Pubertät – Mobbing. Es kann jeden treffen

Mädchen hält sich die Augen zu - hinter ihrem Rücken wird gelästert

Eigentlich will Greta diesen Montag nicht zur Schule. Ihre Mutter nahm ihr die vorgetäuschten Bauchschmerzen aber nicht ab und so steigt sie mit gesenktem Blick in den halbvollen Bus. In der hinteren Reihe sitzt wieder die Mädchengruppe. „Du hättest auch liegenbleiben können. Sowas wie dich braucht die Welt doch gar nicht“, wird Greta begrüßt. Tränen der Scham steigen ihr in die Augen.

Junge mit Kopf auf den Knien

Von dieser morgend­lichen ­Schikane erzählt sie niemandem, nicht ihrer Freundin, ihrem Lehrer und auch nicht ihren ­Eltern. Zu peinlich ist es ihr, dass jemand sie so behandelt wie diese Gruppe gleichaltriger ­Mädchen. Vielleicht ist sie am Ende ja sogar selbst Schuld und die Mädchen haben recht?
So wie Greta geht es unzähligen Kindern und Jugendlichen. Es handelt sich hierbei um Mobbing (auch Bullying genannt – ein Begriff aus dem Englischen). Mobbing bedeutet, dass ein Mensch wiederholt und über längere Zeit von anderen ­Personen schikaniert wird.

Es gibt verschiedene Arten von Mobbing:

• verbales Mobbing (z. B. Beschimpfungen oder Auslachen)
• stummes Mobbing (z. B. Ausgrenzen oder Nichtbeachtung)
• Cybermobbing (Mobbing über das Internet oder Handy)
• körperliches Mobbing (z. B. körper­liche Nötigungen oder Gewaltandrohungen)

In den meisten Fällen wird nicht nur auf eine Art gemobbt, sondern die Opfer sind unterschiedlichen Angriffen und Erniedrigungen ausgesetzt.

Mobbing kann überall geschehen: auf dem Pausenhof, dem Schulweg, auf Facebook oder im Bus. Häufig erwischt es Jugendliche, die aus irgendeinem Grund anders sind, sei es, dass sie die falsche Kleidung tragen, eine andere Hautfarbe haben oder Merkmale besitzen, die sie von anderen abheben. Man kann aber auch rein zufällig Oper von Mobbing werden, ohne dass sich ein Grund hierfür identifizieren lässt. Wichtig zu verstehen ist, dass das Opfer keine Schuld an der Situation trägt.

In Zeiten von Facebook, Instagram und TikTok wird Cybermobbing immer häufiger.

Dies ist besonders perfide, da die Täter für das Opfer häufig nicht mal identifizierbar sind. Falsche Anschuldigungen oder private Fotos des Opfers können so überall im Internet verbreitet werden. Häufig hat das Opfer auch keine Möglichkeit, alle Mobbingspuren aus dem Internet zu entfernen, so dass es nicht weiß, wer alles hiervon erfährt. Scham ist bei Opfern von Cybermobbing oftmals besonders ausgeprägt.

Jeder kann in die Situation kommen, gemobbt zu werden. Wenn ihr mitbekommt, dass jemand gemobbt wird, seid ihr Mobbingzeuge und könnt dazu beitragen, dass dem Opfer geholfen wird. Aus Scham zögern viele Opfer sehr lange, bis sie selbst aktiv nach Hilfe suchen, und sind häufig für Unterstützung dankbar.

Mädchen guckt bedrückt auf ihr Handy

Was kannst du tun, wenn du gemobbt wirst?

Wenn du selbst Opfer von Mobbing bist, dann lass dir gesagt sein, dass du an dieser Situation keine Schuld trägst. Die Bezeichnung „Opfer“ führt vielleicht dazu, dass du dich schwach und klein fühlst. Lass dich von diesem Begriff nicht irreleiten, denn du hast dir diese Rolle ja nicht ausgesucht.

Wichtig ist nun, dass du überlegst, wem du dich anvertrauen könntest. Gibt es einen Lehrer an deiner Schule, zu dem du Vertrauen fassen könntest? Sind Freunde oder deine Eltern mögliche Ansprechpartner, mit denen du gemeinsam nach Lösungen suchen kannst?

Überlege mal, an welchen Stellen du aktiv werden könntest: Macht es vielleicht Sinn, einen anderen Schulweg zu wählen oder mit jemandem zusammen zu gehen? Gibt es in deiner Gegend einen Selbstverteidigungskurs? Hierbei geht es nicht darum, Gewalt mit Gewalt zu vergelten, sondern um die Stärkung deines eigenen Selbstwertgefühls.

Wenn du in der Öffentlichkeit gemobbt wirst, könntest du andere Personen um Hilfe bitten. Hierbei empfiehlt es sich häufig, die Personen konkret anzusprechen („Sie mit der blauen Jacke, könnten Sie bitte …?“).
Es gibt in deiner Stadt vielleicht auch örtliche Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst. Auch ein Psychotherapeut könnte ein möglicher Ansprechpartner sein, um einen für dich guten Umgang mit der Situation zu erlernen.

Von Mobbing Betroffene können beispielsweise hier Hilfe finden:

www.nummergegenkummer.de
www.juuuport.de
www.cybermobbing-hilfe.de

Für Eltern

Hinweise auf Mobbing können beispielsweise schlechtere Schulnoten oder Bauchschmerzen vor der Schule sein. Manche Kinder wirken auch ruhiger und in sich gekehrter, während andere sich aggressiv verhalten.

Einige Kinder haben häufiger fehlende oder kaputte Sachen und verlangen mehr Taschengeld. Dies kann ein Hinweis auf Erpressung sein.
Folgen von Mobbing können emotionale und psychosomatische Störungen sein, deren Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter hineinreichen. Auch ein schulischer Leistungsabfall ist häufig eine Begleiterscheinung des Mobbings.

Junge wird körperlich bedroht - ein anderer Junge filmt

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind gemobbt wird?

• Verdeutlichen Sie Ihrem Kind, dass es keine Schuld an der Situation trägt.
• Fördern Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes.
• Seien Sie Vorbild in der konstruktiven Regelung von Konflikten.
• Ermuntern Sie Ihr Kind im häuslichen Rahmen zum Setzen von Grenzen.
• Suchen Sie den Kontakt zur Schule/Einrichtung und besprechen Sie das weitere Vorgehen.
• Pflegen Sie in der Familie einen vertrauensvollen Gesprächsaustausch.
• Sozialisieren Sie Ihr Kind (etwa durch Eintritt in einen Verein o. Ä.).
• Beratungsstellen können auch Eltern unterstützende Hilfe anbieten.
• Als letzter Ausweg kann ein Schulwechsel helfen.

Quellen: familienhandbuch.de, schuelerhilfe.de, praxistipps.focus.de
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