Superfoods – gesund oder nur Marketing?

Der Begriff „Superfood“ stammt aus dem Marketing und soll Lebensmittel mit angeblichen Gesundheitsvorteilen beschreiben. Superfood ist keine anerkannte wissenschaftliche Bezeichnung für Lebensmittel. Auch gibt es bisher keine rechtlich verbindliche Definition.

Superfoods aus fernen Ländern sollen viele wertvolle Vitamine, Proteine, Mineralstoffe und/oder sekundäre Pflanzenstoffe aufweisen. Damit aufgepeppte Müslis, Joghurts, Brote, Riegel, Energiekugeln, Smoothies oder Puddings sollen das allgemeine Wohlbefinden noch mehr stärken, zur besseren Fitness beitragen und allerlei Krankheiten vorbeugen bzw. gegen chronische Entzündungen und Erschöpfung helfen – und außerdem satt und schlank machen sowie wahre Anti-Aging-Mittel sein.

Superfoods sind meist natürliche, exotische Beeren, Früchte oder Samen wie Acai-Beeren, Chia-Samen oder Goji-Beeren, Maqui oder Moringa, um nur einige zu nennen. Diese Superfoods stammen aus Übersee und werden extra für die gesundheitsbewusste Ernährung westlicher Kulturen angebaut. Dafür wird eine weite Reise mit dem Flugzeug oder Schiff in Kauf genommen, was wiederum für eine schlechte Klimabilanz sorgt. Zudem verbrauchen viele dieser exotischen Lebensmittel extrem viel Wasser und Großbetriebe verdrängen kleinere Bauern. Aber ist es das wirklich wert? Sind Superfoods tatsächlich so supergesund?

Die kleinen, dunklen, mohnähnlichen Chia-Samen etwa sind nicht nur reich an Kalzium, Eiweiß, Phosphor und Mangan, sondern auch an ungesättigten Fettsäuren. Aber selbst der in Bolivien, Chile, China, Mexiko oder Australien angebaute Chia-Samen muss Tausende von Kilometern zurücklegen, damit er weiterverarbeitet werden kann. Regionale Leinsamen als gesunde Alternative schmecken jedoch genauso gut wie Chia-Samen und können in einer gleich großen Menge verwendet werden.

Oftmals sind die von gewerblichen Anbietern, einzelnen Ernährungsberatern oder einschlägigen Interessengruppen behaupteten gesundheitsfördernden Eigenschaften von Superfoods wissenschaftlich nicht belegt. Das heißt, ihre Wirkung ist nicht durch gesicherte Daten zu Enzymgehalten oder der Menge einzelner sekundärer Pflanzenstoffe bewiesen. Somit gibt es keinen belegten gesundheitlichen Mehrwert im Vergleich zu heimischen Beeren, Früchten und Samen.

Eine gewisse Vorsicht beim Verzehr von Superfoods ist zudem laut Verbraucherzentrale geboten. Wer schon einmal in exotischen Ländern Urlaub gemacht und die dortigen Lebensmittel probiert hat, musste vielleicht selbst darunter leiden – unter einer Überempfindlichkeit wie Übelkeit, Durchfall und/oder Erbrechen. Nicht selten können auch allergische Reaktionen wie etwa Juckreiz, Schwellungen oder Brennen im Bereich von Mund und Rachen auftreten.

Ausdrücklich weist die Verbraucherzentrale darauf hin, dass auch Wechselwirkungen mit einzunehmenden Medikamenten möglich sind. Goji-Beeren beispielsweise sind selbst in Form von Konfitüre gefährlich für Personen, die bestimmte Gerinnungshemmer (Blutverdünner) einnehmen, denn Goji-Beeren verstärken die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten, wodurch das Risiko für Blutungen ansteigen kann. Auch Pollenallergiker sollten Goji-Beeren meiden oder vor dem Verzehr einen Arzt konsultieren, da diese Beeren Atembeschwerden, Nesselsucht, Übelkeit und Schwindelgefühle hervorrufen können.

Saisonale regionale „Superfoods made in Germany“ wie etwa Äpfel, schwarze Johannisbeeren, Heidel- und Himbeeren, Tomaten, Spinat, Rote Beete, Rosenkohl oder der vor allem bei den Norddeutschen beliebte Grünkohl sind gesunde Alternativen zu Superfoods aus fernen Ländern. Am besten alles aus regional nachhaltigem Bioanbau.

Superfoods aus fernen Ländern sind selten frisch, sondern eher getrocknet und werden als Püree oder Extrakt, in Kapsel- oder Pulverform angeboten.

Quellen: laves.niedersachsen.de, pharmawiki.ch
Fotos: Zoomstudio_shutterstock.com, pxhere.com, pexels.com