Was macht eigentlich Lea?
Lea ist jetzt ein waschechtes Schulkind. Sie wurde in der konduktiven Einrichtung eingeschult, in der sie schon gefördert wird, seit sie mit einem Jahr die Kleinkindgruppe besucht hat. Die konduktive Förderung in Kombination mit Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie ist für Lea in ihren Schultag integriert.
Möglichst frei zu sitzen und zu stehen oder selbstständig zu laufen sind aktuell die wichtigsten Ziele.
Der Schultag ist lang, aber wenn Lea nach Hause kommt, können wir einen fast ganz normalen Familienalltag leben, da zumindest keine regelmäßigen Therapietermine anstehen.
Dann erzählt sie mit ihrem Talker davon, was sie in der Schule erlebt hat. Ihr Talker ist nach wie vor eines ihrer wichtigsten Hilfsmittel. Damit kann sie am Unterricht teilnehmen, ihre Gefühle äußern, Mama und Papa herumkommandieren, Spielzeug, Essen oder Aufmerksamkeit einfordern und neuerdings sogar die „Alexa“ bedienen. Leas kommunikative Fähigkeiten haben sich stetig weiterentwickelt. Bisher ist noch kein Wort über ihre Lippen gegangen, aber mindestens einmal am Tag hören wir ein „Papa! Ich liebe dich!“ Lea weiß nicht nur, wo die Worte auf ihrem Talker zu finden sind und wie sie sie zu einem Satz zusammenbaut, sie weiß auch, was sie bedeuten. Denn nachdem sie das gesagt hat, streckt sie Papa die Arme entgegen und will ihn knuddeln.
Auch Leas motorische Entwicklung ist weiter vorangeschritten. Im Sommer 2018 haben wir den ersten Durchgang des Programms „Auf die Beine“ in Köln absolviert.
Das Kernelement der Therapie ist die Galileo-Vibrationsplatte. Dafür haben wir eine Vibrationsplatte für sechs Monate nach Hause bekommen sowie ganz individuelle Übungen, die wir täglich durchgeführt haben. Lea ist dadurch kräftiger und beweglicher geworden. Seitdem kann sie auf einem Hocker oder im Schneidersitz sitzen, wenn sie eine Möglichkeit hat, sich festzuhalten. Durch Stützübungen sind die Arme kräftiger geworden, was ihr sowohl beim Sitzen als auch beim Stehen und Laufen an ihrer Sprossenwand sehr viel mehr Stabilität gibt. Möglichst frei zu sitzen und zu stehen oder selbstständig zu laufen sind aktuell die wichtigsten Ziele. Lea flitzt in ihrem gelben Lauftrainer umher. Gerade in der Schule hat sie damit ein großes Stück an Selbstständigkeit und Selbstbestimmung gewonnen.
Im letzten Jahr wollten wir eigentlich die langersehnte Reise zu den Delfinen antreten. Da hat uns Corona einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Wir mussten die Reise verschieben und hoffen nun, dass uns beim nächsten Versuch nichts in die Quere kommt. Den Lockdown im Frühjahr hat Lea ziemlich gut überstanden. Natürlich mussten auch wir uns ganz neu organisieren, einen neuen Rhythmus finden. Wie die meisten Familien mussten wir Homeschooling, Jobs und Haushalt unter einen Hut bringen. Was uns aber wirklich wichtig war, war Leas Förderung. Von heute auf morgen brach alles weg: keine Förderung in der Einrichtung, keine Hippotherapie, keine Wassertherapie. Um am Ball zu bleiben, mussten wir neben unseren eigentlichen Jobs und dem Elternsein auch Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten werden. Leas Therapeuten unterstützten uns über Video-Calls und versorgten uns mit Material und Informationen. Das war eine große Hilfe und wir haben es auch sehr genossen, Leas Fähigkeiten und Grenzen ganz bewusst auch wieder selbst zu erleben. Im Alltag ist das durch die Ganztagsschule fast nicht möglich.
Im Sommer konnten wir ein weiteres Therapiekonzept für uns entdecken. Lea nahm an der robotergestützten Lauftherapie mit dem Lokomat teil. Dabei ist sie in einem Roboter fixiert, welcher ihr die richtige Laufbewegung vorgibt und je nach Fähigkeit Kraft übernimmt. Mit der Zeit gewann sie an Ausdauer und Kraft – mittlerweile schafft sie es mit ihrem Walker von der Haustür bis zur nahegelegenen Bushaltestelle und wieder zurück. Das ist für Lea eine riesige Entfernung und fordert ihr einiges ab.
Aber wer weiß, vielleicht kann sie ja irgendwann mal sonntags zum Bäcker laufen, mit ihrem Talker Semmeln bestellen und sie zum Frühstück nach Hause bringen.
Text und Fotos: privat Familie Hansen