Soziales Lernen durch Musik

Soziales Lernen durch Musik

Einzigartiges Bandklassen-Konzept an der SRH Stephen-Hawking-Schule

Louis Berton ist ein gefragter Mann. Seit der Gymnasiast zusammen mit dem Studenten Louis Leibfried den Song „Spiegel, Spiegel“ für die Schlagersängerin Vanessa Mai geschrieben hat, plant er nur noch mit dem Kalender in der Hand. Für Interviews ist die Zeit knapp, denn er möchte erst mal sein Abitur an der SRH Stephen-Hawking-Schule machen. Diese Schule fördert neben dem Wissenserwerb in den „Kernfächern“ auch sportliche und musische Ambitionen der Schüler von der Primarstufe bis zum bestmöglichen Schulabschluss.

Schon seit der Schulgründung im Jahr 1974 wurde von den Musiklehrern ein „Bandklassen-Konzept“ entwickelt. Das bedeutet: Im Fach Musik lernen die Schüler die Inhalte nicht nur auf theoretischer Ebene kennen, sondern auch, diese im Bandkontext am Instrument umzusetzen. Im Musikunterricht erfahren sie also viel über die Grundlagen der Bandinstrumente. Gleichzeitig dürfen sie alles vom Schlagzeug bis zur E-Gitarre ausprobieren und einfach mal Musik „machen“. Je nach Neigung bietet diese durchgängig als positiv erlebte musikpädagogische Konzeption den Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten, sich musikalisch und künstlerisch zu entfalten. Besonders den Schülern mit körperlichen und motorischen Einschränkungen hilft dies, ihr Talent zu erkennen, sich mehr zuzutrauen und selbstbewusster zu werden. Den Musiklehrkräften gewährt die Konzeption pädagogischen und inhaltlichen Freiraum für jeden einzelnen Schüler. Die Eltern erkennen den Sinn und Gewinn durch die tolle Entwicklung ihrer Kinder vor allem im sozialen Miteinander.

Das aktuell einstudierte Musiktheater „Kupfer“ erntete nicht nur viel Applaus, es wurde auch für den Lotto-Musiktheaterpreis 2019/2020 nominiert. Die Produktion in Kooperation mit der Musikschule Neckargemünd und dem Heidelberger Impro-Theater „Kopfsalat“ wird zudem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Bündnisse für Bildung „Kultur macht stark“ gefördert. Das Stück wurde komplett mit Text, Musik, Choreographie und Schauspiel von den Schülern der integrativen 8. und 9. Klassen der Gymnasien und Realschule der SRH Stephen-Hawking-Schule selbst entwickelt. „Mit Blick auf das etwa 20jährige Engagement unserer Schule im Netzwerk der UNESCO-Schulen, deren Arbeit im Bereich sozialer, pädagogischer, kultureller und politischer Projekte angesiedelt ist, war es diesmal unser Anspruch, politisches Theater zum Thema „Flucht“ zu machen“, erklärt Petra Schostak als für die Gesamtkoordination von „Kupfer“ verantwortliche Lehrerin.

Es geht darin um zwei Jugendliche, die aus verschiedenen Beweggründen auf der Flucht sind: Das Mädchen Era hält den „Familienkrieg“ zuhause nicht aus und flieht in eine Welt voller Aussteiger. Der Junge Sharif hingegen hat keine Familie mehr. Er stromert durch die vom Krieg zerstörten Straßen und sammelt Geld für die „Flucht“ in ein friedliches, besseres Leben. Aus diesen parallel inszenierten Welten ergeben sich existenzielle Fragen zur tagespolitisch „brennenden“ Aktualität. Das Stück wird auch bei den 34. Heidelberger Schultheatertagen im Mai 2020 zu sehen sein.

Auch Louis Berton ist vom Musiktheater seiner jüngeren Mitschüler begeistert. Noch vor der Abi-Phase hatte er am jährlichen Bandworkshop der SRH Stephen-Hawking-Schule in der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf teilgenommen. Dort bekam er den letzten Schliff für seine Pop-Konzerte, die besonders in Neckargemünd eine große Fangemeinde anziehen. Louis spielt auch gerne bei SRH Schulen-Veranstaltungen, etwa bei Verabschiedungen, Schulfesten oder der Eröffnung neu gestalteter Schulräume.

So wurde jüngst der Musikbereich um einen Raum für digitale Musikproduktion erweitert. Feinste Ausstattung mit aktueller Hard- und Software lädt zum Schaffen eigener „Tracks“ ein. Auf allen Rechnern befinden sich professionelle Musikprogramme. Manche Schüler vergessen hier die Zeit, komponieren Rap, Hip Hop oder Pop. Auch Louis Berton kennt alle Musikräume „wie im Schlaf“. Ihn hat dieses enorme Angebot im Fachbereich Musik in seinem Berufswunsch bestärkt: Nach einem Praktikum bei der Musikproduktionsfirma Naidoo-Herberger, während dem er die Chance zum Songwriting für den Popsong von Vanessa Mai genutzt hatte, plant er nun seinen nächsten Schritt: Ein Studium an der Popakademie Mannheim. Viel Erfolg!

Text und Fotoquellen
Text: Urheberrecht SRH Schule
Fotos: SRH Schule, Louis Berton, Michaela Horch