.

Wie waren die Reaktionen deines Umfeldes auf deine Schwangerschaft?

Meine Familie und Freunde haben sich sehr mit uns gefreut. Mein Vater hätte es jedoch lieber gesehen, wenn ich noch ein Jahr abgewartet und eine Basistherapie begonnen hätte. Ich war es jedoch leid zu warten und bereue es heute nicht: Ich habe einen wundervollen Sohn bekommen. Mit meinem Neurologen habe ich besprochen, dass die Therapie begonnen wird, sobald ich abgestillt habe.

Was würdest du anderen Frauen mit MS raten, die einen Kinderwunsch haben?

Wenn ihr an MS erkrankt seid und einen Kinderwunsch habt, sprecht bitte offen mit eurem Neurologen über das Thema. Natürlich muss jeder Patient und der Verlauf individuell betrachtet werden, aber solche Aussagen wie damals von meinem Arzt („Gesundheit oder Kinder“) sind schlichtweg herzlos und vor allem falsch. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Mut auf eurem Weg und einen kleinen Funken Magie.

Lieben Dank, Steffi, für das Interview!

Wenn ihr Steffi auf Instagram folgen wollt, werft gerne einen Blick auf ihre Profile: @astorywithflowers und @1steff3

Quellen: multiplesklerose.ch, ms-und-kinderwunsch.de
Fotos: @Pattuska_weddings, @lolas_hochzeitsfotografie