Künstliche Intelligenz

Wissenschaftler vor durchsichtigem Touchscreen

„Man kann es sich vorstellen wie bei Bauingenieuren, die nicht mehr selbst im Tunnel sein müssen, um Risse zu erkennen, weil die Maschine diese frühzeitig selbst erkennt und ­Warnsignale gibt.“

Mit diesen Worten erklärt Ana Campos den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bereich medizinischer Geräte. Ihre Firma Trivadis ent­wickelt mithilfe von Datenspezialisten Programme, die komplexe Daten erfassen und Zusammenhänge erkennen können. Ana Campos wuchs mit einem von epileptischen Anfällen geplagten kleinen Bruder auf. Ihr Wunsch ist es nun, durch den Einsatz moderner Technologien Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu helfen. Die Firma Trivadis entwickelte hierzu spezielle Algorithmen. Schon seit Jahren beschäftigt sich das Unternehmen mit dem Einsatz praxisnaher, alltagstauglicher künstlicher Intelligenz.

Einsatz findet diese Technik beispielsweise im Kinderhaus AtemReich.

Hier leben 18 Kinder, die nicht selbstständig atmen können und künstlich beatmet werden müssen. Viele von ihnen sind nicht in der Lage zu sprechen und in weiten Bereichen ihrer Körperfunktionen eingeschränkt. „Anhaltspunkte darüber, wie es den Kindern geht, erhalten die Pflegekräfte vor allem über die Vitalwerte. Diese wurden bislang manuell von den Monitoren auf Papier übertragen und waren nicht miteinander verbunden. Auswertungen waren aufgrund der immensen Datenmengen nicht möglich“, erzählt Felicitas Hanne, Geschäftsführerin des Kinderhauses AtemReich. Verschiedene Geräte lieferten unterschiedliche Daten, die von dem Pflegepersonal in einen Zusammenhang gebracht werden mussten. Diese Methode war nicht nur aufwendig, sondern auch fehleranfällig.

Algorithmus die komplexen Daten verschiedenster Maschinen erfassen.

Ein Algorithmus erkennt Verbindungen und wiederkehrende Muster. So können im Kinderhaus AtemReich alle medizinischen Geräte miteinander gekoppelt und die entsprechenden Informationen ausgewertet werden. Anomalien werden von dem Programm schnell erkannt und es kann frühzeitig reagiert werden. Auch Zusammenhänge, die vorher nicht hergestellt werden konnten, lassen sich durch das Programm aufdecken. Somit kann nicht nur den Kindern direkt geholfen werden, sondern es bleibt aufgrund der verbesserten Effizienz auch mehr Zeit, die wiederum den Kindern zugutekommt.

Der im Haus AtemReich ­lebende Maxi profitierte ­bereits von der neuen Technologie:

Es entstanden immer Situationen, in denen Maxi ein autoaggressives Verhalten zeigte. Die Ursachen waren unbekannt. Erst die Auswertung verschiedener Vitalwerte gab Auskunft darüber, dass eine für Maxi nicht optimale Dosierung eines Medikaments mit dem Verhalten des Jungen in Verbindung stehen könnte. Diese Dosierung war so gering, dass das Pflegepersonal und die Ärzte den Zusammenhang vorher nicht selbst herstellen konnten. Erst das auf künstlicher Intelligenz basierende Programm gab den entscheidenden Hinweis. Die Dosis wurde dementsprechend modifiziert und seitdem geht es Maxi wieder besser.

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Quellen: trivadis.com, atemreich.de