SONEA – gelebte Inklusion

Sonea zeigt wie inklusion mit Down Syndrom geht

„Mama, Du hast bei mir einen verpassten Anruf gemacht“, meldet sich Sonea aufgeregt am Telefon. „Ja, ich habe gerade versucht Dich zu erreichen. Ich bin auf dem Weg nach Hause. Bei Dir alles klar?“, antworte ich lächelnd. So läuft das in der Regel ab, wenn ich nach der Arbeit zu Hause anrufe und kurz danach der Rückruf kommt.

Meistens kommt Sonea realtiv zeitgleich mit mir nach Hause: sie aus der Schule, ich aus der Agentur. Aber hin und wieder kommt es zu Überschneidungen. Inzwischen haben wir uns gut eingegroovt.

Sonea hat sich mit Down Syndrom zum Teenager entwickelt

Soneas Entwicklung: Vom Kind zum Teenager

Sonea ist ein richtiger Teenie geworden und es gibt wirklich keine Themen, die vor ihr Halt machen. All das, was andere 14jährige beschäftigt, umtreibt sie auch. Jungs findet sie toll und gerät leicht ins Schwärmen. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass all die Dinge, die ich mich niemals in ihrem Alter getraut hätte, einfach so aus ihr rausbrechen. An Selbstbewusstsein mangelt es ihr definitiv nicht.

Inklusion: Mehr als nur ein Wort

Bei allem, was in Soneas Leben passiert, versuchen wir unseren Weg so inklusiv wie nur möglich zu beschreiten. Und alleine das zu schreiben, klingt schon so unglaublich falsch. Als wollen wir eine Sonderbehandlung und als wäre der vorgezeichnete Weg für uns nicht abenteuerlich genug. Dabei sind wir gar nicht so große Abenteurer und die Inklusion seit nunmehr 20 Jahren im Grundgesetz als Menschenrecht verankert. Trotzdem ist sie nicht selbstverständlich. Und genau deshalb schlagen wir auch immer wieder andere Wege ein, damit Sonea einfach mal sein kann, ohne sich anders zu fühlen, als alle anderen. Aber eine Peergroup zu finden, ist auch keine leichte Mission.

Soneas lebt Inklusion im Schulalltag

Herausforderungen der Pubertät: Inklusion im Schulalltag

Pubertät ist verwirrend und verändernd. Wie muss das für jemanden sein, der bzw. die ohnehin immer raussticht? Weil es in ihrem Alter leider nur noch wenige gibt, die inklusiv beschult sind? Und wie gut verstehe ich es, wenn Sonea mal wieder total ablehnend ihrer Schulbegleitung gegenüber reagiert. Nicht, des Menschens wegen, sondern weil das System einfach mies ist und sie an manchen Tagen einfach dagegen rebelliert. Welche 14jährige findet es schon toll ständig von einem erwachsenen Schatten umgeben zu sein? Kein Quatsch machen zu dürfen, ohne dass es bemerkt wird?

 

Und auch, wenn sich alle Beteiligten wirklich viel Mühe geben und versuchen individuelle Lösungen für Sonea zu schaffen, frage ich mich dennoch manchmal: wie lange kann das noch gut gehen? Und ist dieser Weg für Sonea wirklich noch der Richtige?

Sonea feiert ihren Geburtstag trotz Down Syndrom glücklich und unbeschwert

Unvergessliche Momente: Soneas 14. Geburtstag

Als wir im Februar Soneas 14. Geburtstag gefeiert haben, hat sie 6 Mädchen aus ihrer Klasse eingeladen. Sie hat ihre Geburtstagseinladungen komplett alleine geschrieben und in der Schule verteilt. Alle Mädchen kamen, um mit ihr zu feiern. Ich kann gar nicht in Worte fassen, in was für einem Glückstaumel ich mich an dem Tag befand. Es mag jetzt vielleicht komisch klingen, aber bei all den Sorgen, die einem als Mutter eines Kindes mit Lernschwierigkeiten umgibt, ist so ein Tag einfach die pure Erleichterung. Zu sehen, wie selbstverständlich alle mit Sonea umgehen, einfach die schönste Bestätigung dafür, dass sich die Abenteuerreise bis hierhin definitiv gelohnt hat.

Das Besondere am Down-Syndrom

Und trotzdem sind Begegnungen, wie jene an Soneas Geburtstag selten und außerdem nicht vergleichbar mit den Momenten, in denen ich Sonea zum Beispiel mit ihrer Freundin Mieke erlebe, die ebenfalls das Down-Syndrom hat. Wenn beide auf ihrer eigenen Welle surfen und einander einfach verstehen.

Nach einem stressigen Tag reicht es, wenn Sonea mich einfach mit ihren wachsamen, bis ins Innerste durchdringenden Augen anschaut. Ein Lächeln. Eine Umarmung. Und alles ist gut. Ein Tag mit Sonea und ihrer Freundin Mieke multipliziert dieses Gefühl des vollkommenen Friedens um ein Vielfaches.

Und so abgedroschen das vielleicht klingen mag: jeder, der einen Menschen mit Down-Syndrom in seinem Leben hat, wird wissen, was ich meinen und sich vielleicht dabei ertappen, still vor sich hinzulächeln.

Der inklusive Weg zeigt bei Menschen mit Down Syndrom ein Fest der Chancengleichheit

Special-Olympics: Ein Fest der Chancengleichheit

Die Special-Olympics in Berlin konnte ich selbst leider nur über die Berichterstattung auf Instagram verfolgen. Aber in den Tagen während und nach den Special-Olympics im Juni, war mein Instagram-Feed so schön wie nie zuvor. Immer wenn ich durch den News-Feed scrollte, musste ich lächeln: so viel aufrichtige Freude, so viel Power, so viele Menschen, die sichtlich stolz waren, dass man an sie glaubt und dass man ihnen eine Chance gibt zu zeigen, was in ihnen steckt.

Chancengleichheit, das ist es, worauf es ankommt und nicht höher, weiter, schneller! Und genau das, sollten auch Menschen ohne Behinderung und ohne Lernschwierigkeiten viel mehr für sich beherzigen. Genau deshalb sind Veranstaltungen, wie die Special-Olympics in meinen Augen unglaublich wichtig. Damit sich die Menschen viel mehr darauf besinnen in den Dingen gut zu sein, die ihnen Spaß machen und sich nicht auf Dinge zu fokussieren, die sie niemals erreichen können und deshalb unglücklich zu sein.

Text und Foto: privat, Familie Weides