Mario Kotaska im Gespräch

Lieber Herr Kotaska,

vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview in unserem Magazin genommen haben. Unsere Publikation „Momo – Mobilität · Motion & Barrierefrei“ ist ein Familienmagazin und ein großes Thema in jeder Ausgabe sind Familien, in dem ein Mensch mit Handicap porträtiert wird.

Herr Kotaska, in Ihrer Vita konnten wir lesen, dass Sie sich für die DKMS engagieren bzw. dieser zugetan sind. Haben Sie hier besondere Berührungspunkte, ein Ereignis in Ihrem privaten Umfeld, welches Sie für dieses Thema sensibilisiert hat?

Ich halte die DKMS für eine sehr sinnvolle Einrichtung, um nicht zu sagen, extrem wichtig, und für mich lag es nahe, in Köln vor Ort einige Aktionen zu begleiten. Mir tut es nicht weh, ich freue mich, wenn ich helfen kann. Wir haben auch in Berlin einen Kochkurs gemacht für die DKMS und ich sagen immer wieder: „Essen verbindet.“😉

In den letzten Jahren hat sich die Ernährung nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei vielen Kindern weiter zum Nachteil verändert. Noch nie hatten wir so viel adipöse Kinder. Die Corona-Situation hat das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung sicherlich nicht unbedingt positiv beeinflusst. Was, denken Sie, können wir, also die Eltern, aber auch unsere Gesellschaft insgesamt präventiv tun, damit sich unsere Familien in Zukunft bewusster ernähren? Wären hier auf Kinder zugeschnittene Küchenformate oder Mitmachshows eine Idee? Oder wo würden Sie ansetzen?

Ich persönlich habe im Garten verschiedene Gemüse angepflanzt und die Kinder wurden daran beteiligt. Outdooreinsatz mit Erntefest statt Handy im Haus war die Devise. Tatsächlich hatten alle Spaß dabei und wir hatten auch Hühner, die den Kreislauf ganz gut beschrieben haben: Die Hühner bekommen von uns ein schönes „Zuhause“, sie erhalten aus den Essensresten ihr Futter, sie belohnen uns mit frischen Eiern usw. Klar will man da mithelfen, dass dieser Kreislauf weiter funktioniert. Toll wäre es, wenn wir mehr „Lehrgärten“ hätten. Das gibt den Kindern so viel für das Leben mit. Viele Kinder wissen ja nicht mal, wie Gurken wachsen oder wie gut selber gezogene Tomaten schmecken. An so einem Projekt hängt ja noch viel mehr: guten Boden zum Wachsen zu haben, und daher sind solche echten Lebensprojekte das Tollste, würde man es nur mehr fördern. Finden Sie nicht auch? Und dann komme ich auch endlich zum Thema „sich bewusster ernähren“: Das ergibt sich daraus einfach viel schneller und auch das Rausgehen in den Garten ist förderlich, weg vom Computer, vom Handy und raus an die frische Luft. Schrebergärten oder sogenannte „Mietgärten“ gibt es zum Glück nicht selten und man muss – so man daran Interesse und Spaß hat – einfach Augen und Ohren offen halten und sich danach erkundigen. Ein schönes Projekt auch für die ganze Familie, wie ich finde.

Wie sieht aus Ihrer Sicht gesundes und nachhaltiges Kochen aus, besonders in Bezug auf Familien mit einem geringen Budget oder mit Blick auf die Generation Plus, denn hier ist ja nicht selten Altersarmut ein großes Thema.

Ja, stimmt. Gemüse ist häufig teurer als Fleisch, das sollte nachdenklich stimmen. Aber ich denke zum Beispiel, ein toller Eintopf, der ist kostengünstig, und man kann so facettenreich variieren, dass das nicht „die Welt“ kostet. Kartoffeln, Lauch, Karotten, Sellerie, eine selbst gemachte Brühe und vielleicht noch Grießklöße – fertig ist ein schneller Eintopf. Spitzkohl, schnell gemacht, gern mit auch mal einer Bulette – das alles sind Gerichte, die kosten nicht viel, und in meinem Familienkochbuch habe ich eine Vielzahl von weitaus bunteren Gerichten zusammengefasst. Häufig fehlt einem nur die passende Idee und da hoffe ich, dass ich viele Ideen mit dem Buch geliefert habe.

Auf meinen Reisen, insbesondere in Südeuropa, habe ich es als sehr angenehm empfunden, dass das Kochen, die Sensibilität und der Respekt den Produkten gegenüber eine sehr hohe Wertschätzung erfährt – insbesondere das gemeinsame Am-Tisch-Sitzen mit mehreren Generationen und die damit verbundene Kommunikation. Welche Erfahrungen haben Sie auf Ihren Reisen und Exkursionen in Bezug auf dieses Thema gemacht?

Ja, da sprechen Sie was an … Viele Nationen sind mehr und intensiver in der Familie am Tisch, als wir das sind. Wobei wir auch regionale Unterschiede haben. Ich kenne das Problem natürlich, dass wir eher dann „jeder für sich“ praktizieren. Aus diesem Grund habe ich das Kochbuch gemacht: Da kann man so kochen, dass man durch geringe Abwandlungen für alle was Passendes kochen und gut vorbereiten kann, und dann muss man natürlich das Ganze innerhalb der Familie auch umsetzen. Will sagen: Jeder muss das auch so wollen.

In den Kochshows, die Sie begleiten und moderieren, kommen Sie sehr locker und humorvoll rüber. Haben Sie für unsere kleinen und großen Leserinnen und Leser ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

In der Tat bin ich humorvoll. Im vergangenen Jahr ist mein Vater leider von uns gegangen und der hat immer gesagt: „Ehrlichkeit ist eine Tugend, die sollte man hegen und pflegen und so kommt man auch am weitesten.“ Das behalte ich bei und das habe ich so an meine Kinder weitergegeben.

Interview: Peter Lange, Fotos: © A. Strittmatter